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Mozart - Sein Leben und Schaffen

Mozart - Sein Leben und Schaffen

Titel: Mozart - Sein Leben und Schaffen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Storck
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seines Vaters scheiterte, wurde bereits erzählt. Ein Lichtblick kam in die durch diese Erfahrung sicher noch verdüsterte Stimmung durch eine Einladung nach Prag . Hier war der »Figaro« gleich nach der Wiener Aufführung auf die Bühne gebracht worden und hatte dem dortigen Theaterleiter die Rettung aus seiner schlimmen Lage gebracht. Bei dem außerordentlichen und stetigen Erfolge, den das Werk in Prag erhielt, war es dem Mozart bereits von Salzburg aus bekannten Künstlerpaare Duschek ein Leichtes, einige vornehme Musikfreunde zu veranlassen, das Mozartische Ehepaar nach Prag zu bitten. Im Januar 1787 kamen beide nach Böhmens Hauptstadt, wo ihnen Graf J. J. Thun sein Haus zur Verfügung gestellt hatte. Es folgten einige köstliche Wochen, in denen ganz Prag wetteiferte, dem jungen Meister alle Verehrung zu erweisen, die Mozart durch zwei Konzerte womöglich noch steigerte. »Nie sah man noch das Theater so voll Menschen, nie ein stärkeres einstimmiges Entzücken, als sein göttliches Spiel erweckte. Wir wußten in der Tat nicht, was wir mehr bewundernsollten, ob die außerordentliche Komposition oder das außerordentliche Spiel, beides zusammen bewirkte einen Totaleindruck auf unsere Seelen, welcher einer süßen Bezauberung glich.« (Nimetschek.)
    Man kann sich denken, wie Mozarts freudige Natur unter diesen schönen Verhältnissen auflebte. Als er in einer solchen gehobenen Stunde äußerte: für ein Publikum, das ihn so gut verstehe wie die Prager, würde er mit Freuden eine Oper schreiben, nahm ihn der Theaterdirektor glücklicherweise beim Wort und verpflichtete ihn, für den Herbst des Jahres gegen das übliche Honorar von hundert Dukaten eine Oper zu komponieren. Es wurde der
    Don Giovanni.
    Wir haben über die Entstehung des Werkes keine Berichte von Mozart selbst, und die vielen Legenden, die daran geknüpft find, bieten keinen Ersatz. Im allgemeinen waren auch Frühjahr und Sommer 1787 keine erfreuliche Zeit für ihn. Seine Stellung in Wien erfuhr keinerlei Besserung, und so erwähnt auch das thematische Verzeichnis, das er über seine Werke sorgfältig führte, fast nur Arbeiten, die durch gesellige Veranlassung oder den Unterricht hervorgerufen worden sind. Allerdings sind auch die beiden Streichquintette in diesem Sommer entstanden, darunter jenes düstere in G-moll. Zumeist aber wird er sich mit dem Gedanken an seinen »Don Juan« getragen haben. Niedergeschrieben wird aber nicht allzu viel davon gewesen sein, als er im September 1787 mit seiner Frau wieder nach Prag ging. Dort, im Hause »Bei drei Löwen«, wo man ihn einquartiert hatte, zumeist aber im Weingarten seines Freundes Duschek, hat er dann, angeregt durch den heiteren Verkehr lieber Freunde, angetrieben auch durch die Arbeit mit den Sängern, sein wunderbares Werk so rasch zu Ende geführt, daß am 29. Oktober 1787 die Aufführung stattfinden konnte. Es war ein glänzender Erfolg. Obwohl die Bühne nicht über erste Kräfte verfügte, hatte doch die begeisternde Anwesenheit des Schöpfers alle Mitwirkenden zu jenem völligen Aufgehen im Werke gebracht, das fast immer einen großen Gesamteindruck gewährleistet. Noch verbrachte er in Prag, wo ihmbei jeder Gelegenheit alle Welt die unzweideutigste Hochachtung bezeugte, herrliche Wochen, bevor er Mitte November nach Wien zurückkehrte. Hier aber dauerte es noch ein halbes Jahr, bis » Don Giovanni « aufgeführt wurde, und dann gefiel er nicht. Der Kaiser soll geäußert haben: »Die Oper ist göttlich, vielleicht noch schöner als Figaro, aber das ist keine Speise für die Zähne meiner Wiener.« Mozart ließ ihnen »Zeit, zu kauen«, und so befreundeten sie sich denn auch in steigendem Maße mit der allerdings ganz ungewohnten Kost. Rascher als die andern Werke hat dann der »Don Juan«, wie er meistens in den deutschen Ausgaben genannt wurde, seinen Weg über die Bühnen gemacht. Es wäre müßig, die Stimmen der zeitgenössischen Kritik hier zusammenzustellen. Sie bestätigen, daß das Werk vor allen Dingen den Eindruck der Größe und Gewalt hervorrief. Das Gefühl, daß hier etwas bis dahin noch nicht Dagewesenes geboten wurde, war allgemein, und die Kritik folgerte daraus, daß das Werk wohl niemals volkstümlich werden könnte. Darin hat sie sich freilich getäuscht. Das Volk erwies sich auch in diesem Falle, wie fast bei aller großen Kunst, verhältnismäßig leicht zugänglich. Bald gab es in Deutschland keine Bühne mehr, auf der »Don Juan« nicht dauernd eingebürgert

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