Mr. K: Thriller (German Edition)
Knien in der Türöffnung.
Ich lief in eine Richtung, die ich noch nicht kannte, in der Hoffnung, einen Ausgang oder eine Waffe zu finden. Über den teppichbelegten Boden rannte ich an einem Bad vorbei – auch hier bestanden die Fenster aus Glasbausteinen – und gelangte in ein Schlafzimmer. Ich schlug die Tür hinter mir zu und verschloss sie. Dann sprang ich auf Brotskys ungemachtes Bett und zog die Vorhänge beiseite.
Auch hier war das Fenster vergittert.
Ich blickte mich hastig nach einer Waffe um und griff nach der Nachttischlampe. Sie war aus Messing und sah solide aus.Daneben lag eins von diesen riesigen Mobiltelefonen, ein Motorola DynaTAC. Ich streckte die Hand danach aus, sah dann aber auf dem Boden etwas Besseres.
Meine Handtasche, mitten in einem Haufen Klamotten, die mir gehörten.
Ich riss sie an mich und hoffte, dass meine Pistole noch darin war. Ich leerte den Inhalt auf das Bett, griff nach meiner Beretta und lud sie durch. Im gleichen Augenblick flog die Tür nach innen auf.
Brotsky stürzte sich auf mich und mein Schuss ging daneben. Im Bruchteil einer Sekunde zielte ich und drückte ein zweites Mal ab.
Nichts geschah. Meine Pistole hatte eine Ladehemmung.
Plötzlich lag Brotsky auf mir und schlug mir die Waffe aus der Hand. Ein nackter Fleischberg drückte mich auf die Matratze. Brotsky packte mich an den Handgelenken und presste mir seinen übel riechenden Mund ans Ohr.
»So, du Schlampe«, gurrte er. »Jetzt werden wir ein bisschen Spaß miteinander haben.«
Heute
10. August 2010
Phineas Troutt hatte schon öfter im Leben Prügel einstecken müssen.
Als die Ärzte bei ihm Krebs diagnostizierten und ihm mitteilten, dass die Krankheit tödlich enden würde, beschloss er auf das bürgerliche Leben zu scheißen. Anstatt sich wie ein Hamster im Laufrad abzustrampeln, wollte nur noch für den Augenblick leben, am Rand der Gesellschaft, und sich einfach das nehmen, was er wollte und wann er es wollte. Er begann Drogendealer und Mitglieder krimineller Banden auszurauben, einzig und allein mit dem Ziel, an schnelles Geld zu kommen und es dann für Drogen, Alkohol und Prostituierte auszugeben. Nur so konnte er die körperlichen und seelischen Schmerzen aushalten, die seine tödliche Krankheit mit sich brachte.
Er hatte im Laufe der Jahre vieles getan, auf das er nicht stolz war, obwohl seine Opfer es in den meisten Fällen verdient hatten.
Brotsky verdiente es auf jeden Fall. Und wenn Phin sich bei der Abreibung, die er Brotsky verpassen wollte, eine zertrümmerte Nase und ein paar gebrochene Rippen einhandelte, so war es ihm das wert.
Aber er hatte nicht damit gerechnet, dass Brotsky so stark war. Oder so brutal.
Der Alte – er war bestimmt schon über sechzig – reagierte offenbar die ganze Wut ab, die sich in den Jahren im Knast in ihm aufgestaut hatte. Er stürzte sich auf Phin, warf ihn zuBoden und hielt ihn dort fest. Ein Faustschlag traf Phin in die Nieren und dann drückte Brotsky ihm seinen fleischigen, nach Trockenei riechenden Hals ins Gesicht.
Phin versuchte den Riesen abzuschütteln, aber Brotsky war zu groß und zu stark. Er fuhr mit der Hand in sein Gesicht und wollte ihm die Augen auskratzen, aber Brotsky reckte den Kopf nach hinten.
Phins nächstes Ziel war die Nase seines Gegners. Er stieß den ausgestreckten Zeigefinger mit voller Wucht in eins von Brotskys Nasenlöchern und versuchte ihn dem Kerl ins Hirn zu rammen.
Brotsky wich zurück und gab damit Phin die Gelegenheit, sich von seiner Last zu befreien.
Brotsky erhob sich und im selben Augenblick richtete Phin sich auf Knien auf. Brotsky schrie, rotzte Blut aus seiner Nase und ging erneut zum Angriff über. Phin wartete den richtigen Augenblick ab und traf Brotsky am Kinn, als dieser sich auf ihn stürzte. Der Kinnhaken brachte den Knastbruder ins Wanken, aber nicht zu Fall. Phin zielte als Nächstes zwischen die Beine seines Gegners, aber Brotsky drehte sich gerade noch rechtzeitig zur Seite, sodass Phins Faust an seinem muskulösen Oberschenkel abprallte.
Phin ließ sich fallen und rollte sich nach links. Er kam neben der Pritsche zu liegen und zog sich am Bettgestell hoch, das fest im Boden verankert war. Dann wandte er sich wieder Brotsky zu.
Bis jetzt war Phin mit seinem Versuch, den Mörder zum Reden zu bringen, nicht besonders weit gekommen.
»Diese Bullenschlampe«, sagte Brotsky und wischte sich mitseinem behaarten Handrücken das Blut von der Nase, »sie ist deine Freundin, ja?«
Jack war für
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