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Mr. Chartwell - Hunt, R: Mr. Chartwell

Mr. Chartwell - Hunt, R: Mr. Chartwell

Titel: Mr. Chartwell - Hunt, R: Mr. Chartwell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Hunt
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der obersten Reihe hinauf und mit noch größerem Heldenmut einhändig wieder hinab. Schlichte Kronleuchter mit Glasschirmen hingen an Messingketten. Drei Bleiglasfenster blickten auf eine Themse hinaus, die pappkartonbraun in der Sonne glomm.
    Die Bibliothek glich in ihrer Anlage der Galerie in einem Tudorschloss. Ein langer Flur verlief mitten durch sämtliche Zimmer. Hölzerne Rundbögen führten zu anderen, stärker frequentierten Bereichen der Bibliothek: hinter Esther zu den Lesezimmern C und D, vor ihr zum Raum A, dem Erkerzimmer und der Handbibliothek. Geräusche, die von Betriebsamkeit zeugten, drangen an ihr Ohr.
    Zimmer B, ihr stilles Refugium. Esther saß über ihren mit Bücherstapeln überhäuften Schreibtisch gebeugt und versuchte, sich zu konzentrieren. Gedanken an Mr. Chartwell und seinen Besuch waren eine Wunde, deren Verband behutsam gelüftet werden wollte, damit sie mit flatterndem Magen begutachten konnte, was sich darunter verbarg. Ein Scheusal, eins der besonders scheußlichen Art. Esther sezierte die Einzelheiten.
    Das Auftauchen von Beth Oliver, die mit ihrer breiten Hüfte ein paar Bücher zur Seite schob, als sie sich auf den Schreibtisch setzte, erschreckte Esther.
    Beth hatte ein hübsches Gesicht, ihr Lächeln war natürlich und offen. Sie war eine sinnenfrohe Genießerin mit einem gesunden Appetit auf alles einschließlich der Mohrrübe, die sie gerade sorgfältig aufs Mark abnagte, wobei sie ihr Werk zwischen den Bissen zufrieden betrachtete. Auch wenn sie sich ihr kurzgeschnittenes welliges Haar noch so oft hinters Ohr klemmte, es fiel immer wieder nach vorn. Es mit der Spitze der Möhre zurückzuschieben, hatte nur den Effekt, dass danach Haare an der Möhre hingen.
    »Hallo, Esther, was machst du da?«
    »Ach, nichts Besonderes, nur so meine Arbeit«, sagte Esther mit der sterilen Stimme, die sie einsetzte, wenn sie nicht reden wollte.
    »Klar doch«, sagte Beth und blätterte beiläufig im obersten Buch eines Stapels. Es trug den Titel Römische Architektur in den West Midlands von England . Sie ließ die Seiten über die Finger schnellen. »Na los. Erzähl schon.«
    Sie drängelte sich auf dem Tisch noch ein Stück weiter vor, was eine Büchersäule zum Einsturz brachte. Esther fing die ihr in den Schoß rutschende Lawine kommentarlos ab und stapelte sie wieder auf. »Erzählen? Was denn?«
    »Erzähl mir von der Verwandlung deines winzigen Kämmerleins in ein luxuriöses möbliertes Zimmer. Deswegen habe ich dir doch dieses grässliche alte Bett gegeben, oder? Damit du es an ein ahnungsloses Opfer vermieten kannst.«
    »Frisch bezogen ist das Bett gar nicht so schlecht.« Esther lächelte sie an. »Solange man nicht darauf sitzt oder liegt, sieht es ganz nett aus.«
    »Es sieht nett aus? Das muss ja ein wunderwirkender Bettbezug sein. Hast du nicht gesagt, jemand wollte sich heute Morgen das Zimmer anschauen kommen?«
    Esther nahm einen Füller und spielte damit. »Es war jemand da.«
    »Wie aufregend! Und wann wird dieser unglückliche Mieter einziehen?«
    Esther kaute auf der Füllerkappe und hielt plötzlich den Füller allein in der Hand. Mit der Kappe zwischen den Zähnen sagte sie: »Keine Ahnung. Ich bin mir noch nicht sicher.«
    Aber von irgendetwas abgelenkt, grinste Beth und machte seltsame Handbewegungen. Esther kippte mit dem Stuhl nach hinten, um die Ursache zu erkennen. Die vorderen Stuhlbeine hoben sich vom Boden ab, als sie durch den Rundbogen spähte. John Dennis-John, der Leiter der Bibliothek, hämmerte an der Anmeldung in seiner typischen martialischen Art auf eine Schreibmaschine ein. Beth machte ihn nach, indem sie so tat, als bearbeitete sie ein Buch mit Faustschlägen. Dennis-John mit seinem Radarinstinkt blickte ruckartig auf. Esther zog den Kopf ein, und ihr Stuhl rumste zurück. In seine Schusslinie geraten, gab Beth sich den Anschein, ihren Rock glattzustreichen. Das spielt sie gut, dachte Esther, während sie beobachtete, wie Beth sich das Grinsen verkniff.
    Ein Prusten entfuhr Esther, ein Aufflackern von Heiterkeit, das augenblicklich erlosch.
    Mit langem Hals hielt Beth noch einmal flink Ausschau nach Dennis-John. Sie wartete ab, bis sein Tippen wieder zu hören war. Dann drehte sie sich um und musterte Esther.
    »Es?« Beth umfasste einen Ellbogen. »Alles in Ordnung mit dir?«
    »Mir geht’s gut, doch. Nur ein bisschen müde.« Es klang nicht überzeugend.
    Beths Pose bekam etwas leicht Sarkastisches. »Mach mir nichts vor, das zieht nicht bei

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