Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mr. K: Thriller (German Edition)

Mr. K: Thriller (German Edition)

Titel: Mr. K: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.A. Konrath
Vom Netzwerk:
unsere Marken.
    Al nickte. »Ich hab mir schon mal erlaubt, den Mietvertrag von diesem John Smith herauszusuchen.«
    Er legte ein paar Formulare auf den Schreibtisch. Herb nahm sie an sich. Es war schön, mal ausnahmsweise jemanden vor sich zu haben, der keine Zicken machte.
    »Wissen Sie noch, wie dieser John Smith ausgesehen hat?«, fragte ich.
    »Keine Ahnung. Wir haben fast tausend Lagerabteile hier und noch sechs andere Mitarbeiter.« Er griff in eine Schublade und holte eine halbe Zigarre hervor.
    »Dürfen wir uns sein Abteil mal näher ansehen?«
    Er nickte. »Aber selbstverständlich. Wir behalten uns das Recht vor, die Abteile unserer Mieter zu überprüfen, falls wir den Verdacht haben, dass da gefährliches oder illegales Material drin sein könnte.« Al steckte sich die Zigarre in den Mundwinkel und holte einen Bolzenschneider unter dem Schreibtisch hervor. »Dann wollen wir doch mal nachsehen.«
    Wir gingen durch einen Flur zum Lastenaufzug.
    »Hier steht, dass John Smith in Portage Park wohnt«, sagte Herb und überflog dabei den Mietvertrag. »Er hat mit Kreditkarte bezahlt und hat das Abteil seit zwei Monaten.«
    Mir gefiel das nicht. John Smith war ein häufiger Name, undich glaubte nicht, dass Dalton ein Abteil in einem Lagerhaus mit Überwachungskameras mieten würde.
    »Was hat der Kerl angestellt?«, fragte der Lagerleiter in demselben Augenblick, als der Aufzug ankam. »Hat er jemanden umgebracht? Drogen? Oder beides?«
    »Wir haben ihn im Verdacht, dass er kubanische Zigarren schmuggelt«, sagte Tom. »Haben Sie schon mal eine geraucht?«
    »Vor ein paar Jahren. Das Beste, was ich mir je gegönnt habe.«
    »Das hier sind ganz besondere Zigarren«, sagte Tom. »Ganze Blätter, die zwischen den Schenkeln sexuell freizügiger Mädchen gedreht wurden.«
    Anscheinend gefiel Tom die Sache genauso wenig wie mir.
    Der Aufzug brachte uns in den vierten Stock und Al führte uns zum Abteil 515. Er durchtrennte das Schloss mit dem Bolzenschneider, was ihm sichtlich Spaß machte, und zog die Tür, die auf Rollen auf und ab glitt, mit einer schnellen, geschickten Bewegung nach oben. Gleich darauf erlebten wir alle die größte Überraschung unseres Lebens.

Einundzwanzig Jahre vorher
17. August 1989
    Die abgetrennten Köpfe waren alle von Frauen. Man hatte sie sorgfältig auf den Kühlschrankregalen aufgestellt, sodass sie mich anstarrten. Bei manchen war die Verwesung schon weiter fortgeschritten als bei anderen. Das verweste Fleisch hatte einen bläulichen Schimmer und klebte an den Schädelknochen, was den Köpfen ein mumienhaftes Aussehen verlieh. Andere waren noch so frisch, dass es so aussah, als würden sie jeden Augenblick zu sprechen anfangen.
    Die Gesichter waren auf groteske Weise mit Make-up beschmiert. Knallroter, dick aufgetragener Lippenstift ließ die Münder größer erscheinen, als sie in Wirklichkeit waren. Rosafarbenes Rouge glänzte hell auf bleichen Wangen. Den schlimmsten Anblick boten jedoch die Augen – sie standen weit offen, hatten keine Lider mehr und waren ringsum mit dunklem Lidschatten bemalt. Manche hatten eine milchigweiße Farbe, andere sahen wie verschrumpelte Rosinen aus.
    Der Gestank überwältigte mich und ließ mich würgen. Ich schlug die Kühlschranktür zu und wich zurück. Jetzt war es im Keller wieder dunkel. Ich bekam überall auf meinem nackten Körper eine Gänsehaut.
    Einen Augenblick lang stand ich einfach nur da und versuchte den Horror, den ich soeben gesehen hatte, zu verarbeiten. Meine Kehle war so zugeschnürt, dass ich nicht einmal schlucken konnte. Das Ganze überschritt meine Vorstellungskraft und mein Hirn setzte vorübergehend aus. Mir kam es vor, alshätte ich es nicht selbst erlebt, sondern einer anderen Person dabei zugeschaut.
    Ich atmete so kräftig aus, dass sich meine Backen blähten. So schlimm das Ganze auch war, ich wusste, was ich zu tun hatte. Ich musste von hier weg und Hilfe holen.
    Aber um das zu tun, brauchte ich erst einmal Licht.
    Ich streckte im Dunkeln die Hand aus und tastete nach dem Griff der Kühlschranktür. Als ich ihn gefunden hatte, fragte ich mich, ob ich es fertigbringen würde, den Kühlschrank zu öffnen und den obszönen Anblick ein zweites Mal zu ertragen.
    Doch dann zog ich einfach daran.
    Wieder starrten mich die Köpfe mit ihren toten Augen an.
    Dieses Mal ließ ich die Tür offen und drehte mich um. Ich sah mich in dem Raum um und versuchte mich zu konzentrieren. Die Metall- und Stahlträger an der Decke

Weitere Kostenlose Bücher