Mozart - Sein Leben und Schaffen
Werke des ungemein fruchtbaren Tirso de Molina, unter welchem Namen der Ordensmann in der Geschichte des spanischen Theaters an hervorragender Stelle glänzt. Seine Fehler loser Komposition und mangelhafter Durchführung der einmal aufgestellten Probleme treten schroff zutage; die glänzenden Vorzüge seines scharfen Geistes, der hinreißenden Kraft seiner Rede leuchten dagegen nicht so überzeugend wie in anderen seiner ja nur in beschränkter Zahl erhaltenen Schöpfungen. Aber an Wirkung für die Weltliteratur kann sich kein anderes Werk der so bewundernswert reichen spanischen Dramatik mit diesem messen. Muß auch nach dem Urteil des spanischen Kritikers Ramon Romanos die »strenge Moral« schweres Ärgernis an den Frauen bei Tirso de Molina nehmen, die als Muster von Schamlosigkeit und Ungebundenheit sich gebaren,und ist es auch nicht zu leugnen, daß »seine Gemälde ohne Frage die frechsten sind, die die spanische Szene geduldet«, so hat der Ordensbruder doch die Don Juan-Sage »moralisch« behandelt. Darum nennt er auch sein Werk eine Komödie, denn der Übeltäter wird ja ganz schauderhaft bestraft zur Genugtuung für alle frommen Seelen. Nicht umsonst heißt übrigens der Titel hier »Burlador«, d. i. Spötter, Verhöhner des Heiligen. Darin, daß Don Juans Lebensübermut nicht einmal vor den Toten haltmacht, daß er jene fromme Scheu verletzt, die alle Völker der Kulturgeschichte vor den Hingeschiedenen hegen, gipfelt ja auch in der Tat sein Treiben. Erst recht für den spanischen Komödienschreiber des 17. Jahrhunderts, der für das ärgste Wüstlingstreiben die Lossprechung wieder bei der Hand hat, sofern nur die erheischte Genugtuung geleistet wird. Im übrigen übt Tirso meisterhaft den Kunstgriff, den Schiller in seinem Xenion verhöhnt:
»Wollt ihr zugleich den Kindern der Welt und den Frommen gefallen?
Malet die Wollust, – nur malet den Teufel dazu!«
So werden Don Juans Liebesabenteuer in breiter Ausführlichkeit mit glühenden Farben dargestellt, und all das Ärgernis und die Verführung, die doch wohl nach geistlicher Meinung davon ausgehen müßten, durch den um so strengeren Vollzug des Strafgerichts wieder wettgemacht.
Da Tirsos Stück die Grundlage für alle späteren Arbeiten gibt, sei der Inhalt kurz erzählt. Der Schauplatz wechselt mehrfach. Die erste Szene führt uns nach Neapel. Die Herzogin Isabella hat ihrem Bräutigam, Herzog Ottavio, in einem dunklen Zimmer des königlichen Palastes eine Schäferstunde gewährt. Beim Abschied merkt sie, daß sich an seiner Statt ein anderer Mann bei ihr eingeschlichen hatte. Auf ihre Hilferufe kommt der König und läßt den Maskierten durch den herbeigeeilten spanischen Gesandten verhaften. Diesem gibt sich der Eindringling als sein Neffe Don Juan zu erkennen. Der Oheim läßt den Übeltäter entfliehen und bezeichnet dem König gegenüber den Herzog Ottavio als den mutmaßlichen Verführer Isabellens. Nun soll der spanische Gesandte den Ottavio verhaften, teilt diesem aber mit, daß bei Isabella ein Mann sicheingeschlichen habe, der sich für ihn ausgab, und beredet dadurch Ottavio, der sich für verraten hält, zur schleunigen Flucht.
Die nächste Szene spielt an der Meeresküste von Tarragona. Das Fahrzeug, das Ton Juan und seinen Diener trug, ist zerschellt. Sie retten sich schwimmend ans Ufer; den ohnmächtigen Don Juan nimmt die bislang ebenso spröde als schöne Fischerin Tisbea bei sich auf. Auch sie vermag den Liebeswerbungen des zu neuem Leben Erwachten nicht zu widerstehen, auch sie sieht sich bereits am nächsten Morgen betrogen und verlassen. Auf den von ihr entliehenen Pferden ist Don Juan mit seinem Gesellen davongejagt. Hier ist bereits vor ihm Don Ottavio angekommen und hat dem König Bericht über seinen ungeratenen Landessohn erstattet. Der König ordnet die Zwangsehe Don Juans mit der Herzogin Isabella an, während er Don Ottavio zum Gatten Donna Annas, der Tochter des Gouverneurs bestimmt. Doch hat diese Donna Anna bereits ein Liebesverhältnis mit ihrem Vetter Marques de la Mota, einem Freunde Don Juans, dem er in wüsten Liebeshändeln nicht unebenbürtig ist. So schwärmt er ihm jetzt auch gleich von seiner schönen Base vor und reizt dadurch Don Juans Abenteuergelüste. Es ist ihm ein Leichtes, von Donna Annas Zofe ein für de la Mota bestimmtes Briefchen zu erwischen, in dem dieser von seiner Geliebten zur Nacht bestellt wird. Ein roter Mantel soll das Erkennungszeichen sein. Nun leiht sich Don Juan von de la Mota
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