Mr. Darcy bleibt zum Fruehstueck
bereit, mein fröhliches Gesicht aufzusetzen und mich in meine neuen gesellschaftlichen Kreise zu stürzen.
»Was für ein hübsches Kleid!«, rief Orietta, als ich ankam, ihre Worte klangen wie ein Déjà-vu, und ich musste an mein ruiniertes Polokleid denken. »Ist das Vintage?«
»1991«, sagte ich nickend und strich über mein Chanelkleid. »Es ist fast zwanzig Jahre alt.«
»Nur ein Jahr jünger als ich«, flötete Tatiana, als sie hinter einem Bambusparavent hervortrat und lächelnd im Haus verschwand.
»Putzig«, sagte Orietta entzückt, als wäre Tatiana eine altkluge Fünfjährige und keine aufreizende Einundzwanzigjährige. Es war nicht fair. Austen musste sich nie mit Ludern abgeben! Aber ich wollte die Hoffnung noch nicht aufgeben. Ich würde einen Weg finden, sie zu überstrahlen. Orietta packte meinen Arm und führte mich ins Haus.
»Ein besonderes Schmankerl«, sagte Orietta zu mir. »Ich habe es geschafft, einen Landsmann aufzutreiben.«
Ich war verdattert.
»Einen New Yorker?«
»Nein, Dummerchen«, sagte sie mit einem süßen Lächeln. »Ich habe Colonel Stuart MacKay zum Dinner eingeladen. Er ist ein Schotte, wie Sie noch keinen gesehen haben! Er hat zu Ihren Ehren sogar seinen Kilt angezogen.«
»Was?« Ich blieb abrupt stehen.
»Ich habe ihm alles über Sie erzählt. Wie hätte ich ihn sonst hierherlotsen können?«
»Orietta, das hätten Sie nicht tun sollen«, sagte ich entsetzt. Ein echter Schotte würde mich innerhalb von Minuten durchschauen. Ich musste mir schnell etwas einfallen lassen.
»Das war doch nichts Besonderes«, antwortete sie und führte mich weiter. Ich bemühte mich, meine Fassung wiederzuerlangen und einen Plan zu schmieden. Aber während wir durch das Haus gingen, lenkte mich die Dekoration ab. Ich hatte noch nie etwas wie Oriettas Anwesen gesehen. Das Foyer war aus rosa Marmor inklusive nackter Statuen, die authentisch aussahen, also antik, und nicht wie diese billigen Kopien in Gartencentern. Von dort betraten wir einen langen Korridor, der wie ein Museum wirkte, die Wände zu beiden Seiten waren voller afrikanischer Masken, Skulpturen und Speere. Dann gingen wir ein paar Stufen hinunter zu einer Schiebetür.
»Ihr Zuhause ist atemberaubend«, platzte es aus mir heraus.
»Oh, danke schön«, murmelte Orietta. »Das ist der Garten. Mein absoluter Lieblingsplatz.« Damit öffnete sie die Tür, und wir betraten einen üppigen tropischen Wald aus Palmen, Farnen und duftenden Grünpflanzen, die unzählige exotische Blumen einrahmten. Ein mit Fackeln erleuchteter Weg aus Schieferplatten führte uns durch den Wald auf eine Lichtung, auf der ein riesiges Feuer loderte und ungefähr fünfzig Leute mit Cocktails herumliefen.
Ich wurde plötzlich sehr nervös. Scott nuckelte an einer Zigarre, während Tatiana ihn anhimmelte, als könnte niemand so Zigarre rauchen wie er. Wie schade, dass er nicht wusste, dass er sich jetzt eigentlich in mich verlieben sollte.
Dann sah ich Colonel MacKay. Er war rund und klein, hatte rote Haare und einen Bart, und ja, er trug einen blau-grünen Kilt. Ich schluckte. Zum Glück sah ich auch Bernardo, den fantastisch aussehenden, sexy Stallburschen aus Brasilien, der an einem Spalier lehnte. Er lächelte mich an. Ich spürte, wie ich rot wurde.
»Hallo, ich möchte, dass Sie meine neue Freundin Lady Katherine Billington Shaw willkommen heißen«, verkündete Orietta feierlich.
Ich winkte in die Runde und fühlte mich idiotisch, denn ich war ja schließlich nicht die Queen. Aber was sollte ich sonst tun? Knicksen?
»Nennen Sie mich einfach Kate«, sagte ich und lächelte.
Colonel MacKay ergriff die Gelegenheit, um sich mir vorzustellen.
»Sie sind also die berühmte Lady Katherine?«, sagte er mit einem starken Akzent. »Ich freue mich, Sie kennen zu lernen.«
»Ich mich auch«, sagte ich mit einem aufgesetzten, süßen Lächeln. Ich spürte, wie mein Herzschlag beschleunigte, als Scott und Tatiana sich zu uns gesellten. Genau das brauchte ich, ein Publikum für meine Show, und was für ein Publikum!
»Kate, wie schön, Sie wiederzusehen.« Scott lächelte und küsste meine Wange, seine Lippen verharrten länger als für eine beiläufige Begrüßung üblich. Ding, ding und noch mal ding . Ich schluckte. Tatiana und ich küssten in die Luft wie zwei Boxer, die ihre Handschuhe aneinanderschlugen.
»Wie schön, Sie zu sehen. War Ihr Kleid ruiniert?«, fragte mich Tatiana mit gezwungener Freundlichkeit. Schauspielerin. Als ob sie froh
Weitere Kostenlose Bücher