Mr Arrogant! Turbulenter, witziger Liebesroman - Liebe, Sex und Leidenschaft...
während er durch die langen Gänge der Messehalle eilte. Wollte er, dass sie vom Markt gefegt wurde und letztendlich doch er Recht behielt? Oder bewunderte er nicht stattdessen viel mehr Annalenas Mut und Engagement und nicht zuletzt auch ihre Cleverness, mit der sie aus dem maroden Betrieb innerhalb von anderthalb Jahren ein durchaus rentables Geschäft gemacht hatte? Der Verlag mochte zwar noch keine schwarzen Zahlen schreiben, aber er zeigte einen deutlichen Aufwärtstrend, der anhielt.
Es stimmte, er hatte Annalena unterschätzt. Er hatte nicht mit ihrem Gespür für die richtigen Leute gerechnet. Aber genau das war einer der Eckpfeiler jedes erfolgreichen Betriebes: Gutes Personal.
Annalena hatte sich mit schlafwandlerischer Sicherheit die Besten der Besten ausgesucht und eingestellt. Das war der zweite Irrtum, dem Phillip aufgesessen war: Dass Frauen keine Härte zeigen konnten.
Annalena Solbachs Personalpolitik war erfolgsorientiert, dennoch wären ihre Mitarbeiter für sie durchs Feuer gegangen. Wie sie das schaffte, war Phillip ein Rätsel, aber die ganze Person „Annalena“ war für ihn inzwischen zu einem unlösbaren Orakel geworden.
Es forderte ihn dazu heraus, mehr über sie erfahren zu wollen. Und bei allem Zorn auf sie als Konkurrentin – als Frau fand Phillip sie immer noch total anziehend. Feinde im Geschäft, Liebende im Bett – das war doch nicht unmöglich, oder?
*
„Wie ist es, haben Sie heute Abend Zeit für ein kleines Essen oder spielen Sie den ganzen Tag Fernsehstar?“
Annalena drückte das Handy dichter ans Ohr, weil der Geräuschpegel in der Halle sechs inzwischen Orkanstärke erreicht hatte. Menschenmassen zwängten sich durch die Gassen zwischen den Ständen, Buchhändler kleiner und großer Läden und Ketten versuchten Abschlüsse zu tätigen, Autoren mit Lektoren zu sprechen, es herrschte ein unsagbares Durcheinander.
„Wer spricht denn da?“ Sie hatte den Namen des Anrufers nicht verstanden.
„Dorhagen, Phillip Dorhagen.“ Auch er musste Brüllen, um gegen den Lärm anzukommen. „Ich wollte Sie zum Essen einladen.“
„Mich???“ Annalena sandte einen ratlosen Blick zu Vera, die sich gerade mit dem Filialleiter einer großen Buchshop-Kette unterhielt. „Äh…wieso?“
Auf der anderen Seite der Verbindung war ein ungeduldiger Seufzer zu hören. „Im Gegensatz zu Ihnen mache ich manchmal etwas, nur weil ich Lust dazu habe und es mir Spaß macht und nicht aus Berechnung.“
Annalena knurrte vor Ärger über die Bemerkung. Aber das war typisch für Phillip Dorhagen. Zwei Sätze, drei Beleidigungen!
„Was ist?“, drang seine Stimme an ihr Ohr. „Nehmen Sie meine Einladung an?“
Annalenas erster Impuls war, ihm zu sagen, dass er sich zum Teufel scheren sollte. Dann fiel ihr ein, dass sie sich schon lange keine Auszeit mehr genommen hatte. Vielleicht sollte sie sich in der ganzen Hektik des Messetreibens eine kleine Ruhepause gönnen?
„Also, gut.“ Oh je, das klang alles andere als begeistert. „Ich nehme Ihre Einladung an. Und wo wollen wir essen?“
„Das wird eine Überraschung“, erwiderte Phillip geheimnisvoll. „Ich hole Sie so gegen neun Uhr im Hotel ab. Sie wohnen doch im Sheraton, nicht wahr?“
„Ja“, erwiderte Annalena, immer noch total geflasht. „Ich meine, neun Uhr ist in Ordnung…“ Sie brach ab als sie bemerkte, dass Phillip ihr gar nicht mehr zuhörte. Er hatte einfach aufgelegt. Himmel, er war ein durch und durch unhöflicher, schlecht erzogener Mensch!
Ein Rippenstoß riss sie aus ihrer Betrachtung. Annalena entfuhr ein kleiner Schrei, während sie gleichzeitig herumfuhr und direkt in Veras lächelndes Gesicht sah.
„Du hast in genau fünf Minuten den nächsten Interviewtermin“, erinnerte sie die Lektorin. „Und wenn ich du wäre, würde ich davor ganz schnell mein Make-up auffrischen.“
„Ach, du shit!“ Hastig stopfte Annalena das Handy in ihre Tasche zurück und rannte in den winzigen Aufenthaltsraum hinter dem Stand, um sich für ihren nächsten TV-Auftritt aufzuhübschen. Für Gedanken an und über Phillip Dorhagen und die Gründe für seine überraschende Einladung war keine Zeit mehr.
*
Er wartete an der Rezeption auf sie. Obwohl Annalena einige Vorbehalte gegen ihn hegte, schlug ihr Herz bei Dorhagens Anblick um einige Takte schneller. Er mochte sich benehmen wie ein Haudegen, aber was sein Aussehen anging, konnte er mit Exemplaren wie Clooney, Harrison Ford oder dem frühen Redford ohne
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