Mr. K: Thriller (German Edition)
herumlagen.
Auf dem Empfangstresen stand ein wunderschönes Blumengesteck, bei dessen Anblick ich an den Strauß denken musste, den Alan mir gestern bei seinem Heiratsantrag überreicht hatte – ich hatte glatt vergessen, die Blumen in eine Vase zu stellen.
Die Empfangsdame hinter dem Tresen war schon etwas älter, bestimmt über vierzig, und hatte graue Haare und ein paar Pfunde zu viel. Ihr Make-up war makellos, und sie lächelte, als sie uns kommen sah.
»Guten Tag, Detective.« Als sie mich sah, strahlte sie nicht mehr über das ganze Gesicht, lächelte aber immer noch. »Und Sie müssen Jacqueline sein. Sie tragen ja dasselbe Kostüm wie auf den Fotos.«
Ich rang mir ein höfliches Grinsen ab. »Schön, Sie kennenzulernen, Mrs. …?«
»Mizz«, verbesserte sie mich, »Elizabeth White. Aber hier nennen mich alle nur Mizz Lizzy.« Sie griff zu einem rosa Telefon auf dem Tresen und drückte auf eine Taste. »Mr. Compton? Detective Benedict und die Frau sind hier.«
Mizz Lizzy machte sich keine Mühe, sich weiter mit uns zu unterhalten, sondern vertiefte sich in eine Rollkartei. Ich hatte schon öfter mit gehässigen Frauen zu tun gehabt und wusste sofort, dass sie auch eine war. Sie hatte entweder eine Abneigung gegen Polizisten allgemein oder speziell gegen mich.
Nachdem Herb und ich uns eine Weile lang angestarrt hatten, kam Shell zu uns. Diesmal trug er einen anderen Maßanzug als am Abend zuvor und er sah umwerfend aus. Er kam mit breitem Grinsen auf uns zu und nahm Herb die Kiste mit den Beleuchtungsutensilien und mir die Leinwand ab.
»Guten Morgen, Herb, Jacqueline. Hat Mizz Lizzy Sie gefragt, ob Sie Kaffee möchten?«
»Ich nehme gern ‘ne Tasse«, sagte ich. Eigentlich war ich kein Kaffeetrinker, aber es machte mir Spaß, mich von der alten Schachtel bedienen zu lassen.
»Milch und Zucker?«, fragte sie.
»Schwarz.«
»Und Sie, Detective?«
»Schwarzer Kaffee klingt gut«, erwiderte Herb.
Mizz Lizzy erhob sich aus ihrem Drehstuhl und ging mit schwerfälligen Schritten in ein Nebenzimmer. Shell stellte die Foto-Ausrüstung ab und strahlte mich an. »Sie sehen toll aus. Ich hoffe, es macht Ihnen nichts aus, wenn es heute ein langer Tag wird. Wir haben nämlich bereits zwei Dates für Sie gebucht. Sie werden mit Felix Sarcotti zu Mittag essen und für heute Abend stehen Dinner und ein Theaterbesuch mit Jeroen ten Berge auf dem Programm.«
Ich kannte die Namen bereits aus den Akten. Beide Männer hatten Dates mit den drei Mordopfern gehabt.
»Das ging ja schnell«, sagte ich. »Die haben schon meine Fotos gesehen?«
»Beide sind langjährige Stammkunden, und immer wenn wir ein neues Mädchen bekommen, möchten sie es unbedingt kennenlernen. Ich habe ihnen Ihre Fotos heute Morgen per Kurierdienst geschickt, und beide freuen sich darauf, Sie zu treffen. Aber bis dahin gibt es noch viel zu tun. Wir müssen sofort anfangen. Mizz Lizzy!«, rief Shell ins Nebenzimmer. »Bringen Sie uns bitte den Kaffee in Sandys Zimmer!«
Shell legte seine Hände leicht auf meinen Arm und strahlte vor Begeisterung. »Ich glaube, Sandy wird Ihnen gefallen. Sie ist wirklich faszinierend. Außerdem hat sie eine … wie soll ich sagen … schillernde Vergangenheit.«
»Ist sie vorbestraft?«, fragte ich.
»Nein. Zumindest stand sie nie wegen eines Verbrechens vor Gericht.«
Ich sah verwirrt zu Herb hinüber. Er starrte mich an. »Sandy Sechrest, fünfundzwanzig Jahre alt. Sie hat vor vier Jahren einen Mann umgebracht.«
Heute
10. August 2010
»Was ist mit dem hier?«, rief Phin, während er mit zusammengekniffenen Augen auf den Computer starrte. Er und Herb hatten die vergangene halbe Stunde damit verbracht, die Liste mit den Namen all derer durchzugehen, die Jack im Laufe ihrer Dienstzeit festgenommen hatte. Gleichzeitig hatten sie im Internet nachgesehen, ob es zu diesen Namen neuere Informationen gab, die von Interesse sein konnten. Sie waren beim Buchstaben B angelangt, als Herb in die Küche rüberwatschelte und nachsah, ob das Ninhydrin schon getrocknet war.
»Wie lautet Jacks Passwort?«, fragte Harry, der gerade ins Zimmer gekommen war. »Ich will das Bild von dem Typen ausdrucken.«
»
Polizei.
«
»Was Besseres ist ihr wohl nicht eingefallen«, sagte Harry und guckte Phin über die Schulter. »Wer ist denn diese Missgeburt?«
»Er heißt Victor Brotsky.«
Brotsky war achtundfünfzig Jahre alt, korpulent, verschwitzt und unrasiert und sah mit seinen zusammengekniffenen Augen noch verrückter aus,
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