Mozart - Sein Leben und Schaffen
für zwölf Stunden (ein Dukaten etwa 9 ½ Mark heutigen Geldes). Zunächst hatte er nur eine einzige Schülerin, die Gräfin Rumbeck, die später für eine derbedeutendsten Klavierspielerinnen galt. Doch konnte er sich damit allenfalls durchschlagen und benutzte die viele freie Zeit, um tüchtig zu komponieren, u.a. sechs Klaviersonaten, die im Herbst auf Subskription erscheinen sollten. Denn zunächst war natürlich auch damit nur wenig zu machen, trotzdem die Gräfin Thun und andere vornehme Damen es übernommen hatten, um Abnehmer zu werben.
Besser ließ es sich mit der Oper an. Der Intendant Graf Rosenberg hatte bei einer im Hause Thun veranstalteten Aufführung den »Idomeneo« gehört; außerdem hatte Mozart seine Operette »Zaide« mitgebracht. War nun diese auch wegen des Textbuches unmöglich, so hatte doch die Musik dem Inspizienten der Oper, Stephanie d. J., einen so guten Eindruck gemacht, daß er ihm ein neues Stück zu schreiben versprach. Nun erfreute sich dieser Stephanie keines guten Rufes; er galt für unzuverlässig und eigennützig. Wolfgang war vor ihm auf der Hut, glaubte aber doch, und zwar diesmal mit Recht, daß er sich auf den Dichter, dessen Geschicklichkeit er sehr hoch schätzte, verlassen dürfe.
Inzwischen erhoben sich neue Schwierigkeiten. Als Mozart Anfang Mai das Haus des Erzbischofs hatte verlassen müssen, war es ihm sehr willkommen gewesen, bei der ihm von Mannheim her so vertrauten Familie Weber ein Unterkommen zu finden. Der Vater Weber war gestorben. Die Mutter war, als ihre Tochter Aloysia unter so günstigen Bedingungen nach Wien engagiert war, mit ihren drei anderen Töchtern dahin übergesiedelt und lebte nun mit diesen, seitdem Aloysia den Schauspieler Lange geheiratet hatte, in nicht gerade glänzenden Verhältnissen. Auch wenn sie tatsächlich von ihrem Schwiegersohn so unterstützt worden ist, wie dieser in seiner Selbstbiographie behauptet, mußte es ihr doch willkommen sein, einige Zimmer vermieten zu können. Wolfgang seinerseits fühlte sich in diesem Hause sehr behaglich. Man nahm ihm alle die kleinen Haushaltungssorgen, die für ihn eine wahre Qual bedeuteten, freundlichst ab und wahrte auch alle denkbare Rücksicht auf sein künstlerisches Schaffen. Dem Vater aber kam dies alles nicht geheuer vor. Er war der festen Überzeugung, daß schon in Mannheim die FamilieWeber seinen Sohn ins Garn gelockt hatte und vermutete, daß er auch jetzt wieder eingesponnen werden sollte. Der kluge Mann mag wohl im Recht gewesen sein, wenigstens soweit die Mutter Weber in Betracht kam. Aber ebenso unverkennbar ist, daß für Wolfgang seine Unbefangenheit in allen diesen Dingen eine größere Sicherheit darstellte, als wenn er immer auf die Schlechtigkeit und Berechnung der Menschen aufmerksam gemacht wurde, für die er ja doch kein Verständnis und darum auch keine Gegenwaffe in sich trug. Jedenfalls drang der Vater jetzt darauf, daß sein Sohn eine andere Wohnung nehme. Der willigte gern ein, sobald er nur etwas Passendes gefunden haben würde. Er mag sich ja nicht allzu eifrig danach umgetan haben. Was er bei den ihm bekannten Familien Meßmer und Aurnhammer haben konnte, paßte ihm gar nicht. Dafür war dem Vater das Gerücht geworden, er werde eine Tochter der Frau Weber heiraten. Darauf antwortete Wolfgang am 25. Juli 178l: »Ich sage noch einmal, daß ich schon längst im Sinne gehabt, ein anderes Logis zu nehmen, und das nur wegen dem Geschwätz der Leute, und mir ist leid, daß ich es wegen einer albernen Plauderei, woran kein wahres Wort ist, zu tun gezwungen bin. Ich möchte doch nur wissen, was gewisse Leute für Freude haben können, ohne allen Grund so in den Tag hinein zu reden. Weil ich bei ihnen wohne, so heirate ich die Tochter; von verliebt sein war gar die Rede nicht, über das sind sie hinausgesprungen; sondern ich logiere mich ins Haus und heirate. Wenn ich mein Lebetag nicht ans Heiraten gedacht habe, so ist es gewiß jetzt, denn (ich wünsche mir zwar nichts weniger als eine reiche Frau) wenn ich jetzt wirklich durch eine Heirat mein Glück machen könnte, so könnte ich unmöglich aufwarten, weil ich ganz andere Dinge im Kopf habe. Gott hat mir mein Talent nicht gegeben, damit ich es an eine Frau hänge und damit mein junges Leben in Untätigkeit dahinlebe. Ich fange erst an zu leben, und soll es mir selbst verbittern? Ich habe gewiß nichts über den Ehestand, aber für mich wäre er dermalen ein Übel. Nun, da ist kein ander Mittel, ich muß, wenn es
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