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Mozart - Sein Leben und Schaffen

Mozart - Sein Leben und Schaffen

Titel: Mozart - Sein Leben und Schaffen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Storck
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junge Komponist ließ sich nicht beirren, und bald hatte er die Partitur von 558 Seiten beendet. Da setzte ein tolles Intrigenspiel ein. Erst berief man sich mit verletzter Würdigkeit darauf, daß es unerhört sei, einen zwölfjährigen Knaben an der Stelle dirigieren zu lassen, an der ein Gluck gestanden habe. Dann hieß es, »die Musik seikeinen blauen Teufel wert, sie sei nicht auf die Worte und wider das Metrum geschrieben, indem der Knabe nicht genug von der italienischen Sprache verstehe.« Der kampfgerüstete Vater wußte dagegen Zeugnisse Hasses und Metastasios ins Feld zu führen. Nun behauptete man, die Musik sei gar nicht vom Knaben, sondern vom Vater, die ganze Sache laufe auf Betrügerei heraus. Auch diesen Streich wehrte der Vater geschickt ab, indem er seinen Sohn bei großen öffentlichen Gesellschaften beliebige Arien improvisieren ließ. Da machten sich die Gegner an die heimtückische Minenarbeit; sie hetzten die Orchestermitglieder auf, sie intrigierten bei den Sängern, so daß schließlich auch der Impresario kopfscheu wurde und an der Möglichkeit eines Erfolgs verzweifelte. Afflisio war eine Abenteurernatur, dem nichts ferner lag, als sich für irgend ein Kunstwerk einzusetzen, und als der erboste Vater nach ständigem Hinausschieben der Aufführung endlich auf die Erfüllung des Kontraktes drang, versprach ihm der Ehrenmann zwar diese Aufführung, aber gleichzeitig gab er ihm die Zusicherung, daß er dafür sorgen würde, daß das Werk ausgepfiffen werde. Da mußte denn auch Leopold Mozart die Sache aufgeben.
    Für die Mozarts bedeutete das einen schweren Schlag. Dreiviertel Jahre war nun die ganze Familie in Wien und mußte hier von ihren Ersparnissen leben, denn dem Vater war das Gehalt von Salzburg aus nicht weiter nachbezahlt worden. Er konnte es auf die Kraftprobe nicht ankommen lassen, da er sich die Stellung in der Heimat sicherhalten wollte, und mußte sich also fügen. Was ihn stärkte, war die Überzeugung, daß es seine Pflicht sei, die Welt mit dem Wundergenie seines Sohnes bekanntzumachen. Das hatte sich bei ihm bis zu einer religiösen Überzeugung verdichtet, wie aus einem Briefe an den Erzbischof hervorgeht: »Wenn ich jemals schuldig bin, die Welt dieses Wunders halber zu überzeugen, so ist es eben jetzt, da man alles, was man ein Wunder heißt, lächerlich macht und allem Wunder widerspricht. Man muß demnach überzeugen; und war es nicht eine große Freude und ein großer Sieg für mich, da ich einen Voltairianer (Grimm) mit einem Erstaunen zu mir sagen hörte: Nun habe ich einmal in meinem Leben ein Wunder gesehen; das ist daserste. Weil nun aber dieses Wunder zu sichtbarlich und folglich nicht zu widersprechen ist, so will man es unterdrücken, man will Gott die Ehre nicht lassen. Man denkt, es kommt nur noch auf einige Jahre an, alsdann verfällt es ins Natürliche und hört auf, ein Wunder Gottes zu sein. Man will es demnach den Augen der Welt entziehen; und wie würde es sichtbarer als in einer großen, volkreichen Stadt durch ein öffentliches Spektakel!«
    Im übrigen war gerade das etwas pessimistische Temperament des Vaters, der sich niemals trügerischen Hoffnungen hingab, zu diesem Kampf mit Bosheit und Scheelsucht geeignet. »So muß man sich in der Welt durchraufen; hat der Mensch kein Talent, so ist er unglücklich genug, hat er Talent, so verfolgt ihn der Neid nach dem Maße seiner Geschicklichkeit. Allein mit Geduld und Standhaftigkeit muß man die Leute überzeugen, daß die Widersacher boshafte Lügner, Verleumder und neidische Kreaturen sind, die über ihren Sieg in die Faust lachen würden, wenn man sich erschrecken oder ermüden ließe.«
    In dem festen Vertrauen auf das Genie seines Sohnes konnte Leopold Mozart durch diese Oper » La finta semplice « jedenfalls nur bestärkt werden. Da die Handschrift des Werkes erhalten blieb, vermochte auch die Nachwelt sich davon zu überzeugen, daß es den Vergleich mit den komischen Opern der damaligen Zeit zum wenigsten aushält. Der Text ist freilich in jeglicher Hinsicht kläglich, wie Mozart überhaupt in seinen ersten italienischen Opern in der Hinsicht kein Glück gehabt hat. Um so offenkundiger zeigt sich die feine Natur des Knaben, der sich von seiner Vorlage nirgendwo ins Gewöhnliche, ins niedrig Komische und Burleske hinabziehen ließ, sondern immer nach Feinheit strebte. Auch Versuche musikalischer Charakteristik sind zahlreich vorhanden, die Technik verrät nirgendwo die Kinderhand, das angeborene

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