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Mr. Chartwell - Hunt, R: Mr. Chartwell

Mr. Chartwell - Hunt, R: Mr. Chartwell

Titel: Mr. Chartwell - Hunt, R: Mr. Chartwell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Hunt
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der Musik trat wieder Stille ein. Dann wurde sie genauso abrupt gestört.
    Es klingelte an der Tür. Esthers Nerven spielten verrückt, und so blieb sie erst mal regungslos in der Küche stehen. Ein paar Sekunden vergingen. Es klingelte abermals.
    »Na gut, dann müssen wir wohl«, sagte sie zu dem Foto von Michael auf der Fensterbank. Das komische schiefe Kinn, die breiten Schultern in einem blauen Jeanshemd, die obersten zwei Knöpfe offen. Sein breites Gesicht eingefangen in einem Moment der Ruhe, die grauen Augen auf etwas gerichtet, das außerhalb des Bildwinkels lag. Esther stellte sich vor, was er ihr antworten würde, und gleich hatte sie seine Stimme im Ohr, abgerufen aus dem Archiv der Erinnerungen, wie durch eine Meeresmuschel gesprochen. Er machte ein paar Bemerkungen, alle praktischer Natur. Seine Worte gaben ihr Kraft, und so blieb sie da und lauschte. Du fehlst mir , sagte Esther zu Michael. Er flüsterte etwas, eine Hand auf ihrer Wange. Die Klingel stellte ihre Forderung mit stärkerem Nachdruck. Michael schaltete sich ab. Esther ging Mr. Chartwell die Tür aufmachen.
    Das Erste, was ihr ins Auge fiel, war, dass Mr. Chartwell ein Koloss sein musste. Ein Schattenriss wie von einer Matratze nahm den ganzen Windfang ein und verdunkelte die Milchglasscheibe. Als sie sich der Haustür näherte, schlug ihr ein unangenehmer Geruch entgegen, der mit jedem Schritt stärker wurde. Es roch wie etwas Uraltes, das immer feucht gehalten worden war. Wie Höhlenerde.
    In Hochfrequenzpulsen übertrugen ihre Instinkte intuitive Informationen. Sie teilten Esther mit, dass jemand Merkwürdiges und Ungewöhnliches auf sie wartete, so ungewöhnlich, dass es schon fast abnorm war. Sie rieten ihr, sich zu verstecken. Aber wo? Der Flur bot keinerlei Deckung, er war völlig leer. Und was war mit ihrer Verabredung? Ihre pflichtbewussten Füße trugen sie weiter.
    Das Öffnen der Tür war ein Schock, wie er heftiger nicht hätte sein können; ohrenbetäubendes Hupen hätte eine ähnliche Wirkung auf Esther gehabt. Sie prallte an die Wand zurück, die Augen weit aufgerissen, und rührte sich nicht.
    Mr. Chartwells schwarze Lippen formten ein herzliches Lächeln. »Mrs. Esther Hammerhans?« Er streckte eine steckrübengroße Pfote aus. »Guten Tag, ich komme wegen dem Zimmer.«

3
    9 Uhr
    S ein Fell streifte ihren Arm, als Mr. Chartwell an ihr vorbei durch den Flur in die Küche ging und dort mit wachsam gespitzten Ohren auf sie wartete. Vergeblich. Esther war ratlos an der Haustür stehen geblieben. Die übliche Reaktion, wie aus dem Bilderbuch. Er lauschte. Das Geräusch zaghafter Schritte. Gut, sie schlich hinter ihm her Richtung Küche. Da kam sie, aber unendlich langsam. Bestimmt strömte sie, wenn sie näher heran war, eine ganze Wolke von Adrenalin aus, und richtig, da roch er sie schon.
    Mit leerem Gesicht beobachtete Esther von der Tür aus, wie Mr. Chartwell sich eine Tasse schwarzen Tee einschenkte. Seine Zunge lappte hinein und betätigte sich leise und emsig. Er stellte die leere Tasse auf den Tisch zurück und sah mit mildem Pferdeblick zum Fenster hinaus, als bewunderte er die Aussicht. Mit dieser höflichen Geste wollte er Esther Zeit geben, sich auf die Sache einzustellen. Er wusste, es war nicht leicht. Dann wandte er der Vermieterin das Gesicht mit einem Ausdruck zu, der sagte: Ich weiß, was du denkst, aber wie wär’s, wenn wir’s einfach ignorieren? Der Ausdruck sagte auch: Hallöchen!
    Als er den Kopf bewegte, fuhr Esther zusammen und schlug die Hände vors Gesicht.
    »Hübscher Garten«, sagte Mr. Chartwell. »Bauen Sie Gemüse an?«
    Esther blickte ihn über die gespreizten Finger hinweg an. Langsam sanken die Finger. Ihr ängstlicher Ton hatte ungefähr die Schärfe eines Salatblatts, als sie sagte: »Entschuldigung … Entschuldigung, aber Sie … «
    Mr. Chartwell nickte enttäuscht. Es enttäuschte ihn, dass sie die Sache nicht ignorieren konnten, wie er gehofft hatte.
    »Sie sind … «
    Abermals ein enttäuschtes Nicken.
    »… ein Hund … «
    Mr. Chartwells Antwort klang nicht unfreundlich. »Ja.«
    Ein langes Schweigen, ohne dass etwas geschah. »Sie sind wirklich riesig für einen Labrador«, sagte Esther schließlich.
    »Ich bin kein Labrador.« Mr. Chartwell lehnte sich an den Küchentresen und verschränkte die Arme. Er wirkte recht entspannt.
    »Sind Sie ein Gespenst?« Esther ertastete sich einen Stuhl am Tisch und ließ sich daraufplumpsen, ohne hinzugucken. »So eine Art

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