Mr. Joenes wundersame Reise
Labyrinth des Octagons wies. Sobald er den Raum 18891 beträte, würde ein hoher Beamter des Octagon, nur bekannt unter dem Namen Mr. M., ihm seine letzten Instruktionen übergeben und seinen Abflug nach Rußland mit einem Spezialjet arrangieren.
Joenes Herz füllte sich mit Freude und Dankbarkeit, als er die Befehle noch einmal las. Endlich hatte er die Chance, in bedeutenden internationa-len Angelegenheiten eine wichtige Rolle zu spielen. Er eilte zum Octagon, um seine letzten Befehle in Empfang zu nehmen und sich endlich auf den Weg zu machen. Doch der Dienst, den Joenes seinen Mitmenschen erweisen wollte, war nicht so ohne weiteres in Angriff zu nehmen.
XI
DIE OCTAGON-ABENTEUER
Die Octagon-Abenteuer sowie die vier Geschichten, die in diesem Komplex enthalten sind, werden von Maubingi von Tahiti erzählt
Voll gespannter Erwartung und kaum zu bändigen-dem Tatendrang betrat Joenes das Octagon. Für einen Moment verharrte er und starrte mit weit auf-gerissenen Augen um sich. Er konnte und wollte nicht glauben, daß ein solches majestätisches Bauwerk wirklich existierte. Dann, nachdem er sich ein wenig von dem Schock erholt hatte, marschierte er eilig durch Hallen und Korridore, stieg er breite Treppen hinauf und hinab, bog in Seitengänge ein, wählte Abkürzungen, durcheilte Vorhallen und durchwanderte weitere Korridore. Als sich seine erste Begeisterung etwas gelegt hatte und er in der Lage war, seine Umgebung etwas nüchterner zu betrachten, mußte Joenes feststellen, daß seine Orien-tierungskarte hoffnungslos ungenau war und sich überhaupt nicht auf das bezog, was er im Gebäude sah. Tatsächlich schien es sich um den Lageplan eines anderen Gebäudes zu handeln. Joenes war nun tief ins Herz des Octagons vorgedrungen, wußte nicht, wie es weitergehen sollte, und war völlig im Zweifel, ob er seinen Weg jemals würde zurück-206
verfolgen können. Deshalb steckte er seine Karte in die Tasche und beschloß, den ersten Menschen um Rat zu fragen, der ihm über den Weg lief.
Nicht lange, und er überholte einen Mann, der durch einen der unzähligen Korridore schlenderte. Dieser Mann trug die Uniform eines Colonel der Kartographischen Abteilung, und sein Auftre-ten war freundlich und zuvorkommend.
Joenes hielt den Colonel an und klagte ihm sein Leid, daß nämlich seine Karte völlig nutzlos sei.
Der Colonel warf einen Blick auf die Karte und meinte: »O ja, das stimmt genau. Diese Karte gehört zu unserer Octagon, Serie A443-321B, welche von meinem Büro erst in der vergangenen Woche ver-
öffentlicht wurde.«
»Mir sagt das Ding aber so gut wie nichts«, beharrte Joenes.
»Da haben Sie auch verdammt recht, das tut sie auch nicht«, antwortete der Colonel voller Stolz.
»Haben Sie überhaupt eine Ahnung, wie wichtig dieses Gebäude ist? Wußten Sie, daß jede wichtige Agentur der Regierung, die geheimsten eingeschlossen, in diesem Bau untergebracht ist?«
»Ich weiß, daß das Gebäude sehr wichtig ist«, gab Joenes zu, »aber ...«
»Dann können Sie sich sicherlich vorstellen, in welche Lage wir gerieten«, fuhr der Colonel fort,
»wenn unsere Feinde sich in diesem Bau zurecht-finden würden und genau wüßten, wo die einzel-207
nen Büros untergebracht sind. Spione würden die Korridore bevölkern. Getarnt als Soldaten und Kon-gressabgeordnete würden sie sich die wichtigsten Informationen verschaffen. Keine Maßnahme irgendeines Geheimdienstes wäre wirkungsvoll genug, einen Spion, versehen mit allen geheimen Einzelheiten, in seinem zerstörerischen Werk aufzuhalten. Wir wären verloren, mein Lieber, unrett-bar verloren. Doch eine Karte wie diese, welche jeden Spion in tiefste Verwirrung stürzen muß, ist unsere letzte und beste Sicherheitseinrichtung.«
»Das glaube ich allerdings auch«, sagte Joenes höflich.
Der Colonel von der Kartographie streichelte die Karte liebevoll und sagte: »Sie ahnen ja gar nicht, wie schwer es ist, eine solche Karte anzulegen.«
»Wirklich?« staunte Joenes. »Ich könnte mir eher vorstellen, daß es überaus einfach ist, eine imaginäre Karte von irgendeinem Ort herzustellen.«
»Typisch Laie. Nur ein anderer Kartograph oder auch ein Spion könnte ermessen, mit welchen Problemen wir fertig werden müssen. Eine Karte anzufertigen, die keinerlei Informationen beinhaltet und trotzdem so echt aussieht, daß sogar erfahrene Spione davon in die Irre geleitet werden, erfordert hohes Können und eine kaum zu ermessende Intelligenz, mein Freund!«
»Kann ich mir
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