Mr. K: Thriller (German Edition)
Landes reisen. Es würde mehrere Wochen dauern, bis man ihm einen neuen ausstellte. Das würde uns mehr Zeit verschaffen, um ihm etwas anzuhängen.
»Erst brechen wir sein Auto auf, dann versuchen wir ihn unter einem fadenscheinigen Vorwand festzunehmen, dann klauen wir seine Brieftasche und jetzt brechen wir in seine Wohnung ein. Heute ist nicht gerade ein Tag, auf den wir stolz sein können, Herb.«
»Wenn wir drin sind, piss ich ihm vielleicht aufs Sofa.«
Ich nahm meine Joggingklamotten aus der Sporttasche, die ich im Kofferraum dabei hatte, und legte den mit Zement gefüllten Milchbehälter und gelbes Polizei-Absperrband hinein. Dann gingen wir über die Straße zur Hausnummer 1300. Diesmal saß ein neuer Pförtner in der Eingangshalle. Wir zeigten ihm unsere Polizeimarken und nahmen den Fahrstuhl zu Daltons Wohnung. Ich bezweifelte, dass diese kleine Aktion disziplinarrechtliche Konsequenzen haben würde. Dalton würde sich wohl kaum die Mühe machen, sich von Kap Verde aus über uns zu beschweren. Wenn er überhaupt wusste, dass der Einbruch auf unser Konto ging.
Wir stellten uns vor seine Tür und klopften leise an. Als niemand aufmachte, fragte ich Herb: »Hast du da drinnen jemand schreien hören? Dann müssen wir ohne Durchsuchungsbefehl in die Wohnung.«
»Ich hab einen Schrei gehört und außerdem hab ich Rauch gerochen«, sagte Herb. »Als Polizisten sind wir verpflichtet reinzugehen und Leben zu retten. Außerdem war die Tür bereits aufgebrochen, als wir angekommen sind.«
Ich hob den Milchbehälter. »Hast du bei unserem Besuch vorhin eine Alarmanlage gesehen?«
»Nee.«
»Ich auch nicht.«
Ich holte aus und schwang den provisorischen Rammbock mit aller Kraft gegen eine Stelle rechts vom Türgriff. Die Tür ging mit einem lauten Krachen und fliegenden Splittern auf. Ich stürmte in geduckter Haltung in die Wohnung, zog meinen Revolver aus dem Schulterholster und sah mich schnell im Flur um. Dann arbeitete ich mich weiter durch die Wohnung vor, Herb dicht hinter mir. Als wir sicher sein konnten, dass niemand da war, riegelte Herb den Eingang mit gelbem Absperrband ab. Wenn jemand vorbeikam und die aufgebrochene Tür sah, würde die Markierung ihn davon abhalten, die Polizei anzurufen, denn so wie es aussah, war die Polizei bereits hier gewesen.
Daltons Wohnung war zwar riesig – viel größer als mein Haus in Bensenville –, aber wir brauchten mit unserer Durchsuchung nicht lange, weil nichts da war. Obwohl die Wohnung voll möbliert war, bewahrte Dalton außer Büchern keine persönlichen Gegenstände auf. Keine Briefe, Rechnungen oder Fotoalben. Keinen Computer, keine Kleider und auch keinen Pass.
»Der Kühlschrank ist leer«, sagte Herb.
Ich ging zurück in den Flur und starrte auf die Bilder an der Wand. Dalton hatte erwähnt, dass er diese Fotos selbst gemacht hatte. Ich hatte zwar kein besonderes Auge für Kunst, aber sie kamen mir irgendwie eintönig und leblos vor. Selbst auf dem Bild, das sein Strandhaus zeigte, wirkte das tropische Paradies ziemlich langweilig.
Insgesamt hingen sechs Bilder an der Wand, drei auf jeder Seite. Neben dem Foto von dem Haus gab es eins von einem leeren Maisfeld, eins von der Skyline von Chicago, eins von einer Winterlandschaft mit Bäumen und eins von einem Sonnenuntergang über einem See. Das einzige Bild, auf dem ein Mensch zu sehen war, war das mit einem Haus, auf dessen Terrasse eine Frau saß. Es war aus einer weiteren Entfernung aufgenommen worden, und so konnte man die Frau nur undeutlich erkennen – abgesehen davon, dass sie lange schwarze Haare und eine weiße Hautfarbe hatte. Ihr Alter konnte irgendwo zwischen achtzehn und fünfzig liegen und auch ihre Bekleidung – eine Bluse und eine kurze Hose – gab keinen Hinweis auf den Zeitpunkt des Fotos.
Einer plötzlichen Eingebung folgend, nahm ich das Bild von der Wand und entfernte den Rahmen. Jemand hatte etwas auf die Rückseite geschrieben:
»Was sagst du dazu?«, fragte ich Herb, der mir über die Schulter guckte.
»Keine Ahnung. Vielleicht eins von seinen Opfern?«
»Wenn Dalton wirklich Mr. K ist, dann ist er viel zu clever, als dass er irgendwelche Fährten legen würde, die die Polizei zu ihm führen.«
»Eine Freundin oder Verwandte?«
»Dafür ist das Foto zu unpersönlich. Wenn du ein Bild von jemanden machst, der dir nahesteht, würdest du da nicht näher rangehen?«
Herb zuckte mit den Schultern. »Vielleicht ist die Frau nicht so wichtig. Er hat das ganze Haus auf
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