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Mr. Joenes wundersame Reise

Mr. Joenes wundersame Reise

Titel: Mr. Joenes wundersame Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Sheckley
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mußte, schwor Joenes bei sich, sein möglichstes zu tun, 194
    keine Mühen zu scheuen und allzeit treu seinem Staat zu dienen.
    In diesem Zustand arbeitswilliger und einsatz-bereiter Ekstase gelangte Joenes in den Raum 432
    im Ostflügel des Portico Building. John Mudge, der Sondersekretär, begrüßte ihn sofort. Mudge war freundlich und entgegenkommend und schien trotz seines noch zu erledigenden riesigen Ar-beitspensums keine Eile zu haben. Joenes erfuhr, daß Mudge sämtliche politischen Entscheidungen im Koordinationsbüro für die verschiedenen Regie-rungsabteilungen traf, da sein Vorgesetzter Tag und Nacht damit beschäftigt war, sinnlose Versetzungs-anträge für die Armee zu formulieren.
    »Nun, Joenes«, sagte Mudge, »Sie sind uns zu-geteilt worden, und wir freuen uns, Sie bei uns zu haben. Ich glaube, ich sollte Ihnen sofort erklären, womit dieses Büro sich beschäftigt. Wir arbeiten als eine Art Zwischenträger zwischen den verschiedenen Streitkräften und Diensten unseres Landes. Sie wissen ja, daß das Militär nahezu autonomen Status hat. Daneben fungieren wir auch noch als eine Art Spionage-Agentur für sämtliche Programme der verschiedenen Streitkräfte und außerdem auch als politische Planungszentrale der Regierung für die militärische, psychologische und wirtschaftliche Kriegsführung.«
    »Das klingt ja ziemlich wild«, mußte Joenes zugeben.
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    »Es ist auch viel zuviel«, bestätigte Mudge. »Und trotzdem ist unsere Arbeit in jeder Hinsicht notwendig. Nehmen Sie nur mal den Bereich der Koordination der einzelnen Dienste. Erst vergangenes Jahr, ehe diese Abteilung gegründet wurde, waren Teile unserer Armee in eine dreitägige heftige Schlacht im tiefsten Dschungel Nord-Thailands verwickelt. Sicher können sie sich die Wut der Soldaten vorstellen, als man, nachdem die Rauchwol-ken abgezogen waren, erkennen mußte, daß man dem sorgfältig eingeigelten Batallion der U.S. Ma-rineinfanterie gegenüberstand. Überlegen Sie nur, welche Auswirkungen das auf die Kampfmoral unserer Leute hat! Da unser militärisches Engage-ment sich noch recht dünn über den ganzen Erdball spannt, müssen wir Ereignissen wie diesen in jeder Hinsicht zuvorkommen.«
    Joenes nickte zustimmend. Mudge fuhr daraufhin fort, die Notwendigkeit der anderen Aufgaben zu erklären.
    »Nehmen Sie zum Beispiel die Spionage«, sagte Mudge. »Es gab mal eine Zeit, da war dieser Bereich das Fachgebiet der Central Intelligence Agency, also der CIA. Doch heutzutage lehnt die CIA es rigoros ab, ihre Informationen weiterzugeben.
    Statt dessen will man weitere Truppen haben, um mit den Problemen fertig zu werden, die man auf-deckt.«
    »Bedauernswert«, mußte Joenes eingestehen.
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    »Und natürlich trifft dies in noch stärkerem Maße auch für die Armee-Spionage, die Marine-Spionage, die Luftwaffen-Spionage, die Raumfahrt-Spionage und alle anderen Dienste zu. Der Patriotismus der Männer, die in diesen Diensten beschäftigt sind, darf überhaupt nicht angezweifelt werden, doch jeder Dienst nimmt für sich in Anspruch, ganz allein über Gefahren und mögliche Gegenmaßnahmen und Kriegstaktiken urteilen zu können. Damit tritt der Fall ein, daß jegliche Informationen über den Feind widersprüchlich und ungenau sind ...
    Dies wiederum legt die Regierung völlig lahm, da sie über keinerlei zuverlässige Informationen verfügt, nach denen sie ihre Politik ausrichten kann.«
    »Ich hatte ja gar keine Ahnung, daß die Lage so ernst ist«, sagte Joenes.
    »Sie ist ernst und untragbar«, gab Mudge ihm recht. »Meiner Meinung nach liegt das am Umfang der Regierungsbehörden und der gesamten Organisation der Regierung, welche sich über alle Maßen aufgebläht hat. Ein Freund erklärte mir einmal, daß ein Organismus, der über sein normal übliches Maß hinauswächst, irgendwann auseinanderbricht und die einzelnen Teile dann jeder für sich wieder einen Wachstumsprozeß beginnen. Wir sind zu groß geworden, und nun setzt der Prozeß der Auflösung ein. Trotzdem war unser Wachstum eine natürliche Folge der Zeit und ihrer Ereignisse, und wir dürfen einfach nicht zulassen, daß schon jetzt die Auflö-
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    sung einsetzt. Der Kalte Krieg ist immer noch in vollem Gange, und wir müssen unsere Dienste zu-sammenhalten und dafür sorgen, daß in ihnen weiterhin Zucht und Ordnung herrschen. Wir in der Koordination müssen die Wahrheit über den Feind herausfinden, müssen diese Informationen der Regierung zugänglich machen und die Dienste

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