Mr. Joenes wundersame Reise
Männern bedurften, welche sie betreuten, sie reparierten, sie weiterentwickelten und sie manchmal auch trösteten. Und trotz all dieser Fürsorge, war Voig sich im klaren, konnte man den Maschi-282
nen nicht unbedingt und jederzeit vertrauen. Die Schöpfungen waren nicht viel besser als die Schöpfer und verkörperten sie in geradezu gespenstisch perfekter Manier, indem sie alle Fehler ihrer Herren aufwiesen, und diese vielfach noch in gestei-gertem Maße. Ebenso wie die Menschen wurden die Maschinen ab und zu Opfer emotionaler Span-nungszustände. Einige wurden eifersüchtig, andere hatten Halluzinationen, funktionale und psychoso-matische Zusammenbrüche oder sogar vollkommen katatonische Zustände. Und abgesehen von ihren eigenen Problemen wurden die Maschinen auch noch von den Gefühlsschwankungen ihrer Bediener beeinflußt. Tatsächlich waren die emp-findlichen Maschinen nichts anderes als automatisch arbeitende Ebenbilder ihrer Operateure.
General Voig wußte, daß Maschinen natürlich kein richtiges Bewußtsein besaßen und daß Maschinen deshalb auch nicht unter den Mängeln eines richtigen Bewußtseins zu leiden hatten. Jedoch schien es so, als wäre das der Fall, und das war mindestens genauso schlimm.
Zu Beginn des industriellen Zeitalters hatten die Menschen gern angenommen, daß Maschinen kalt, effizient, unbekümmert und stets vollkommen richtig reagierten und funktionierten. Diese roman-tischen Vorstellungen hatten sich als falsch erwiesen, und General Voig wußte nun, daß man den Maschinen nicht mehr und nicht weniger trauen 283
konnte als den Menschen. So hockte er da, vor sich die fünf Möglichkeiten, Tausende von Meilen von der Schlacht entfernt, während dubiose Maschinen Informationen sammelten und weitervermittelten und hysterische Menschen die Informationen be-stätigten und weiter verarbeiteten.
Trotz dieser Probleme war General Voig ein Mann, der ausgebildet worden war, Entscheidungen zu treffen.
Und nun, nach einem letzten kurzen Blick auf die fünf Möglichkeiten und eine hastige Überprü-
fung des eigenen Wissens, griff Voig nach einem Telefonhörer und gab seine Befehle.
Wir wissen nicht, welche der fünf Alternativen Voig sich ausgesucht hat oder wie seine Befehle lauteten. Es machte keinen Unterschied. Die Schlacht war dem Einfluß des Generals vollkommen entzogen, und er war völlig machtlos, einen Angriff vorzutragen oder die Feindseligkeiten einzustellen oder sonst irgendeinen Einfluß auf die Vorgänge zu nehmen. Der Kampf war nicht mehr zu kontrollieren, und man hatte ihn eingesetzt, weil die Maschinen nur einen semiautonomen Status hatten.
Eine angeschlagene kalifornische Rakete raste in den Himmel und stürzte dann auf Cap Canaveral in Florida und zerstörte dort nahezu sämtliche Anlagen. Was übrig blieb, jagte seinerseits nun Raketen in die Luft und schickte sie gegen einen Feind, 284
der anscheinend in Kalifornien hockte. Andere Raketen, beschädigt, aber nicht unschädlich gemacht, schlugen sonstwo im Lande ein. Örtliche Kommandanten in New York, New Jersey, Pennsylvanien und vielen anderen Staaten schlugen sofort nach eigenem Gutdünken zurück, desgleichen die automatischen Raketenbasen. Sowohl Menschen wie auch Maschinen hatten genügend Geheimberich-te zur Verfügung, um ihre Entscheidungen in jeder Hinsicht zu rechtfertigen. Ehe die Kommunikation durch die Kampfhandlungen unterbrochen wurde, hatte man noch Befehle und Alternativen erfahren, auf welche man reagieren mußte. Die ausgebilde-ten Soldaten wählten dazu natürlich die bedroh-lichsten.
Überall in Kalifornien und im westlichen Amerika ergriff man Gegenmaßnahmen gegen die Gegenmaßnahmen. Örtliche Kommandanten glaubten, daß der Feind, wer immer er auch war, an der Ostküste Amerikas Brückenköpfe gebildet hatte.
Man setzte alles daran, diese Brückenköpfe zu vernichten, und zögerte nicht, auch Atomsprengköp-fe einzusetzen, wenn es sich als notwendig erweisen sollte.
All das spielte sich mit einem atemberaubenden Tempo ab. Die örtlichen Kommandanten und ihre Maschinen, die unter schwerem Beschuß lagen, zogen es vor, so lange wie möglich die Stellung zu halten und zurückzuschlagen. Vielleicht haben ei-285
nige von ihnen auch noch auf detaillierte Befehle gewartet, doch im Großen und Ganzen kämpfte alles, was kämpfen konnte, und verbreitete Vernichtung und Grauen bis in die entlegensten Winkel der Welt. Und schon bald war die Zivilisation der Maschinen vom Erdboden
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