Mr. Darcy bleibt zum Fruehstueck
auch von meinem ersten Mann, wenn ich darüber nachdenke. Er ist jetzt Single. Gut aussehend, nicht wahr?«
»Ich habe ihn und dieses junge Mädchen heute kennen gelernt.« Ich bemühte mich, vage zu klingen, aber in Wahrheit brachte ich ihren Namen nicht über die Lippen.
»Tatiana?« Fawn sprach ihn für mich aus. »Diese kleine Goldgräberin hat Scott in ihren Fängen. Ich bin entschlossen, ihn vor ihr zu retten.«
»Sie wirkt nicht, als wäre sie sein Typ«, sagte ich, als wüsste ich, wer sein Typ war.
»Sie ist sexy und jung und damit der Typ eines jeden Mannes«, entgegnete sie. »Mein erster Mann heiratete mich, als ich so alt war wie Tatiana. Ein Mädchen kann viel aus ihrer Jugend machen. Millionen, sage ich immer.« Sie zwinkerte verschmitzt.
Als wir an einer roten Ampel anhielten, drehte sich Fawn zu mir um und lächelte.
»Sind Sie auf der Suche nach einem Ehemann?«
Ich hatte nicht gewusst, dass Südstaatenschönheiten so direkt sein können.
»Natürlich nicht!«, sagte ich mit Nachdruck und starrte aus dem Fenster, während ich mit verkrampften Händen an meinem Rock herumfummelte.
»Es ist schon in Ordnung, wenn es so ist«, fuhr Fawn fort. »In dieser Wirtschaftskrise müssen Frauen kreativ sein. Aber ich nehme an, da Sie einen Titel und ein Anwesen haben, brauchen Sie sich darüber wohl keine Gedanken zu machen.«
Ich schwieg, unsicher, was ich antworten sollte.
»Auch ein Mädchen mit einem Titel braucht einen Mann«, sagte ich, in dem Versuch, lustig zu klingen. »Es ist kalt in Schottland.«
Zu meiner Erleichterung lachte Fawn laut.
»Und Sie haben Scott Madewell auserkoren?«, stellte sie sachlich fest.
»Gar nicht«, protestierte ich, aber vergeblich. Sie gab wieder ein Billardhallenlachen von sich.
»Er ist sicher ein guter Fang, millionenschwer, genug, um Sie ein Leben lang zu wärmen! Er ist ein Magier an der Börse, heißt es jedenfalls. Wir haben kein Geld bei ihm angelegt, aber viele andere Leute hier. Er kümmert sich um Milliarden von Dollar in Investmentportfolios. Aber er ist nur ein Mann. Es gibt zig andere, je nachdem, was Sie von ihnen wollen«, sagte sie scharfsichtig.
»Was meinen Sie?«, fragte ich, meine Neugier war geweckt. Wer hätte gedacht, dass es Wahlmöglichkeiten gab?
»Wenn Ihnen eine gehobene Affäre mit Reisen und Geschenken genügt, dann gibt’s dafür unendlich viele Männer«, erläuterte Fawn in einem Tonfall, als verteile sie das Rezept für einen Apfelkuchen. »Wenn Sie nach einer dauerhaften Beziehung suchen, wenn Sie heiraten wollen, nun, dann gibt’s zwei Wege.«
Ich richtete mich auf, der Artikel schrieb sich von allein! Und wer könnte einen besser beraten als eine Frau, die drei reiche Ehemänner gehabt hat?
»Sie bringen den Mann dazu, sich in Sie zu verlieben, und werden seine Geliebte und beten, dass er seine Frau verlässt, aber das passiert nur selten. Aber so lief es bei meinem ersten Mann«, fügte sie zwinkernd hinzu. »Oder Sie suchen sich einen alleinstehenden, frisch geschiedenen Mann wie Scott und kämpfen mit Klauen und Zähnen um ihn. Wie alt sind Sie?«
Ich zuckte zurück. Fawn fiel meine Reaktion auf, und sie grinste. »Sie sehen aus wie Anfang dreißig, aber Ihrer Reaktion nach zu urteilen, würde ich sagen, Sie sind älter?«
»Ich bin gerade vierzig geworden«, gab ich zu.
Sie spitzte die Lippen, als wäre mein Alter ein lösbares Problem.
»Egal, Sie sind immer noch eine schöne Frau. Aber schwanger zu werden, um einen Ehemann zu bekommen, ist für Sie nicht so einfach«, sagte sie sachlich. Ich war erstaunt, dass sie das Thema so kühl ansprach.
»Funktioniert das heute überhaupt noch?«, fragte ich skeptisch. Es schien so typisch für die sechziger Jahre zu sein.
»Nicht so gut wie bei mir«, sagte sie leichthin. »Ehemann Nummer zwei.« Sie hielt zur Illustration zwei Finger hoch. »Aber ein Baby garantiert wenigstens Alimente, und das Kind eines Milliardärs muss den Lebensstil führen, in den es hineingeboren wurde.«
Ich war sprachlos. Und deprimiert. Vielleicht war ich zu alt, um für Geld zu heiraten. Vielleicht endete ich wie Miss Bates in Emma , eine alte Jungfer, die den Rest ihres Lebens mit ihrer Mutter zusammenwohnt, bloß ohne deren sonniges Gemüt. Einen Augenblick lang dachte ich, dass es vielleicht zu spät war, um für Geld zu heiraten, aber ich konnte mich immer noch verlieben. Sei weniger geldgierig. Bemühe dich, glücklich zu sein. Aber wem machte ich bei meiner bisherigen
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