Mr. K: Thriller (German Edition)
Zähne zusammen.
Das tut doch nicht etwa weh, Lieutenant? Warten Sie nur bis heute Abend.
Denn heute Abend wird Mr. K ihr zeigen, was Sache ist.
Einundzwanzig Jahre vorher
16. August 1989
Im Leichenschauhaus von Cook County roch es wie in einem Schlachthof aus Dantes siebtem Kreis der Hölle. Abgesehen von dem scharfen Geruch nach Bleichmittel und Desinfektionsspray roch es unverkennbar nach Fleisch – aber nach solchem, das gerade vergammelte, und da nützten alle Chemikalien der Welt nichts.
Ich befand mich in einem der Autopsie-Räume und starrte auf die kopflose Leiche einer nackten weißen Frau – es war dieselbe, die wir in der Mülltonne gefunden hatten, als wir in der Nacht zuvor den glatzköpfigen Freier jagten. Jemand hatte ihr die Arme und Beine abgehackt, aber Phil Blasky, der Rechtsmediziner – ein Mann mit kahlem Eierkopf – hatte sie an die entsprechenden Stellen ihres Torsos gelegt.
Ich fragte mich, ob man sie für die Beerdigung wieder annähenwürde oder ob es egal war, da sie ja auch keinen Kopf mehr hatte.
Ich hatte mein Nutten-Outfit abgelegt und trug jetzt Zivilkleidung – einen grauen Hosenanzug von der Stange, den ich mir bei Sears gekauft hatte. Er war zu weit im Gesäß und zu eng an der Brust. Und weil ich meine Haare nach hinten gebunden hatte, sah ich ein bisschen wie ein Mann mit weiblichen Gesichtszügen aus. Vor allem auch deshalb, weil ich heute auf Make-up verzichtet hatte – am Tag davor hatte ich weitaus mehr von dem schmierigen Zeug aufgetragen, als mir lieb war. Auf der Fahrt ins Leichenschauhaus hatte ich dann volle fünf Minuten lang auf meinen Kollegen Harry McGlade eingeredet und ihm klargemacht, dass ich keine Lesbe war.
Harry stieß mich mit dem Ellbogen an und zeigte auf die Brüste der toten Frau.
»Guck mal, was die für pralle Titten hat, sogar jetzt noch, wo sie tot ist. Meinst du, die sind schon abbezahlt?«
Die Brustimplantate der Toten standen hervor wie zwei Torpedos. Wenn man mal von ihrer Farbe – einem äußerst blassen Blau – absah, sahen sie aus, als sprängen sie einem aus den Seiten des
Playboy
ins Gesicht.
»Vielleicht solltest du dir auch so was machen lassen«, sagte Harry. »Du bist ja in der Hinsicht nicht gerade gut ausgestattet, Jackie.«
»Du hast heute wohl vergessen, deine Pille zu nehmen, Harry.«
»Meine Pille?«
»Deine
Halt-endlich-die-Schnauze-
Pille.«
»Du bist wirklich witzig.«
»Und du bist dümmer, als die Polizei erlaubt. Willst du nicht später mal Detective werden?«
Harry zuckte mit den Schultern.
»Ich will’s«, zischte ich ihm mit zusammengepressten Zähnen zu, als Blasky wieder den Raum betrat. »Also benimm dich endlich wie ein richtiger Polizist.«
Harry salutierte vor mir. »Zu Befehl, Sir.«
Arschloch
. Ich konnte immer noch nicht glauben, dass man mir ausgerechnet ihn als Partner zugeteilt hatte.
Blasky nickte mir über den Autopsie-Tisch hinweg zu. Anders als die Jungs auf dem Revier behandelte er mich wie eine richtige Polizistin und nicht wie ein kleines Mädchen, das bei der Polizei nichts zu suchen hatte.
»Können Sie mir die Todesursache nennen?«, fragte ich.
»Ich bin zwar kein Arzt«, sagte Harry, »aber ich wette, es hat damit zu tun, dass man ihr den Kopf und die Arme und Beine abgetrennt hat.«
Blasky sah Harry mit einem mitleidigen Lächeln an. »Dann würden Sie die Wette verlieren«, sagte er mit seiner tiefen und festen Stimme, die so ähnlich wie die von Darth Vader klang. »Die Amputationen wurden erst nach dem Tod des Opfers vorgenommen. Anhand der Computertomographie kann man erkennen, dass sie an inneren Blutungen gestorben ist. Einige lebenswichtige Organe wurden durchbohrt.«
»Wie denn?« Harry verschränkte die Arme vor der Brust. »Da sind doch überhaupt keine Stichwunden.«
Dasselbe fragte ich mich auch, aber dann sah ich ein Blutrinnsal zwischen den Beinen der Frau.
»Mit ‘nem angespitzten Besenstiel«, sagte ich.
Blasky zog eine Augenbraue hoch.
»Das vermute ich auch. Aber ich kann es erst mit Sicherheit sagen, wenn ich sie aufschneide. Warum haben Sie nicht gedacht, dass es ein Schwert gewesen sein könnte? Oder ein Schürhaken?«
»Damit hätte er sie an den Schamlippen verletzt.«
»Was?«, fragte McGlade. »Du meinst, jemand hat ihr einen … Scheiße … das ist doch abartig.«
»Haben Sie die Leiche auf Spermaspuren untersucht?«, fragte ich.
»Ja. Es gab keine.«
Das schloss eine Vergewaltigung nicht aus. Der Täter konnte ein Kondom benutzt
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