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Mozart - Sein Leben und Schaffen

Mozart - Sein Leben und Schaffen

Titel: Mozart - Sein Leben und Schaffen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Storck
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Kammervirtuose gekommen. Er erzog sich dann jenes Orchester, von dem man rühmte, daß es in Europa seinesgleichen nicht habe. Selber ein gefeierter Violinvirtuose, das Haupt der deutschen Violinistenschule, führte er das dynamisch nuancierte Spiel ( Crescendo und Diminuendo ) im Orchester ein. Das mag heute geringfügig erscheinen. Aber Reichardt erzählt, daß sich die Zuhörer, als sie zum ersten Male das allmähliche Anwachsen des Orchesterklanges vernahmen, allesamt langsam von den Sitzen erhoben und erst beim Diminuendo wieder Luft schöpften und merkten, daß ihnen der Atem ausgeblieben sei. Er erzog die Geiger zu gleichmäßiger Bogenführung und erneuerte die ganze Art der Orchesterzusammensetzung. Der Basso continuo wurde abgeschafft, die Bläser wurden selbständig gegenüber dem Streichkörper verwertet, die Klarinette eingeführt, überhaupt die Bedeutung der Blasinstrumente für das Orchester erst recht erkannt. Es war natürlich Vorbedingung für sein Wirken, daß Stamitz als Komponist diese Neuerungen durchzusetzen vermochte. Als solcher hat er denn auch an die »Stelle des konventionellen, feierlichen, breiten Stils der Epoche Corelli-Abaco-Bach-Händel den buntgestaltigen individualistischen Stil gesetzt, der – von Haydn, Mozart und Beethoven übernommen – der Stil der modernen Musik überhaupt wurde«. Stamitz' zahlreiche Orchestertrios, Symphonien und Konzerte, die auch im Druck erschienen, erregten das größte Aufsehen und wurden überallnachgeahmt. In seiner Musik steht mit einem Mal der Stil Haydn-Mozart fertig da. »Seine epochemachende Bedeutung wurde sogleich von den Zeitgenossen erkannt und durch die hervorragendsten Musikschriftsteller des 18. Jahrhunderts bestätigt... Daß sein Name und Ruhm nach 1800 in fast gänzliche Vergessenheit geriet, ist in erster Linie durch die erdrückende Größe des Genies der Wiener Meister Haydn, Mozart und Beethoven zu erklären; doch fällt auch der Umstand stark ins Gewicht, daß man früh Johann Stamitz mit seinem überaus fruchtbaren, aber der Originalität entbehrenden Sohne Karl (gest. 1801 als Universitätsmusikdirektor in Jena) verwechselte bzw. identifizierte, wodurch im Gemeinbewußtsein die Würdigung des Umstandes schwand, daß Haynds erste Symphonie zwei Jahre nach Stamitz' Tode geschrieben ist (1759) und Mozart erst ein Jahr alt war, als Stamitz starb.« (Niemann.)
    Neben diesem bedeutenden Symphoniker wirkte ebenfalls in Mannheim Franz Xaver Richter (1709–89); in der Schreibweise etwas altertümlich, ist seine Melodik von einer unverkennbaren Ähnlichkeit mit der Sangeskunst Mozarts. Stamitz fand dann den besten Nachfolger in dem in Mannheim geborenen Christian Cannabich (1731–98), unter dem der Ruf des Orchesters seinen Höhepunkt erreichte. Dieser gründete sich nicht nur auf die sonst unerhörte Zucht des Ganzen, sondern auch auf die Mitgliedschaft ganz hervorragender Einzelkünstler. Die Geiger Toeschl, Cramer, Franzi genossen weithin Ruf. Der Flötist Wendling, der Oboist Ramm, der Fagottspieler Ritter und der Hornist Lang gehörten zu den ersten Virtuosen ihrer Zeit. Wo hätte Mozart für seine Entwicklung als Symphoniker wertvollere Eindrücke gewinnen können?!
    Aber auch für die stärkste Neigung seiner Künstlerschaft, die Oper, fand Mozart hier reichliche Anregung. Nirgendwo suchte man dem Wunsche nach einer vaterländischen oder doch deutschen Oper nachdrücklicher Erfüllung zu schaffen als hier. Mußte man sich zunächst mit Übersetzungen italienischer Opern und französischer Singspiele begnügen, so ging das Verlangen doch auf deutsche Originalwerke. Wielands von Anton Schweitzer (1737–87) komponierte»Alceste« wurde 1775, zwei Jahre später als in der Verfasser Wirkungsorte Weimar, glänzend aufgeführt: eine deutsche Oper, von einem Deutschen gedichtet, einem Deutschen komponiert, von Deutschen gesungen. Obwohl man mit Recht gegen die »Alceste« viele Einwände erhob, erhielt Wieland doch den Auftrag zu einer neuen Dichtung, die wieder von Schweitzer komponiert werden sollte. Aber der Kurfürst wollte sogar ausgesprochen vaterländische Opern. Des Professors Anton Klein Dichtung »Günther von Schwarzburg«, zu der der Mannheimer Komponist Ignaz Holzbauer (1711–83) die Musik geschrieben hatte, die der junge Mozart als »sehr schön, voll Geist und Feuer« rühmte, hatte als erstes derartiges Werk lebhaften Anklang gefunden. Aber selbst wenn für den heutigen Beurteiler diese Kompositionen nicht viel

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