Mr. Darcy bleibt zum Fruehstueck
Plan.«
»Wie erregend«, sagte ich mitfühlend. Brandons Freundin Lucy wollte unbedingt schwanger werden. Sie hatten es schon ein Jahr vergeblich versucht. Ich mochte Lucy nicht. Wenn eine Frau als ein in braunes Packpapier verschnürtes Paket beschrieben werden konnte, dann sie: durchschnittlich aussehend, kräftig und zu. Aber Brandon war verrückt nach ihr. Was er an ihr anziehend fand, habe ich nie verstanden: Lucy war eine dieser Frauen, die Männer ansabberten, die ihre Geschlechtsgenossinnen aber nicht ausstehen konnten. Mariannes Theorie war, dass Lucy sich nicht als Freundin eignete. Sie mochte die Gesellschaft von Frauen nicht, und deswegen konnten wir sie nicht leiden.
»So entstehen Babys«, sagte Marianne geduldig.
»Mit einer Temperaturkurve und Sex auf Befehl?«, fragte ich sarkastisch. Sie sah mich finster an. Ich war die einzige Frau auf Brandons Seite.
»Es entsteht schon ein gewisser Druck«, gab er sanft zu. »Ich möchte ein Baby, aber sie ist besessen. Ich habe das Gefühl, gar nicht daran beteiligt zu sein, außer was das offensichtliche Procedere betrifft.«
Marianne verdrehte die Augen.
»Vielleicht würde es mir einfach gefallen, eine Frau auf die altmodische Art zu schwängern«, gab Brandon kleinlaut zu, »durch Lust.«
»Sei nicht albern«, zischte Marianne.
Brandon zuckte mit den Schultern und erstickte fast an einer Olive. Hustend sagte er: »Aber vergessen wir meine Probleme. Die arme Kate!«
»Ja, ich weiß.« Mariannes Stimme war wieder weich geworden. »Es tut mir so leid wegen des Jobs. Ich hatte keine Ahnung. Ich kümmere mich darum, dass wir dir als Freiberuflerin viele Aufträge geben.«
»Vielleicht könnte ich eine Stelle außerhalb des Journalismus bekommen?«, schlug ich vor. Nachdem ich aus dem Büro gestürmt war, hatte ich jeden Zeitschriftenherausgeber, den ich kannte, angerufen und überall dieselbe Antwort erhalten: In absehbarer Zeit gab es keine Jobs, nicht einmal Schwangerschaftsvertretungen.
»Du könntest wieder als Kostümassistentin arbeiten!«, sagte Marianne fröhlich. In meinen Zwanzigern hatte ich meine Zeit auf Sets von Independent-Filmen verbracht, wo ich Knöpfe annähte und historische Kostüme bügelte. Ich schüttelte mich beim Gedanken an Achtzehn-Stunden-Tage und ein minimales Gehalt.
»Oder du könntest es noch mal hinter der Theke versuchen«, fügte Brandon lächelnd hinzu. In den Neunzigern hatte ich einen grauenvollen Tag lang als Barkeeperin gearbeitet. Ich kann immer noch keine Weinflasche öffnen oder einen Cocktail mixen, ohne eine Panikattacke zu bekommen.
»Ich könnte es mit Zeitarbeit versuchen«, sagte ich kleinlaut.
Wir saßen ein paar Augenblicke still da und überlegten.
»Wie schade, dass du keine Jane-Austen-Kurse unterrichten kannst«, sagte Brandon lächelnd.
»Wie schade, dass ich keine ihrer jungen Heldinnen bin, dann würde mich meine Mutter verheiraten, und ich müsste mich gar nicht um den ganzen Arbeitsmist kümmern.« Ich zuckte mit den Schultern. »Frauen hatten es leichter, als sie nur einen Ehemann finden mussten.«
»Angesichts deiner Abneigung zu heiraten wäre das für dich aber eine ganz schöne Herausforderung«, scherzte Brandon. »Du bist dafür sowieso viel zu unabhängig.«
»Touché!«, sagte Marianne und stieß mit mir an. Ich verdrehte die Augen und nahm einen langsamen, großen Schluck. Als der Wein meine Zunge berührte, kam mir ein beunruhigender Gedanke, so verstörend, dass ich mich schüttelte.
»Findet ihr, dass ich zu alt bin, um mich gut zu verheiraten?«, fragte ich vorsichtig. Marianne und Brandon kicherten. Sie dachten, ich machte Witze. Vielleicht lag es am Wein oder an unseren Gesprächen über Geburtstage und Geld, aber während sie lachten, traf mich die Realität heftig wie ein Kinnhaken. Bald war ich vierzig. Eine Frau mittleren Alters. Vielleicht war es wirklich zu spät für das, was Austen eine »gute Partie« nannte. Vielleicht gab es so was wie ein Verfallsdatum, was die Heirat mit einem reichen Mann anging, und ich hatte es erreicht. Ich war abgelaufen. Ich schüttelte den Gedanken ab. Es war albern, mir darüber Sorgen zu machen. Abgesehen von meiner Vorliebe für Jane Austen hatte ich nie vorgehabt zu heiraten, geschweige denn eine gute Partie zu machen. Ich war in einer finanziell prekären Lage, aber ansonsten ging es mir gut, vielen Dank.
»Ich gehe jetzt«, verkündete ich. »Ich hatte einen grauenhaften Tag.«
3
Die Fräulein Shaw
Es gibt nur wenige
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