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Mozart - Sein Leben und Schaffen

Mozart - Sein Leben und Schaffen

Titel: Mozart - Sein Leben und Schaffen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Storck
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das deutsche Singspiel hörte.« (2. Okt.)
    Aber bald erkannte er doch, daß in München nichts zu machen sei. Um so glücklicher war er, als ihm der Opernkomponist Joseph Misliweczeck, der den Mozarts von Italien her befreundet war, jetzt aber schwerer Krankheit verfallen in München hinsiechte, die Hoffnung weckte, eine Oper für Italien zu schreiben. »Es ist wahr, man bekommt nicht viel, aber doch etwas, und man macht sich dadurch mehr Ehre und Kredit, als wenn man hundert Konzerte in Deutschland gibt, und ich bin vergnügter, weil ich zu komponieren habe, welches doch meine einzige Freude und Passion ist. Nun, bekomme ich wo Dienste oder habe ich wo Hoffnung, anzukommen, so rekommandiert mich die Skrittura viel und macht Aufsehen und noch viel schätzbarer. Doch ich rede nur, ich rede so, wie es mir ums Herz ist. Wenn ich vom Papa durch Gründe überzeugt werde, daß ich unrecht habe, nun so werde ich mich, obwohl ungern, drein geben.« (11. Okt.) Der Vater wollte zwar nichts von der Hand weisen, bestand aber auf der Durchführung des Reiseplanes. So verließen unsere Reisenden am 11. Oktober München und kamen abends in Augsburg an.
    Vater Mozart hat seine Heimatstadt so gern Wielands »Abdera« verglichen, daß er sicher Erwartungen künstlerischer Art an den dortigen Aufenthalt nicht knüpfte. Begreiflich ist's trotzdem, daß er gern vielen daheim mit der herrlichen Künstlerschaft seines Sohnes Eindruck machen wollte. Vielleicht hegte er auch die Hoffnung, daß es zwischen Wolfgang und seiner Base Marianne zu einem ernsteren Herzensbunde kommen würde. Die Aufnahme im Hause des Oheimswar überaus freundlich, und die beiden jungen Leute fanden in der Tat auch Gefallen aneinander. Wolfgang allerdings nur für ein mutwilliges Spiel, während das Mädchen doch wohl mehr davon erwartet hatte. Wir haben die Briefe Wolfgangs an diese Base. Sie gehören zu jenen schriftlichen Zeugnissen von ihm, die in ihren besseren Teilen von kindlicher Frohlaune zeugen, sonst aber doch mehr läppisch, ja für den heutigen Geschmack nicht ganz unbedenklich wirken. Zur letzteren Meinung kommt aber eben nur der heutige Geschmack. In damaliger Zeit war man in der Rede von geschlechtlichen Dingen viel freier als heute, und was in der vornehmen Gesellschaft mit viel Esprit umkleidet wurde, kam bei den Bürgersleuten derb heraus. In Wirklichkeit war Wolfgang eine durchaus lautere Natur, und für das Spielerische in seinem Wesen haben wir ja auch schon die Erklärung gefunden, daß es das natürliche Gegengewicht gegen die übermäßige künstlerische Tätigkeit bildete.
    Im allgemeinen ist es ein recht trübes Bild deutschen Lebens, in das uns Wolfgangs Augsburger Erlebnisse blicken lassen. Von der alten Herrlichkeit deutscher Reichsstädte war nur die Karikatur übriggeblieben. Ein lächerlicher Standeshochmut trennte die Patriziergeschlechter von den Bürgern. Die konfessionellen Gegensätze hatten sich zu arger Gehässigkeit gesteigert. Das ganze Leben war kleinlich, in allen Geldangelegenheiten geradezu schmutzig. Wolfgang wußte, wo es durchaus nötig war, gehörig aufzutrumpfen und wehrte sich mit scharfer Junge gegen den Spott, den der kleine »Cavaliere vom goldenen Sporn« erdulden mußte. Aber dann ließ er sich in seiner Gutmütigkeit wieder allzu leicht versöhnen. Bei den künstlerisch Verständigen und Empfänglichen gewann er als Spieler auf Klavier und Orgel natürlich den größten Erfolg. Am wichtigsten war seine Begegnung mit dem berühmten Klavierbauer Georg Andreas Stein (1728–1792), dessen Instrumente des Künstlers helle Begeisterung weckten. Dagegen hatte er gegenüber dem Klavierspiel des Augsburger Wunderkindes, Steins Tochter Maria Anna (geboren 1769), viele Bedenken. Wir geben den Brief an dieser Stelle wieder. Dem Andenken des Mädchens, das später als treffliche Frau NanetteStreicher Beethovens guter Hausgeist wurde, schadet dieser Brief nichts, weil ja ihre Fähigkeiten darin anerkannt sind. Aber er gibt einerseits ein gutes Beispiel für Wolfgangs »schlimme« Art, andererseits zeigt er den hohen Ernst, der den Klavierspieler Mozart auszeichnete. »Wer sie spielen sieht und hört und nicht lachen muß, der muß von Stein wie ihr Vater sein. Es wird völlig gegen den Diskant hinaufgesessen, beileibe nicht mitten, damit man mehr Gelegenheit hat, sich zu bewegen und Grimassen zu machen. Die Augen werden verdreht, es wird geschmutzt; wenn eine Sache zweimal kommt, so wird sie das zweitemal langsamer

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