Mr. K: Thriller (German Edition)
haben ihn ja in den Einzelhaftbereich verlegt.«
Als sie auf dem Besucherparkplatz der Strafvollzugsanstalt Stateville angekommen waren, war Phin ein bisschen nervös gewesen. Schließlich wurde er wegen mehrerer Straftaten gesucht, und es konnte durchaus passieren, dass er in Stateville landen würde, wenn man ihn erwischte. Anscheinend hatte man den Gefängniskomplex bewusst so gebaut, dass er auf Leute, die hier hereinkamen, einschüchternd wirkte. Er war von einer etwa zehn Meter hohen, stacheldrahtbewehrten Betonmauer umgeben. Die Hauptgebäude hießen im Gefängnis-Jargon
Rundhäuser
und waren, wie der Name schon sagte, kreisrund. Die Zellen reihten sich entlang der Wände aneinander und in der Mitte eines jeden Rundhauses befand sich ein Wachtturm. Man bezeichnete dieses Design als
Panoptikum.
Es gab den Insassen das Gefühl, ständig von den Wärtern beobachtet zu werden.
Direktor Miller führte die drei Besucher einen Flur entlang und schließlich durch eine vergitterte Sicherheitstür in einen langen Korridor. Hier war es heiß und stickig und es roch nach Schweiß und Verzweiflung. Phin umklammerte das iPhone fest mit der Hand und sah auf das Bild. Er ärgerte sich, dass es kein Audio gab – es sah nämlich so aus, als würde der Mann sprechen. Dann hob dieser den Kopf und starrte direkt in die Kamera. Phin erkannte den Typen nicht – er hatte kein langes schwarzes Haar wie dieser Luther Kite. Aber Kite konnte seine Haare ohne Weiteres geschnitten und gefärbt haben.
»Herb, Harry, schaut euch mal sein Gesicht an.«
Die beiden traten ganz nah heran, aber genau in diesem Moment hielt der Mann etwas vor die Kamera und sein Gesicht wurde unkenntlich. Es war ein Gegenstand aus Plastik, schmal und dünn. Phin holte das Bild näher heran und versuchte es schärfer zu stellen. Die Linse justierte sich automatisch, und nun konnte Phin deutlich die zwei blauen Linien auf Jacks Schwangerschaftstest erkennen – derselbe, den Phin vergeblich gesucht hatte.
»Ist das etwa …?« Harry sprach den Satz nicht zu Ende.
»Oh Gott.« Herb hielt sich die Hand vor den Mund. »Sie ist schwanger.«
Phin wurde schwarz vor Augen. Er reichte Harry schnell das iPhone und wandte sich ab. Dann sank er auf die Knie, hielt sich den Bauch und kotzte auf den gefliesten Fußboden.
Drei Jahre vorher
8. August 2007
Six Corners war früher mal ein historisches Geschäftsviertel gewesen. Es lag dort, wo sich die Milwaukee Avenue, Cicero Avenue und Irvin Park Road kreuzten.
National Storage befand sich in einem fünfstöckigen Backsteinbau. Tom Mankowski und sein Partner Roy Lewiswarteten bereits auf dem Gehsteig vor dem Eingang. Tom war groß und schlank und sah von der Seite betrachtet dem Bild von Thomas Jefferson ähnlich, wie es auf Fünf-Cent-Münzen prangte. Roy war etwas untersetzter, mit breiten Schultern, und besaß eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Boxer Marvin Hagler.
Ich parkte vor einem Hydranten. An diesem Tag hatte ich schon so oft die Vorschriften missachtet, dass es auf ein Mal mehr oder weniger auch nicht mehr ankam. Eigentlich war ich kein Mensch, der stets nach dem Motto
Der Zweck heiligt die Mittel
handelte, aber wenn es um das Leben eines Kindes ging, durfte ich nicht pingelig sein.
»Wart ihr schon drinnen?«, fragte ich, als wir auf die beiden zugingen. Sie trugen Anzüge, wie es bei der Kriminalpolizei üblich war. Der von Roy saß allerdings besser und war nicht so zerknittert.
»Wir sind gerade erst angekommen, kurz bevor du in deiner Gurke angerollt bist.«
»Meine Gurke?«, sagte ich.
Roy wurde verlegen. »Ich meinte deinen klassischen Oldtimer.«
Ich wandte mich Tom zu. »Was wisst ihr über John Smith?«
»Der Lagerleiter wollte am Telefon keine näheren Angaben zur Person machen. Er hat gesagt, wir müssten selbst vorbeikommen und ihm beweisen, dass wir von der Polizei sind, bevor er uns die Adresse gibt.«
»Dann tun wir das doch.«
Der Eingangsbereich machte einen besseren Eindruck als der bei Merles U-Store-It. Es gab hier einen Trinkwasserspender und ein paar Zimmerpflanzen sowie eine Überwachungskamera an der Wand. Der Pförtner saß hinter einem großen Schreibtisch,der nicht von schusssicherem Panzerglas abgeschirmt war. Auf seinem Namensschild stand AL. Er war schon über sechzig und hatte eine graue Schmalzlocke auf dem Kopf, mit der er Elvis Presley Konkurrenz machen konnte. Außerdem roch er nach billigen Zigarren.
»Sind Sie von der Polizei?«, fragte Al.
Wir zückten alle
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