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Mr. Joenes wundersame Reise

Mr. Joenes wundersame Reise

Titel: Mr. Joenes wundersame Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Sheckley
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Marschbefehl.«
    *
    Mudge nahm Joenes zur Sicherheitsabteilung mit, wo ein Colonel, der für die Phrenologie zu-ständig war, seinen Schädel auf verdächtige Beu-len abtastete. Danach durchlief Joenes den üblichen Dienstweg über den Regierungsastrologen, den Kartenschläger, den Teesatzleser, den Physio-gnomen, den Psychologen, den Kasuisten und den Computer. Am Ende erklärte man ihn für loyal, gesund, normal, verantwortungsbewußt, zuverlässig, 201
    gründlich und vor allem als jemand, der vom Glück gesegnet war. Daraufhin bekam er seinen Sonder-ausweis und durfte Geheimdokumente lesen.
    Wir haben leider nur eine sehr unvollständige Liste der Schriften, die Joenes im mit grauem Eisen armierten Geheimraum las, wobei zwei bewaffnete Wächter rechts und links von ihm verharrten, na-türlich mit einer Binde vor den Augen, damit sie nicht durch einen unglücklichen Zufall einen Blick auf eine Textpassage warfen, die sie gar nicht lesen durften. Doch wir wissen, was Joenes las, nämlich:
    »Die Verträge von Yalta«, in welchen von dem hi-storischen Treffen zwischen Präsident Roosevelt, Zar Nikolaus II. und dem Kaiser Ming berichtet wird. Joenes erfuhr, in welcher Weise die schicksal-haften Beschlüsse von Yalta selbst das gegenwärtige politische nicht beeinflußten, und er informierte sich auch über die vehemente Opposition, die sich gegen die Verträge formierte und deren Argumente lautstark von Don Winslow, dem Obersten Marine-admiral, vorgetragen wurden.
    Danach las er »Ich war eine männliche Kriegs-braut«, eine entwürdigende Schilderung perverser Praktiken in der Armee.
    Und er beschäftigte sich auch mit folgenden Schriften:
    »Rotkäppchen und der böse Wolf«, ein Spionage-lehrbuch von einer der gewieftesten Spioninnen, die je gelebt haben.
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    »Tarzan und die Schwarze Stadt«, ein Tagebuch über Kommandounternehmen im von Rußland be-setzten Ostafrika.
    »Der Ruin«, Autor unbekannt, ein schriftliches Statement zur monetären und Rassentheorie.
    »Buck Rogers – gestrandet in Mongo«, ein Doku-mentarbericht der letzten Unternehmungen des Raumcorps, mit vielen Illustrationen.
    »Erste Naturgesetzte«, von Spencer, »Die Apokry-phen«, Autor unbekannt; »Die Republik« von Plato und »Maleus Malificarum«, gemeinsam erstellt von Torquemada, Bischof Berkeley und Harpo Marx.
    Diese vier Werke waren die Seele und Hauptwaf-fe der kommunistischen Lehre, und wir können sicher sein, daß Joenes diese Werke mit großem Gewinn las.
    Natürlich las er auch »Der Playboy der westlichen Welt« von Immanuel Kant, die wahrscheinlich beste und gründlichste Entgegnung auf die oben angeführten kommunistischen Werke.
    All diese Dokumente sind uns nicht mehr zu-gänglich, da sie auf Grund widriger Umstände auf Papier niedergeschrieben wurden, anstatt daß man sie auswendig gelernt hatte. Wir würden sehr viel darum geben, wenn wir wüßten, was in diesen Schriften, welche Darstellungen der damaligen profunden und manchmal auch verrückten Politik gestanden hatte. Und wir können nichts anderes als uns fragen, ob Joenes auch die wenigen Klassi-203
    ker des zwanzigsten Jahrhunderts gelesen hat, die sich bis in unsere Zeit haben retten können. Benutzte er die Stiefel, welche in Bronze gegossen wurden? Las er den Praktischen Führer des Im-mobilienhandels, dieses monumentale Machwerk, das praktisch über Nacht das Gesicht des zwanzigsten Jahrhunderts veränderte? War Joenes jemals mit Robinson Crusoe zusammengetroffen, seinem Zeitgenossen, dem größten der Poeten des zwanzigsten Jahrhunderts? Hat er vielleicht sogar mit Angehörigen der schweizer Familie Robinson gesprochen, deren Skulpturen man in vielen Museen betrachten kann?
    Schade, Joenes hat sich niemals zu diesen kulturellen Angelegenheiten geäußert. Statt dessen lenken seine Bemühungen die Blicke auf weitaus wichtigere Angelegenheiten, soweit sie uns und unser Zeitalter betreffen.
    *
    Am Ende, nach drei Tagen und drei Nächten, die er ununterbrochen gelesen hatte, erhob Joenes sich und verließ den Geheimraum und die beiden mit Augenbinden versehenen Wächter. Er wußte jetzt genauestens über den Stand der Nation und der Welt Bescheid. Mit hochgesteckten Hoffnungen und schlimmen Vorahnungen öffnete er den Umschlag mit seinem Befehl.
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    Dort hieß es, daß er sich schnellstens im Raum 18891, Flur 12, Stockwerk 6, Flügel 63, Unterabteilung AJB-2 des Octagons zu melden hatte. Zu den Befehlsunterlagen gehörte eine Karte, die ihm den Weg durch das

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