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Mozart - Sein Leben und Schaffen

Mozart - Sein Leben und Schaffen

Titel: Mozart - Sein Leben und Schaffen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Storck
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Wahrheitsliebe gegenüber seinem Vater gewesen ist, ist ihm unbedingt zu glauben, daß er, als er bei Webers wohnte, keinerlei Heiratsabsichten hatte. Sicher hat gerade das wiederholte Mahnen seines Vatersund das viele Gerede der Leute ihn erst zur steten Beschäftigung mit diesem Gedanken gebracht. Nun kam hinzu, daß ihm, der von Kindheit an immer bemuttert worden war, das Leben in einer gemieteten Stube höchst unbehaglich sein mußte. Das war bei Webers doch ganz anders gewesen. Er hatte gleich in den ersten Tagen gemerkt, daß ihm »viele Kommoditäten in seinem neuen Logement abgingen, besonders wegen dem Essen; wenn ich recht notwendig zu schreiben hatte, so wartete man mit dem Essen, solange ich wollte, und ich konnte unangezogen fortschreiben und dann nur zur andern Tür zum Essen hineingehen sowohl abends als mittags. Jetzt, wenn ich nicht Geld ausgeben will und mir nicht das Essen in mein Zimmer bringen lassen will, verliere ich wenigstens eine Stunde mit dem Anziehen (welches sonst nachmittags meine Arbeit war) und muß ausgehen, abends besonders. Sie wissen, daß ich mich gemeiniglich hungrig schreibe.«
    Alle diese Stimmungen haben rasch zur Reife gebracht, was im Keim doch wohl schon vorhanden war. Er wurde sich seiner Liebe zu Konstanze Weber bewußt; es befestigte sich in ihm die Überzeugung, daß er mit ihr glücklich werden würde, und so tat er den entscheidenden Schritt und verlobte sich. In einem Brief vom 3. Dezember an den Vater hatte er auf eine Ermahnung, daß er an seine unsterbliche Seele denken solle, mit den Zeilen geantwortet: »Eben weil ich das nur zu gewiß weiß und glaube, so habe ich nicht alle Ihre Wünsche so, wie Sie gedacht haben, erfüllen können.« Dieser Satz hatte sofort das Mißtrauen des Vaters geweckt, der von seinem Sohn Aufklärung verlangte. Nun legte ihm dieser in seinem Brief vom 15. Dezember 1781 offen sein ganzes Herzenserlebnis dar: »Liebster Vater! Sie fordern von mir die Erklärung der Worte, die ich zu Ende meines letzten Briefes hingeschrieben habe! – O wie gerne hätte ich Ihnen nicht längst mein Herz eröffnet; aber der Vorwurf, welchen Sie mir hätten machen können, auf so was zur Unzeit zu denken, hielt mich davon ab – obwohl Denken niemalen zur Unzeit sein kann. – Mein Bestreben ist unterdessen, etwas wenig Gewisses hier zu haben – dann läßt es sich mit der Hilfe des Unsichern ganz gut hier leben – und dann – zu heiraten! – Sie erschrecken vor diesem Gedanken?– Ich bitte Sie aber, liebster, bester Vater, hören Sie mich an! – Ich habe Ihnen mein Anliegen entdecken müssen, nun erlauben Sie auch, daß ich Ihnen meine Ursachen, und zwar sehr gegründete Ursachen, entdecke. Die Natur spricht in mir so laut, wie in jedem andern und vielleicht lauter als in manchem großen, starken Lümmel. Ich kann unmöglich so leben wie die meisten dermaligen jungen Leute. – Erstens habe ich zu viel Religion, zweitens zu viel Liebe des Nächsten und ehrliche Gesinnungen, als daß ich ein unschuldiges Mädchen anführen könnte, und drittens zu viel Grauen und Ekel, Scheu und Furcht vor den Krankheiten und zu viel Liebe zu meiner Gesundheit, als daß ich mit H... herumbalgen könnte. Daher kann ich auch schwören, daß ich noch mit keiner Frauensperson auf diese Art etwas zu tun gehabt habe. Denn wenn es geschehen wäre, so würde ich es Ihnen auch nicht verhehlen; denn Fehlen ist doch immer dem Menschen natürlich genug, und einmal zu fehlen wäre auch nur bloße Schwachheit, – obwohl ich mir nicht zu versprechen getraute, daß ich es bei einmaligem Fehlen bewenden lassen würde, wenn ich in diesem Punkte ein einziges Mal fehlte. – Darauf aber kann ich leben und sterben. Ich weiß wohl, daß diese Ursache (so stark sie immer ist) doch nicht erheblich genug dazu ist; – mein Temperament aber, welches mehr zum ruhigen und häuslichen Leben als zum Lärmen geneigt ist, – ich, der von Jugend auf niemals auf gewohnt war, meine Sachen, was Wäsche, Kleidung und dgl. anbelangt, achtzuhaben, – kann mir nichts nötiger denken als eine Frau. – Ich versichere Sie, was ich nicht Unnützes öfters ausgebe, weil ich auf nichts achthabe. – Ich bin ganz überzeugt, daß ich mit meiner Frau (mit dem nämlichen Einkommen, das ich allein habe) besser auskommen werde als so, – und wie viele unnütze Ausgaben fallen nicht weg? – Man bekommt wieder andere dafür, das ist wahr, allein – man weiß sie, kann sich darauf richten und mit einem Worte,

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