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Mr. Joenes wundersame Reise

Mr. Joenes wundersame Reise

Titel: Mr. Joenes wundersame Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Sheckley
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Karte nach Art des Spions nachzudenken, von der er glaubt, daß es die einzige Art ist, in der man an ein solches Problem herangehen kann, von der wir jedoch wissen, daß es nichts anderes ist als eine Art Ausweg aus einem logischen Dilemma, daß nämlich das Leben Ungereimtheiten kennt, welche von Instinkt und nüchternem Denken abgelehnt werden.
    Da wäre auf der einen Seite erst mal die Regierungskarte, und auf der anderen Seite haben wir verschiedene Korridore und Durchgänge und Tü-
    ren. Der Spion betrachtet also die Karte, dieses Dokument, das den anderen echten Dokumenten so ähnlich sieht, für deren Erwerb er mehr als einmal sein Leben eingesetzt hat. Er fragt sich: »Könn-te diese Karte etwa gefälscht sein? Ich weiß, daß sie von der Regierung herausgegeben wurde, und ich weiß auch, daß ich sie einem Beamten gestohlen habe, dem sie sehr wertvoll war und der sie daher unter Verschluß gehalten hat. Ist es wirklich berechtigt, daß ich dieses Dokument nur deshalb ignoriere, weil es zu dem, was ich selbst sehe, anscheinend in keiner Beziehung steht?«
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    Der Spion denkt über diese Frage nach und landet schließlich beim wohl wichtigsten Wort: »Anscheinend!« Es scheint nur so, als würde die Karte sich nicht auf die reale Umgebung beziehen! Der äußere Anschein hätte ihn beinahe tatsächlich hinters Licht geführt. Beinahe hätten ihn seine Sinne in die Irre laufen lassen. Die Hersteller der Karte hätten ihn beinahe aufs Kreuz gelegt, ihn, einen Mann der tausend Verkleidungen, der sein Leben damit verbringt, anderen die verschiedensten Geheimnisse aus der Nase zu ziehen. Natürlich läßt sich jetzt eine andere Erklärung finden.
    Der Spion sagt: »Sie wollten mich wohl mit meinen eigenen Tricks aufs Kreuz legen! Das zwar nur sehr unbeholfen, doch am Ende werden sie schon den richtigen Weg finden.«
    Damit meint der Spion, daß sie genauso zu denken anfangen wie er, wodurch die Geheimnisse der Gegenseite für ihn noch durchschaubarer und verständlicher werden. Das gefällt ihm. Seine schlechte Laune, hervorgerufen durch die mangelnde Ähnlichkeit zwischen Karte und Gebäude, hat sich mittlerweile total verflüchtigt. Er ist munter, auf-geschlossen und durchaus bereit, daß Problem bis zu seiner letzten Großen Lösung mitzuverfolgen.
    »Dann wollen wir doch mal die Tatsachen zu-sammenreihen sowie die sich daraus ergebenden Folgen«, sagt der Spion. »Zuerst weiß ich, daß diese Karte sehr wichtig ist. Alles, was ich darüber weiß 213
    und meine jeglichen Erfahrungen lassen nur diesen einen Schluß zu. Ich weiß auch, daß die Karte anscheinend das Gebäude, das sie angeblich darstellen soll, nicht darstellt. Ganz offensichtlich gibt es daher irgendeine Beziehung zwischen dem Gebäu-de und der Karte. Wie sieht diese Beziehung aus, und wie verhält es sich mit der Karte?«
    Der Spion denkt für einen kurzen Moment nach, dann sagt er: »Alles weist darauf hin, daß irgendein besonders fähiger, geschickter Zeichner irgendeine Information in die Karte eingearbeitet hat, eine Art Chiffre, eine Information, die zu entziffern denen keine Schwierigkeiten macht, für die diese Karte gedacht ist, von der ich jedoch bisher keine Ahnung habe.«
    Nachdem er zu diesem Schluß gekommen ist und das Ergebnis seiner Denkbarkeit in dieser Form ver-balisiert hat, streckt der Spion sich und fügt hinzu:
    »Ich habe jedoch mein bisheriges Leben damit verbracht, irgendwelche Codes zu dechiffirieren. Und es gibt tatsächlich nichts, wofür ich auch nur an-nähernd soviel Interesse aufbringe wie für derar-tige Codes. Oder sollte ich vielleicht besser sagen, daß ich geradezu dafür geschaffen bin, Chiffren zu entschlüsseln, und daß das Schicksal dem Zufall entsprechend nachgeholfen und mich auf diesen Platz befördert hat, hierher und in diesem Moment, in dem ich dieses überaus wichtige Dokument in Händen halte?«
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    Unser Spion ist erregt. Doch dann fragt er sich:
    »Bin ich nicht voreilig oder auch auf gewisse Art dogmatisch, wenn ich gleich zu Beginn meiner Mission die starre Haltung einnehme und behaupte, daß dieses Dokument eine chiffrierte Karte ist und nichts anderes sonst? Die Erfahrung hat mich gelehrt, daß der Mensch zu den schlimmsten Nie-derträchtigkeiten fähig ist. Ich selbst bin ja der lebende Beweis dafür, denn meine verwickelten und raffinierten Denkweisen und Methoden haben es mir ermöglicht, inmitten meiner Feinde unerkannt zu bleiben und viele ihrer Geheimnisse auszufor-schen. Dies

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