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Mozarts letzte Arie

Mozarts letzte Arie

Titel: Mozarts letzte Arie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Beynon Rees
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Geschichte, der ich von ganzem Herzen zustimme.» Der Kaiser klatschte in die Hände.
    «Der Maestro gedachte seinen eigenen Klavierauszug zu spielen», sagte Swieten, «während ich die Rolle des steinernen Gastes übernehmen und Herr Schikaneder den Part des Dieners Leporello singen sollte.»
    Ich bemerkte, dass Schikaneder die Brust reckte. Sobald eine Aufführung angekündigt wurde, strotzte er vor Selbstbewusstsein. Ich war weniger zuversichtlich.
    «Unser Don Giovanni hätte eines weiteren Mitglieds von Herrn Schikaneders Ensemble bedurft. Zu unserem Bedauern ist der Mann erkrankt. Er war nicht dazu in der Lage, uns in die Hofburg zu begleiten», sagte Swieten, «weshalb wir die Szene leider nicht bringen können.»
    «Kann Maestro Mozart die Rolle nicht selbst singen?»
    «Er ist kein Bariton, Eure Majestät. Den Don Giovanni könnte er nicht meistern. Wir müssen also auf unsere Darbietung verzichten.» Swieten legte eine Pause ein. «Es sei denn, natürlich, Graf Pergen …»
    «Selbstverständlich.» Der Kaiser fasste Pergen an der Schulter und schüttelte ihn. «Kommen Sie, Pergen. Sie haben eine gute Stimme und außerdem einen Bariton. Überaus passend für den Don Giovanni. Stehen Sie auf, Mann. Ich weiß, dass Sie meistens nur in der Kirche singen, aber wir werden Sie mit Nachsicht beurteilen.»
    Das Wort »Urteil» aus dem Mund seines Herrschers ließ Pergen erstarren. Er fixierte Leopold, als würden ihm die Augen aus dem Kopf fallen.
    Swieten drückte Pergen eine Partitur in die Hand und schob ihn vor sich her. Als sie neben dem Klavier standen, hielt er den Minister immer noch am Ellbogen fest.
    Pergens Gesichtsausdruck war so entrückt wie währendder Frühmesse im Dom, als er von umherwandelnden Geistern gesprochen hatte. Damals hatte er gesagt, dass ein Sünder der übernatürlichen Sühne verfiele. Es musste ihm so vorkommen, dass diese Sühne nun vollstreckt wurde. Der Geist seines Opfers entstieg dem Grab und zwang ihn vor einem Mann, dessen Macht absolut und tödlich war, zu einem Gottesurteil.
    Pergen zog an seiner Krawatte, um sie zu lockern. Doch die Beklemmung steckte ihm in der Kehle. Er konnte nichts tun, um sie zu lindern.
    Schikaneder beugte sich vor und flüsterte. «Wissen Sie, für mich ist in dieser Szene nicht viel zu holen. Dürfte ich Leporellos Arie über die Liste der Damen, die der Don Giovanni verführt hat, vortragen?»
    «Das ist dem Kaiser vielleicht nicht sehr genehm», sagte ich.
    «Sie haben recht. Dann vielleicht etwas anderes? Wie wär’s mit
Bei Tag und Nacht müh ich mich ab?»
    «Wenn es denn sein muss. Aber erst nach dieser Szene.»
    Ich schlug die dramatischen, ersten Akkorde an, mit denen sich die Ankunft des steinernen Gastes ankündigt, des Geists eines Mannes, den Don Giovanni ermordet hat und der nun kommt, um seinen Mörder in die Hölle zu schicken.
    Schikaneder spielte zusammengekauert die Rolle von Giovannis ängstlichem Diener. Pergen zitterte bei jedem Akkord. Mit seinem starken Bariton sang Swieten die Einladung des steinernen Gastes an den ruchlosen Don Giovanni, ihn in die Unterwelt zu begleiten.
    Don Giovannis erste Zeilen folgten. Swietens Finger klammerten sich fester um Pergens Oberarm. Pergen fummelte an seiner Partitur herum und sang, sein Diener solle für den fürchterlichen Gast einen Platz am Tisch decken.
    Das Publikum schien Pergens Nervosität und matten Gesang nicht zu bemerken. Die Aufmerksamkeit richtete sichauf Schikaneders zwanglose Tollpatschigkeit, mit der er seinen Herrn drängte, sich von dem beunruhigenden Geist abzuwenden. Der Kaiser beobachtete jedoch ausschließlich den Polizeiminister.
    Schikaneders Begeisterung schien Pergen etwas mehr Rückrat zu verleihen. Als der steinerne Gast Don Giovanni erzählt, dass er gekommen sei, um seine Seele zu holen, war es Zeit für die Antwort des Don Giovanni: «Niemand soll mir Furcht vorwerfen. Ich ergebe mich niemandem.» Pergen reckte das Kinn und riss zum ersten Mal den Mund auf, um seinem Gesang Resonanz zu verschaffen.
    Ich machte mir Sorgen, dass Pergens Selbstgerechtigkeit ihn schadlos durch das Gottesgericht tragen könnte.
    Der steinerne Gast forderte Don Giovanni auf, seiner Einladung zu folgen. Pergen antwortete, dass er furchtlos sei und sie annehmen wolle. Swieten streckte die Hand aus.
    Pergen zögerte. Swieten ergriff seine Hand.
    Der Schrei, der von Pergens Lippen kam, als der Baron ihm die Hand drückte, war nicht gespielt. Er hielt die Luft an und stotterte durch

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