Mr. K: Thriller (German Edition)
teilen zu müssen, bedeutete, dass er eine höhere Position bekleidete, als ich vermutet hatte. So ein Gerät kostete nämlich mehr als mein Auto.
Herb blickte zu mir auf und zog eine Augenbraue hoch. »Was kann ich für Sie tun, Ma’am?«
Ich legte die Akten, die ich mitgebracht hatte – es waren die zu den früheren Opfern –, auf seinen Schreibtisch. »Ich melde mich zur Arbeit, Detective.«
Er schaute verwirrt drein, aber dann riss er die Augen weit auf.
»Jacqueline? Äh … wow. Ich hab dich überhaupt nicht erkannt. Das ist ja ein tolles Kostüm.«
»Danke.« Ich erwähnte nicht, dass Shell es für mich gekauft hatte, da ich keine Ahnung hatte, ob ich damit womöglich gegen irgendwelche Vorschriften verstieß. »Toller Computer.«
Herb lächelte. »Danke. Stell dir bloß vor, das Ding hat eine Speicherkapazität von zwanzig Megabyte.«
»Kaum zu glauben«, sagte ich und schüttelte den Kopf. »Wer braucht denn so viel?«
»Die Welt verändert sich so schnell, dass ich kaum noch mitkomme. Weißt du, was ein Handy ist?«
»Diese großen, klotzigen tragbaren Telefone, die aussehen wie Ziegelsteine mit Antennen dran? Wie Michael Douglas in dem Film
Wall Street
eines hatte?«
Herb nickte. »Man muss vier Riesen für so ‘n Ding hinblättern. Aber ich hab gehört, die sollen billiger werden. Experten sagen, dass im Jahr 2010 jeder Tausendste ein Handy hat.«
»In zwanzig Jahren? Unmöglich. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich jemals so was brauche. Außerdem passt so ein Riesending gar nicht in meine Handtasche.«
»Vielleicht werden sie ja mal kleiner«, sagte Herb. Er lehnte sich zurück und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. »Hast du die Akten zu den Opfern durchgesehen?«
Ich nickte. Ich war letzte Nacht lange aufgeblieben und hatte die Akten durchforstet. Die drei Opfer waren auf ähnliche Weise gestorben, und zwar an inneren Verletzungen. Allen hatte man vorher Drogen verabreicht und alle waren zerstückelt worden. Außerdem hatte man alle mit abgetrennten Köpfen in Mülltonnen gefunden. Bei einer der Leichen fand man einen blutigen Ballknebel. Dieses Detail sprang mir sofort ins Auge. Ich musste an den Vortrag denken, den ich auf der Polizeiakademie gehört hatte, den über
Unbekannte Zielperson K.
»Hast du schon mal was von ‘nem Fall gehört, wo das Opfer ‘nen Ballknebel im Mund hatte?«, fragte ich.
Herbs Augen funkelten. »Du denkst wohl an Mr. K, oder?«
»Es ist eins von seinen Markenzeichen.«
»Möglich. Es kann aber auch sein, dass sämtliche ungelösten Fälle, bei denen ein Ballknebel mit im Spiel war, fälschlicherweise miteinander in Verbindung gebracht und einem Verdächtigen in die Schuhe geschoben werden, den es womöglich gar nicht gibt.«
»Glaubst du das wirklich?«
»Ich möchte mir nur sämtliche Optionen offenhalten. Wenn man mit vorgefasster Meinung an einen Fall herangeht, übersieht man womöglich etwas Wichtiges, weil es einem nicht ins Konzept passt. Lass uns mal bei Shell vorbeischauen.«
Herb ließ mich das Auto fahren, was mich echt umhaute. Die ganze Zeit, die ich zusammen mit McGlade Streife gefahren war, hatte ich nie hinter dem Steuer gesessen. Vielleicht besaß Herb genug Selbstwertgefühl, dass es ihn nicht störte, wenn eine Frau die Führung übernahm. Aber vielleicht war er auch einfach nur faul.
»Ein Chevy Nova«, sagte Herb, als er auf den Beifahrersitz rutschte. »Toll. Und Platz hat man auch.«
»Ich fahr die Karre noch ein Jahr und dann kauf ich mir was Besseres. Wo soll’s hingehen?«
»River North. Rush, Ecke Ohio.«
Ich verließ den Parkplatz der Polizei und fädelte mich in den Verkehr ein. Für August war es zu kühl. Wegen der Nähe zum Michigan-See herrschte zwar immer noch eine drückende Luftfeuchtigkeit, aber wenigstens machte das Wetter nicht wie sonst um diese Jahreszeit meine Haare und mein Make-up kaputt.
»Was ist dir bei der Durchsicht der Akten sonst noch aufgefallen?«, fragte Herb.
»Alle drei Mordopfer haben sich mit denselben zwei Männern getroffen. Beide waren schon älter, reich und nicht vorbestraft.«
»Würdest du sie unter die Verdächtigen einreihen?«
»Nein.« Ich lächelte Herb an. »Aber ich möchte mir sämtliche Optionen offenhalten.«
»Haben die Frauen irgendwas gemeinsam?«
»Sie waren alle Escort-Girls. Zwei waren weiß, eine asiatischer Abstammung. Alle drei waren sehr hübsch. Zwei hatten College-Abschlüsse und die dritte hat nebenbei ihren Bachelor gemacht. Und alle drei
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