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Mozart - Sein Leben und Schaffen

Mozart - Sein Leben und Schaffen

Titel: Mozart - Sein Leben und Schaffen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Storck
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Jahrestag der Inthronisation des Erzbischofs (21. Dez. 1766) die »Licenza« in Auftrag gegeben. Danach ließ ihn der Erzbischof eine Woche bei sich einschließen, ohne daß er jemand sehen durfte, und in dieser Abgeschlossenheit mußte er ein Oratorium komponieren. Das für dieFastenzeit 1767 bestimmte Oratorium, zu dem der Erzbischof selber den Text gegeben hatte, ist in Salzburg im Druck erschienen unter dem Titel »Die Schuldigkeit des ersten und fürnehmsten Gebotes, Mark. 12, V. 30. Du sollst den Herrn deinen Gott lieben von deinem ganzen Herzen, von deiner ganzen Seele, von deinem ganzen Gemüt und aus allen deinen Kräften. In dreien Teilen zur Erwägung vorgestellt von J. A. W.« (wahrscheinlich Jak. Ant. Wimmer, nicht Joh. Ad. Wieland, wie Köchel annahm). Wolfgang fiel der erste Teil zu, die beiden andern wurden von Michael Haydn und dem Organisten Adlgasser komponiert. Der Knabe bestand mit allen Ehren neben den beiden alterprobten Komponisten. Nur die Schrift der 208 Seiten fassenden, reichlich mit Tintenklexen gezierten Partitur verrät den Knaben. Die Formen des italienischen Oratoriums, in denen das Werk gehalten ist, sind dagegen mit vollkommener Sicherheit gehandhabt. Ja man kann sogar ein bewußtes Streben nach Charakterisierung des Wortes als über die Gewohnheit hinausgehend bezeichnen. Daß die Musik an sich keine Originalität zeigt, ist ganz selbstverständlich. Aber eine Stelle, eine Tenorarie, »Manches Übel will zuweilen«, ist doch schon da, die in der schönen Führung der innigen Melodie den späteren Mozart vorahnen läßt.
    Außer diesem Oratorium hat der zehnjährige Mozart vom Dezember 1766 bis Mai 1767 noch zwei größere Werke geschaffen, darunter die lateinische Schuloper » Apollo et Hyacintus «, wozu er sich auch die Grundzüge des Lateinischen angeeignet hatte. Man weiß nicht, ob man die wunderbare produktive Veranlagung oder die Arbeitsleistung des Kindes mehr bewundern soll.
    Im Sommer 1767 gewann dann die Absicht einer neuen Reise nach Wien greifbare Gestalt, und der Knabe schuf sich dafür vier Klavierkonzerte. Auch diese Kompositionen erwecken an sich keine weitere Teilnahme. Aber beachtenswert ist, daß der Knabe, trotzdem er mit diesen Werken als Virtuose glänzen sollte, alles nur Virtuosenhafte, alles auf Kunststück oder äußerliches Paradieren Zielende vermied, dagegen den Nachdruck auf die gesangreiche Melodie verlegte, daß er ferner das Orchester nicht als bloße Begleitungsmaschineansah, sondern danach strebte, es künstlerisch in den Gesamteindruck hineinzuziehen. In diesen Zügen verkündet sich der echte, große Mozart. Anfang September 1767 reiste die ganze Familie Mozart nach Wien. Die Vermählungsfeierlichkeiten einer Erzherzogin mit dem König von Neapel berechtigten zu der Hoffnung, daß der Knabe Gelegenheit haben würde, von seinen glänzenden Fortschritten Zeugnis abzulegen. Das ganze Unternehmen war aber nicht vom Glück begünstigt. In Wien, auch am kaiserlichen Hof, herrschten die Blattern, und obwohl der Vater vor denselben mit seinen Kindern nach Olmütz flüchtete, wurden auch sie davon ergriffen. Der kleine Wolfgang hatte sie so heftig, daß er neun Tage blind dalag. Beim Domdechanten von Olmütz, einem Grafen von Podstatzky, hatte die ganze Familie Aufnahme gefunden. Auch die mehreren Wochen, während derer Wolfgang nach der Genesung seine Augen schonen mußte, brachten sie in diesem gastfreundlichen Hause zu. Die Mußezeit wurde von dem Knaben benutzt, um fechten zu lernen. Auch die Kartenkunststückchen, die ihm zur Unterhaltung von einem erzbischöflichen Kaplan vorgemacht wurden, eignete er sich schnell an. Mozart hat zeitlebens eine große Vorliebe für leichte körperliche und geistige Unterhaltung gehegt. Er hat später z. B. dem Billardspiel mit größtem Eifer gehuldigt. Ebenso war er in der Gesellschaft wie auch im Briefwechsel zur Spaßmacherei immer aufgelegt. Die kindischen Wortverdrehungen und Wortspielereien, die beim Knaben als ganz natürlich erscheinen mögen, verblüffen beim Mann. Alles das erscheint geradezu als Notwehr des an die realen Bedingungen des Lebens, an die Forderungen des Körpers gebundenen Menschen wider die Übermacht der in ihm wirkenden göttlichen Schöpferkraft. Jeder, der einmal wirklich mit Anspannung aller geistigen Kräfte gearbeitet hat, kennt die erlösende Wirkung von Kartenspielen, die freilich niemals ins stumpfsinnig Mechanische gehören dürfen, sondern in der Art wie etwa auch das

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