Mr. K: Thriller (German Edition)
und stieg aus. Einen Augenblick später hievte sich Herb aus seinem Sitz heraus und trat auf den Gehsteig.
»Das wär ja echt witzig, wenn das wirklich Mr. K ist, oder?«, sagte er.
»Das wäre ein perfektes Geschenk für mich.«
»Ach ja, richtig.« Herb nickte. Die drei Speckfalten unter seinem Kind hüpften dabei auf und ab. »Du hast ja in ein paar Tagen Geburtstag. Nicht gerade dein Glückstag. Erinnerst du dich noch an Classy Companions?«
Ich presste die Lippen zusammen, bis sie nur noch wie ein dünner Strich aussahen. »Ich erinnere mich.«
Herb hatte anscheinend meinen Gesichtsausdruck bemerkt. »Tut mir leid, Jack. Ich wusste nicht, dass das immer noch einwunder Punkt bei dir ist. Ich bin sicher, dieser Geburtstag wird viel besser.«
»Schlimmer als die letzten zwanzig kann er auch nicht werden.«
Herb prüfte das Magazin seiner SIG Sauer. »Okay, bringen wir’s hinter uns.«
»Jetzt gleich? In einer Minute bekommen wir Verstärkung.«
»Ich wette mit dir um ein Abendessen, dass er nur eine Zeitschrift in der Jackentasche hat.«
Ich nickte Herb zu. »Die Wette gilt.«
Wir gingen auf den Eingang zu. Ich war ziemlich optimistisch. Vielleicht würde das ausnahmsweise einmal ein guter Geburtstag werden. Mein Verlobter war zwar auf Geschäftsreise, aber hundert ungelöste Mordfälle zu knacken wäre auf jeden Fall eine tolle Art und Weise, meinen siebenundvierzigsten Geburtstag zu feiern.
Außerdem war ich ziemlich neugierig darauf, was er wohl in diesem Lagerabteil aufbewahrte.
Heute
10. August 2010
Der Mann, den alle Mr. K nennen, hält das iPhone hoch und starrt auf das matte grüne Bild auf dem Display. Dank der Nachtsichtkamera-App kann er Jack Daniels dabei beobachten, wie sie mit weit aufgerissenen, leuchtenden Augen ihre Handgelenke an dem Betonklotz reibt.
Den Ausdruck auf ihrem Gesicht kennt er nur zu gut.
Furcht. Sie hat Angst.
Und sie hat auch allen Grund dazu.
Das Katz-und-Maus-Spiel zwischen ihnen dauert nun fast schon eine Ewigkeit. Es hat den Großteil ihrer beider Karrieren überschattet. Und im Gegensatz zu all den anderen, die ihn gejagt haben, ist die Ex-Polizistin ihrem Ziel am nächsten gekommen.
Er tippt auf das Display und ruft das Bedienungsmenü für die Kamera auf. Dann justiert er den Blickwinkel und zoomt auf Jacks Hände.
Sie blutet. Das Seil und die Betonoberfläche verursachen Schürfwunden an ihren Handgelenken. Bevor er sie gefesselt hat, hat er das Seil mit Salz eingerieben. Die Wunden werden brennen wie verrückt.
Aber das ist bloß der Vorgeschmack, Jack. Du wirst noch schlimmere Schmerzen leiden. Viel schlimmere.
Mr. K stellt das iPhone aufrecht hin, sodass er das Bild direkt vor sich hat. Dann nimmt er das Filetiermesser vom Tisch. Dieses Werkzeug hat er schon unzählige Male benutzt. Er hates vor fast dreißig Jahren in einem Geschäft für Anglerzubehör in Chicagos South Side gekauft. Die Klinge ist vom vielen Wetzen weniger als einen Zentimeter breit. Sie sieht eher wie ein Eispickel als wie ein Messer aus.
Mr. K prüft die Klinge auf ihre Schärfe, indem er mit ihr den Daumennagel leicht berührt. Ohne fest zu drücken, ritzt er eine Linie in den unteren Teil. Das Messer ist scharf wie eine Rasierklinge. Er steckt es wieder in die Scheide und legt es weg.
Als Nächstes überprüft er den Propangasbrenner. Er schüttelt ihn kurz und stellt fest, dass die Kartusche halb voll ist. Das ist nicht genug für das, was er vorhat, also schraubt er den Brenner ab und befestigt eine neue Kartusche daran.
Der letzte Gegenstand auf seiner Werkbank ist ein etwa ein Kilo schwerer Kugelhammer mit einem Kunststoffgriff. An diesem Werkzeug gibt es nichts zu verbessern, also lässt er es liegen.
Über die Jahre hinweg hat er seine Opfer mit so ziemlich allen Werkzeugen gefoltert, die man sich vorstellen kann. Es gab eine Phase, da verwendete er am liebsten Elektrowerkzeuge, dann wieder eine andere, in der er nichts weiter benutzte als seine Hände in Handschuhen. Während eines Zeitraums von zwei Jahren beging er jeden Mord mit einem Wagenheber. In Kombination mit Kabelbindern konnte man damit leicht menschliche Gelenke auskugeln.
Aber nachdem er jahrelang die unterschiedlichsten Methoden ausprobiert hat, ist er zu dem Schluss gekommen, dass die einfachsten immer noch die besten sind. Schneiden. Brennen. Brechen. Alles andere ist nur Angeberei.
Er wirft wieder einen Blick auf das iPhone. Jack hat jetzt die Augen geschlossen und beißt auf dem Ballknebel die
Weitere Kostenlose Bücher