Mr. Joenes wundersame Reise
ihrer Wahrscheinlichkeit auf-listete:
1. Der Kommunistische Block hat Kalifornien angegriffen.
2. Die neutralen Länder haben Kalifornien angegriffen.
3. Die Mitglieder der westlichen Allianz haben Kalifornien angegriffen.
4. Invasoren aus dem All haben Kalifornien angegriffen.
Der Rechner nannte auch noch sämtliche andere Kombinationen und führte sie als Untermöglichkeiten auf.
Joenes früherer Bericht über die Lage in Russland und in China war auch schon in Washington ein-279
getroffen, jedoch hatte man ihn noch nicht um-geformt und codiert und von langsamen und me-thodisch vorgehenden Rechnern für menschliche Faktoren und Zuverlässigkeitsprüfung analysieren lassen. Das war sehr schade, denn der Wahrscheinlichkeitsrechner für Kriegsangelegenheiten konnte nur Material verarbeiten, dessen Richtigkeit von anderen Rechnern bereits bestätigt worden war.
Die für das Gerät zuständigen Offiziere waren überaus verwirrt über die vielen Möglichkeiten und Untermöglichkeiten, die Wahrscheinlichkeiten und Unterwahrscheinlichkeiten, die ihnen genannt wurden. Sie hatten gehofft, zu einer Aussage höchster Wahrscheinlichkeit zu gelangen und dem-entsprechend zu handeln. Doch der Wahrscheinlichkeitsrechner für Kriegsfragen beurteilte das als unmöglich. So wie neue Daten einliefen, überdachte der Rechner seine bisherigen Ergebnisse und ordnete sie neu, berechnete sie und legte neue Wer-tigkeiten fest. Korrekturformulare mit dem Hinweis ÄUSSERST DRINGLICH wurden von der Maschine im Tempo von zehn Stück pro Sekunde ausge-spuckt, und nicht einer glich dem anderen, natürlich zum Unmut der verantwortlichen Offiziere.
Trotzdem machte die Maschine nichts anderes, als was auch ein intelligenter Offizier tun würde, nämlich alle Daten aufzunehmen, alle Berichte zu analysieren, ihre Wahrscheinlichkeit zu berech-nen und auf der Basis dieser zuverlässigen Infor-280
mationen bestimmte Tips zu geben und auf keinen Fall aus falschem Stolz oder Sturheit an einer einmal gefaßten Meinung festzuhalten, sondern stets bereit sein, sich besseren Argumenten und neuen Entwicklungen zu beugen und sich ihnen anzupas-sen.
Um ganz sicher zu gehen, gab der Wahrscheinlichkeitsrechner für Kriegsfragen keine Befehle weiter: Die Vergabe von Befehlen oblag einzig und allein den Menschen und gehörte zu deren Pflichten und Verantwortung. Auch konnte man dem Rechner nicht vorwerfen, daß er kein einheitliches und genau definiertes Bild von den Feindseligkeiten am Himmel Kaliforniens entwarf; ein solches Bild zu liefern, war praktisch unmöglich. Die Art und Weise der Kriegsführung im einundzwanzigsten Jahrhundert hatte zu dieser Unmöglichkeit geführt.
Es gab keinen Kommandeur mehr, der an der Spitze seiner Männer in den Kampf marschierte und vor sich die Männer der gegnerischen Armee sah, diese hinter ihrem eigenen General, gekleidet in den eigenen Farben, mit ihren Kriegsfahnen und kriegerischen Gesängen auf den Lippen – all diese Dinge lieferten einst den unwiderlegbaren Beweis für die Existenz, die Struktur und den Charakter einer feindlichen Armee. Diese Tage waren vorbei und gehörten der Vergangenheit an. Das Kriegs-handwerk hatte sich im Gleichschritt mit der industriellen Revolution weiterentwickelt, war mittler-281
weile noch komplexer und komplizierter geworden und hatte sich den Männern, die die Kommandos gaben, noch mehr entfremdet. Im Laufe der Jahre waren die Generäle mehr und mehr gezwungen, sich noch weiter vom Schauplatz der Auseinander-setzungen fernzuhalten, um eine ungestörte Kommunikation mit ihren Männern und den von ihnen bedienten Maschinen zu gewährleisten.
Ihren Höhepunkt hatte diese Entwicklung in Joenes‘ Tagen erreicht. So ist es kein Wunder, daß die Offiziere die fünf Möglichkeiten des Wahrscheinlichkeitsrechners als gleichwertig einstuften und diese General Voig, dem Chef der Streitkräfte, vor-legten, damit er seine Entscheidung traf.
Als er die fünf Alternativen studierte, war Voig sich der Probleme der modernen Kriegsführung vollauf bewußt, und traurig erkannte er, wie sehr er auf detaillierte Informationen angewiesen war, um eine richtige und effiziente Entscheidung zu treffen. Er wußte auch, daß ein Großteil dieser Informationen von Maschinen geliefert wurde, die trotz der Tatsache, daß sie immens teuer waren, nicht einmal zwischen einer Ente und einer Rakete unterscheiden konnten; Maschinen die einer Behandlung durch Regimenter von speziell dafür ausgebil-deten
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