Mr. K: Thriller (German Edition)
nicht mal zusammen.«
»Ich bin ein altmodischer Mensch. Zusammenwohnen können wir, wenn wir verlobt sind.«
»Sollten wir nicht doch lieber vorher zusammenleben? Was ist, wenn wir merken, dass wir uns auf Dauer auf die Nerven gehen?«
Das Funkeln in Alans Augen ließ ein wenig nach. Er machte die Schachtel mit dem Ring zu und stand auf. »Du wirst nächstes Jahr dreißig. Wenn wir eine Familie gründen wollen, müssen wir uns beeilen.«
»Ich glaube nicht, dass ich jetzt schon Kinder will. Das hat noch Zeit. Meine Karriere …«
»Deine Karriere? Gerade war so ein Typ bei dir im Wohnzimmer und hat Oben-ohne-Bilder von dir gemacht. Ist das deine Vorstellung von Karriere?«
»Du verstehst mich nicht«, sagte ich. »Diese Art von Undercoveraktion ist etwas, auf das ich schon seit Langem hinarbeite, Alan. Du weißt doch, dass ich Lieutenant sein will …«
»… bevor du vierzig bist. Das weiß ich, Jacqueline. Aber immer wenn du mir von deiner Arbeit erzählst, bekomme ich nur zu hören, wie wenig Respekt man dir entgegenbringt, wie man dir Knüppel zwischen die Beine wirft und wie kein einziger Mann mit dir zusammenarbeiten möchte, außer diesem Blödmann Henry …«
»Harry.«
»… weil der ganze Laden nichts weiter ist als eine riesige Seilschaft von sexistischen Männern.«
Ich stemmte die Hände in die Hüften. »Das ist mein Traum, Alan.«
»Und was ist mit Kindern? Nehmen wir mal an, du bekommst deinen Traumjob. Du willst mir doch nicht sagen, dass du dann alles liegen und stehen lässt und auf dem Höhepunkt deiner Karriere den Job hinschmeißt, nur um Kinder zu haben.«
»So weit voraus hab ich noch nicht gedacht. Ich sage ja nicht, dass ich keine Familie will. Ich sage nur, dass ich jetzt noch nicht so weit bin.«
Alan schüttelte den Kopf und sah mich mit diesem Blick an, den er immer hatte, wenn ihm etwas nicht gefiel. »Willst du erst mit fünfundvierzig schwanger werden? Bis das Kind dann aufs College geht, bist du im Altersheim.«
»Natürlich nicht. Ich will keine Kinder kriegen, wenn ich so alt bin.«
»Gestern war dein Geburtstag. In dreihundertvierundsechzig Tagen ist dein nächster. Bis dahin kannst du entweder heiratenund vielleicht schwanger sein, oder du machst immer noch verdeckte Ermittlungen im Rotlichtmilieu für einen Haufen Chauvinisten, die keinen Respekt vor dir haben.«
Alan steckte den Ring in die Tasche und ging zur Tür.
»Wo gehst du hin?«, fragte ich.
»Ich will mich jetzt nicht mit dir darüber streiten, ob du mich heiraten willst. Entweder du willst es oder nicht. Ich liebe dich, und ich respektiere deinen Wunsch, erst einmal in Ruhe darüber nachzudenken. Du bist eine tolle und wunderbare Frau, und ich bin mir sicher, dass du eine großartige Ehefrau und Mutter abgeben wirst. Aber nur, wenn du so weit bist.«
Ich wusste nicht, ob ich schon so weit war.
»Bleib hier«, sagte ich. Was ich nicht aussprach, war:
Überzeuge mich davon, dass Heiraten die richtige Entscheidung ist.
»Ich kann diese Entscheidung nicht für dich treffen, Jacqueline. Ich weiß, dass ich so weit bin. Die meisten Menschen in unserem Alter sind so weit. Alle meine Freunde sind verheiratet.«
»Du willst also heiraten, nur weil deine Freunde es so gemacht haben?«
»Ich will heiraten, weil ich dich liebe. Aber die Uhr tickt, und zwar bei uns beiden.«
Als Alan bei der Tür angekommen war, hielt er einen Augenblick inne und ging dann hinaus. Ich dachte daran, ihm nachzulaufen, sah dann aber ein, dass er recht hatte. Ich musste mir die Sache gründlich überlegen.
Ich war stets davon ausgegangen, dass ich irgendwann heiraten und Kinder kriegen würde. Aber ich hatte mir nie überlegt, wie das mit meinem Beruf vereinbar wäre. Wie konnteich befördert werden, wenn ich ein Jahr Mutterschaftsurlaub nehmen musste? Wie ernst würden mich meine Vorgesetzten nehmen, wenn ich mitten in der Arbeit an einem Schlagzeilen machenden Mordfall zu Hause bleiben musste, weil mein Kind Windpocken hatte?
Aber andererseits war ich fast dreißig. Ich konnte diese Entscheidung nicht mehr lange vor mir herschieben. Wenn ich Alan jetzt eine Abfuhr erteilte, würde ich womöglich nie wieder eine Chance bekommen.
Alan hatte recht. Die Uhr tickte.
Und ich hasste nichts so sehr wie tickende Uhren.
Drei Jahre vorher
8. August 2007
Während die Uhr für den unbekannten Jungen tickte, betrat ich den Club namens Spill und fragte mich, was ich noch alles tun konnte, um ihn zu finden. Durch meinen Kopf gingen
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