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Mozart - Sein Leben und Schaffen

Mozart - Sein Leben und Schaffen

Titel: Mozart - Sein Leben und Schaffen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Storck
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Klavier kurz dartut, und umgekehrt. So ist in dieser Hinsicht bei Mozart die glückliche Mitte gewahrt. Das Orchester wird nicht unwesentlich, wie etwa bei Chopin; ebensowenig kann man sich das Klavier irgendwo wegdenken, wie doch öfter bei Brahms. Wunderbar bewährt sich in diesen Konzerten Mozarts Fähigkeit, die Instrumente singen zu lassen. Man hat sich oft darüber gewundert, daß gerade er, dessen Gehör so unvergleichlich fein war, für dasklanglich so wenig begabte Klavier dauernd die große Vorliebe besaß. Aber gerade diese Konzerte, in denen er das Klavier im Widerstreit mit den ihre ganze Farbenpracht entwickelnden Saiten- und Blasinstrumenten vorführt, zeigen, wie er es verstand, diese klangliche Minderwertigkeit als Sonderart zu behandeln und damit ihr ganz eigentümliche Reize abzugewinnen. Es ist immer wieder staunenswert, wie bei Mozart sich der scharfe technische Geist bewährt. Denn das ist es doch, wenn er es wagt, etwa nach einem vom Orchester ausgeführten Ritornell, das das Ohr des Hörers mit Klang vollkommen gesättigt hat, das Klavier als Erzeuger eines ganz dünnen Klanges auftreten zu lassen: sei es in spielenden Passagengängen, sei es auch dadurch, daß es ganz einfach eine getragene Melodie spielt, die es doch niemals so singen kann wie die Geige oder Klarinette. Man denke etwa an das Andante im C-dur-Konzert, wo eine ganz einfache Klavierstimme, die weder klanglich noch technisch irgendwie hervorragt, mit dem seine volle Fähigkeit entfaltenden Orchester verbunden ist. Und trotzdem besteht das Klavier hier als selbständige Kraft, gerade dank dem Verzicht auf alles sinnliche Vermögen. Es ist wie ein Triumph des Geistes, der tiefsten Empfindung über alle sinnliche Schönheit. Schönheit bleibt dann doch das Ziel des Ganzen. Beethoven verdeutschte Konzert als Wettkampf, und seiner Natur gemäß lag der Nachdruck auf dem Worte Kampf, Widerstreit. Wir erleben es bei ihm, wie sich langsam jenes Verhältnis entwickelt, das nun freilich vom geistig-seelischer Standpunkte das denkbar Höchste für das Klavierkonzert ist, daß hier das Klavier gewissermaßen den Einzelmenschen darstellt in seinem Verhältnis zu der vom Orchester vertretenen Welt: Mikrokosmos gegen Makrokosmos. Wie der Mensch in sich ein Bild der Welt ist, bloß eben Einzelwesen gegenüber der unendlichen Mannigfaltigkeit der Gesamtheit, so trägt auch das Klavier in sich die ganze Welt der Töne wie das Orchester, nur in der Einfarbigkeit des Einzelwesens. Auch bei Mozart ist das Klavierkonzert ein Wettstreit. Aber nicht ein Widereinanderstreiten von Klavier und Orchester, sondern das gemeinsame Eifern beider zur Erzeugung der Schönheit. Beidehaben das gleiche Ziel und vereinen ihr Bestes, um es zu erreichen.
    Nicht so bedeutend sind als Gesamtheit Mozarts Klaviersonaten . Manche derselben sind für Schüler komponiert und wollen nicht mehr sein als anmutige Klavierstücke. Mozart fand die Sonatenform ausgebildet vor. Phil. Emanuel Bach, – den er selbst als den Vater bezeichnete, während er und Haydn die Buben seien – und Scarlatti hatten das Wichtigste getan; Haydn hatte die Arbeit weitergeführt. Das Mozart Eigentümliche liegt hier in der Bildung der Themen. Er hat die Entwicklung aus der streng polyphonen Verarbeitung eines Themas zur harmonischen Melodiebildung zu Ende geführt. So wurde das Gesangliche zum Grundelement auch seiner instrumentalen Kunst. Nicht daß er Kunstformen des Gesanges aufs Klavier übertragen hätte; aber er ließ eben die Instrumente ihrer persönlichen Eigenart entsprechend singen. Damit hängt aufs engste zusammen, daß ihm nun die Durcharbeitung eines einmal aufgestellten Motivs weniger wichtig ist; das liegt auch im Wesen des Gesanglichen, wo es uns dann eher nach einer neuen Melodie verlangt. Da Mozart über eine unerschöpfliche Fülle musikalischer Erfindung gebot, wird er gerade in dieser Hinsicht leicht zum Verschwender. Wir sind ja glücklich darüber, wenn er unsere Empfindung an solchen Rosenketten schöner Motive dorthin leitet, wo er sie haben will. Die Zeitgenossen waren das noch nicht gewohnt; und so meinte auch Dittersdorf: »Mozart ist unstreitig eins der größten Originalgenies, und ich habe bisher noch keinen Komponisten gekannt, der einen so erstaunlichen Reichtum von Gedanken besitzt. Ich wünschte, er wäre nicht so verschwenderisch damit. Er läßt den Zuhörer nicht zu Atem kommen; denn kaum will man einem schönen Gedanken nachsinnen, so steht schon wieder ein

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