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Mr. Joenes wundersame Reise

Mr. Joenes wundersame Reise

Titel: Mr. Joenes wundersame Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Sheckley
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anhal-ten, sich der von der Regierung befohlenen Politik unterzuordnen. Wir müssen durchhalten, bis die Gefahr von außen gebannt ist. Danach können wir nur hoffen, unsere Bürokratie so schnell und wirkungsvoll zu verkleinern, ehe die Mächte des Chaos uns diese Arbeit abnehmen.«
    »Ich glaube, ich begreife jetzt, worum es geht«, sagte Joenes, »und ich bin da völlig Ihrer Meinung.«
    »Damit hatte ich schon gerechnet«, erwiderte Mudge. »Ich wußte es schon von dem Zeitpunkt an, als ich ihr Dossier las und Sie für diese Abteilung anforderte. Ich sagte mir, daß Sie der geborene Koordinator seien, und trotz vieler Schwierigkeiten gelang es mir schließlich, Sie in den Staatsdienst einzuschleusen.«
    »Aber ich habe angenommen, das hätte ich Sean Feinstein zu verdanken«, wandte Joenes ein.
    Mudge lächelte. »Sean ist kaum mehr als eine Marionette, die alle Schriftstücke unterschreibt, die wir ihm vor die Nase halten. Er ist überdies ein Patriot der Sonderklasse, und er hat sich freiwillig 198
    für die geheime aber doch so notwendige Rolle des Sündenbocks für die Regierung gemeldet. In Seans Namen treffen wir alle zweifelhaften, unpopulären und fragwürdigen Entscheidungen. Wenn alles gut ausgeht, bekommen unsere Chefs die Orden und das Lob der Öffentlichkeit. Geht etwas schief, dann muß unser Sean ran. Auf diese Weise wird die Eignung unserer Chefs für ihren schwierigen Job niemals in Frage gestellt.«
    »Das muß für Sean ziemlich hart sein, oder?« erkundigte Joenes sich beiläufig.
    »Natürlich. Aber vielleicht wäre Sean überhaupt nicht glücklich, wenn es für ihn nicht so schwer wäre. Zumindest glaubt das ein befreundeter Psychologe. Ein anderer Psychologe aus einem Be-kanntenkreis, der die ganze Angelegenheit unter einem etwas mystischeren Gesichtspunkt betrachtet, meinte, daß Sean Feinstein irgendwie eine Art historische Funktion wahrnimmt, daß er auser-sehen ist, der Beweger der Menschheit zu sein, daß er die Ereignisse initiiert, eine wichtige Figur der Geschichte und eine lebenswichtige Macht im Zuge der Offenbarung für alle Menschen ist und daß er aus diesem Grund von der Öffentlichkeit, der er dient, abgelehnt und beschimpft wird.
    Doch wo immer man die Wahrheit auch suchen und finden mag – ich denke, daß Sean eine au-
    ßerordentlich wichtige und notwendige Persönlichkeit ist.«
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    »Ich würde ihn gerne einmal kennenlernen und ihm die Hand schütteln«, sagte Joenes.
    »Das wird im Moment nicht möglich sein«, erwiderte Mudge. »Sean sitzt im Moment bei Wasser und Brot in Einzelhaft. Man hat ihn für schuldig befunden, 24 Atomhaubitzen und 187 Atomgrana-ten der U.S. Army gestohlen zu haben.«
    »Hat er das Zeug wirklich gestohlen?« wollte Joenes wissen.
    »Ja. Aber er hat es auf ausdrücklichen Wunsch getan. Wir haben mit den Waffen ein Signal Corps ausgerüstet, und die Truppe gewann die Schlacht vom Rosenhag im Südosten Boliviens. Das Signal Corps hatte diese Waffen schon seit langer Zeit und vergeblich angefordert.«
    »Das tut mir für Sean aber leid«, sagte Joenes.
    »Und wie lautet seine Strafe?«
    »Er wurde zum Tode verurteilt«, meinte Mudge lakonisch. »Aber er wird begnadigt werden. Das wird er immer. Sean ist viel zu wichtig, als daß man es unterlassen könnte, ihn zu begnadigen.«
    Mudge wandte einen Moment seinen Kopf ab, dann schaute er Joenes wieder in die Augen. »Ihre Arbeit«, fuhr er fort, »ist von außerordentlicher Wichtigkeit. Wir schicken Sie nach Rußland, damit Sie sich dort umschauen und die Lage sondie-ren und analysieren. Natürlich hat es in der Vergangenheit eine Menge solcher Inspektionsreisen gegeben. Doch entweder wurden sie auf Initiative 200
    eines einzigen Dienstes unternommen, dann sind die Ergebnisse nichts wert, oder man hat sich zu einer konzertierten Aktion entschlossen und jemanden losgeschickt. In diesem Fall bekamen die Rei-seberichte den Stempel Streng geheim und wurden ungelesen im Geheimtresor unter der Goldkammer im Fort Knox deponiert. Ich habe das Versprechen meines Chefs, und ich geben Ihnen das meine, daß Ihr Bericht nicht das gleiche Schicksal erleben wird. Ihr Bericht wird gelesen, und man wir danach handeln. Wir sind entschlossen, mit unserem Koordinationsbüro groß herauszukommen, und alles, was Sie über den Feind erzählen, wird aufgenommen, gehört und bedacht. Nun, Joenes, wird man Sie einweisen, dann bekommen Sie Ihren Auftrag mit sämtlichen Zusatzinformationen und An-weisungen und endlich Ihren

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