Mr. Darcy bleibt zum Fruehstueck
jemandem hier«, bemerkte ich. »Scott hat mich hergebracht.«
Sein Gesichtsausdruck wurde ernst, was mich verunsicherte.
»Sie haben es also geschafft, Tatiana zu vertreiben?«, fragte er trocken. »Das arme slowenische Mädchen, zurückgeschickt ins Heimatland, um in den Salzminen zu schuften.«
»Nein«, verteidigte ich mich. »Es ist nicht meine Schuld, wenn Scott das Interesse an ihr verloren hat, und außerdem war sie zu jung für ihn.«
»Und Sie nicht?«, fragte er. »Er muss mindestens fünfzehn Jahre älter sein als Sie, ich würde sogar sagen, fast zwanzig.«
»Das Alter ist nur eine Zahl«, sagte ich wegwerfend.
»Wie die Summe auf seinem Kontoauszug«, bemerkte Griff vielsagend. »Aber anders als beim Alter gilt da, je höher, umso besser.«
»Verurteilen Sie mich nicht, Griff.« Ich blieb standhaft. »Es tut mir leid, dass ich Ihnen jemals etwas erzählt habe. Außerdem glaube ich, dass wir uns gerade verlieben, da haben Sie’s.«
»Liebe, was?«, sagte er und zog die Augenbrauen hoch. »So ehrbar also?«
»Glauben Sie nicht an die Liebe, Griff?«, fragte ich und lächelte ihn kokett an.
»Woran sollte man sonst glauben?«, sagte er ernst.
Seine Antwort überraschte mich. Ich war so an seinen sarkastischen Tonfall gewöhnt.
»Dann sind wir beide hoffnungslose Romantiker. Wer hätte das gedacht?«, sagte ich und berührte seinen Arm. Wieder einmal erschreckte mich das Gefühl, das diese Berührung auslöste. Er sah auf meine Hand auf seinem Ärmel, aber ich konnte seinen Gesichtsausdruck nicht deuten. Wir sahen uns in die Augen und verharrten mehrere Sekunden lang so.
»Das ist ja ein Hammerkleid«, sagte er, das Thema wechselnd, und betrachtete mich von oben bis unten.
»Was soll das denn heißen?« Ich erwachte aus meiner Trance. Mir wurde bewusst, dass ich unter einem der wenigen Spots im Raum stand, und ich trat zur Seite, aber er folgte mir.
»Es ist ein Hauch von Nichts«, entgegnete er.
»Es gefällt Ihnen nicht?«, sagte ich, besorgt, dass es doch durchsichtig war.
»Das habe ich nicht gesagt«, erwiderte er. »Ganz im Gegenteil, es ist sehr auffallend.«
In einem Augenblick waren wir uns nah, und im nächsten fühlte ich mich plötzlich unsicher und zischte ihn an: »Ich hasse es, Ihnen das sagen zu müssen, Griff, aber für einen schwulen Mann haben Sie überhaupt keinen Geschmack.«
Ich erwartete eine zickige Retourkutsche, aber er stand kerzengerade da und schnappte nach Luft.
»Für einen was ?«, sagte er, offensichtlich erstaunt.
Ich fühlte mich entsetzlich, weil ich ihn so geoutet hatte, und sah mich schnell um. Niemand hatte mich gehört. Ich sprach leiser.
»Es tut mir leid, ich habe ja gesagt, ich würde Ihr Geheimnis für mich behalten, und das werde ich. Sie haben mich nur zur Weißglut getrieben.«
»Ich bin nicht schwul!«, platzte es etwas zu laut aus ihm heraus. »Ich bin Engländer!«
»Es ist in Ordnung, Griff, es ist mir egal«, beharrte ich und bemühte mich, ihn zu beruhigen. Warum hatte er so ein Problem, es zuzugeben? »Sie müssen es nicht leugnen.«
»Wie um alles in der Welt sind Sie denn darauf gekommen?« Er brüllte fast.
»Ich habe gehört, wie Sie es Scott erzählt haben«, erklärte ich ungeduldig. »Er solle es geheim halten … er hat gesagt, er würde Sie nicht outen.«
»Das habe ich ihm nicht erzählt«, stotterte er.
»Doch«, beharrte ich weiter.
»Sie haben gehört, wie ich gesagt habe, ich sei schwul?«
»Na ja, nicht direkt«, gab ich zu. »Aber warum denn sonst so einen Wirbel machen? Nicht dass es ein Riesending ist, schwul zu sein, aber Sie wissen, was ich meine.«
»Nun, da haben Sie die falschen Schlüsse gezogen«, zischte Griff.
»Dann sind Sie nicht schwul?« Ich war immer noch nicht sicher, ob ich ihm vertrauen konnte. »Dann …?«
»Dann was?«, fragte er und starrte mich finster an.
»Als Sie mich zum Abendessen einluden?«
»Reden Sie weiter.«
»Das war eine Verabredung?«
Er atmete frustriert aus.
»Ja, es war ein verdammtes Date, oder es wäre eins gewesen.«
»Sie wollten wirklich mit mir ausgehen?« Jetzt begann ich zu stottern.
»Ja. Obwohl Sie meinen Geschmack beleidigen, die Aristokratin spielen und hinter Scott und Vlad herjagen und wem sonst noch …«
Ich zuckte etwas zusammen.
»Und doch«, fuhr er ohne das geringste Anzeichen eines Lächelns fort, »haben Sie etwas, Kate. Ich würde Sie gern näher kennen lernen.«
Ich war verdattert.
»Ich weiß nicht, was ich sagen soll«,
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