Mr. K: Thriller (German Edition)
Phin mehr als nur eine Freundin. In seinem chaotischen Leben war sie so etwas wie ein konstanter Ruhepol. Sie war Freundin und Vorbild zugleich. In seinen Augen verkörperte Jacqueline Daniels das Gute im Menschen. Ihre bloße Anwesenheit genügte, um Phin aus seiner finstersten Depression zu befreien und ihm ein halbwegs normales Leben zu ermöglichen. Sie hatte nicht nur sein Leben gerettet, sondern auch seine Seele.
»Ich liebe sie«, sagte Phin. Das überraschte ihn, denn so nahe Jack und er sich auch standen, diese Worte waren ihm nie über die Lippen gekommen.
Aber jetzt, wo er dem Mann gegenüberstand, der für Jacks Entführung verantwortlich war, bedauerte Phin, es nicht schon eher gesagt zu haben. Gut, er hatte Jack nicht damit belasten wollen, wieder einen Mann in ihrem Leben zu haben. In letzter Zeit hatte sie es nicht leicht gehabt, weder privat noch beruflich. Phin wollte sie nicht abschrecken.
Aber er hätte ihr diese Worte ruhig sagen sollen. Jack ließ sich nicht so leicht aus der Ruhe bringen. Das Motto ihrer Beziehung – nur nichts überstürzen – war jetzt angesichts Jacks Schwangerschaft sowieso hinfällig geworden.
Es gab nicht viel, wovor Phin Angst hatte. Aber die Vorstellung, der Mutter seines Kindes womöglich nie sagen zu können, wie sehr er sie liebte, war bestimmt das Schlimmste, was ihm je widerfahren war.
»Hat deine Frau dir erzählt, was Victor Brotsky mit ihr gemacht hat?« Der Knastbruder grinste. Blut lief ihm aus derNase in den Mund und verfärbte seine Zähne rot. »Ich hab der Schlampe wehgetan. Verdammt weh sogar.«
Außer sich vor Wut, stürzte Phin sich auf Brotsky. Aber der hatte damit gerechnet und schlug zu. Seine Faust traf Phin seitlich am Kopf. Phin taumelte seitwärts und ihm wurde schwarz vor Augen. Dann sank er auf die Knie.
»Und jetzt«, sagte Victor Brotsky, »werde ich dir wehtun. Verdammt weh sogar.«
Einundzwanzig Jahre vorher
17. August 1989
Als Brotsky schwitzend und grunzend auf mir lag und mich mit seinem massiven Körpergewicht erdrückte, empfand ich ein Ekel- und Horrorgefühl wie nie zuvor in meinem Leben. Es war sogar schlimmer als vorhin, als er mich mit dem Messer in der Hand gejagt hatte.
Ich spürte seine Zähne an meinem Hals. Er biss fester zu, als dies ein Liebhaber bei ungestümem Sex tun würde. Gleichzeitig schob er seine fetten Knie zwischen meine Beine und drückte sie auseinander.
Jeder Instinkt und jeder Nerv in meinem Körper schrien
WEHR DICH!
Aber ich tat es nicht.
Vergewaltigern gefiel es, wenn ihre Opfer sich wehrten. Es machte ihnen Spaß, Frauen zu überwältigen und ihnen wehzutun. Bevor ich zur Sitte wechselte, hatte ich mit einem Dutzend Stricherinnen gesprochen, um mich auf meine Arbeit als verdeckte Ermittlerin vorzubereiten. Sie waren sich fast alle darin einig gewesen, was man tun musste, wenn Freier gewalttätig wurden.
Bringe die Situation wieder unter deine Kontrolle.
Natürlich konnte ich die Situation nicht unter Kontrolle bekommen, indem ich gegen jemanden kämpfte, der größer und stärker war als ich. Vielmehr tat ich es, indem ich ihn aus dem Konzept brachte.
Ich schloss die Augen, kämpfte gegen meinen Brechreiz an und überwand mich, seinen ungeschickten Kuss zu erwidern und meine Lippen gegen die seinen zu pressen. Gleichzeitig schob ich meine freie Hand zwischen unsere nackten Körper und fasste ihm zwischen die Beine.
Brotskys Reaktion blieb nicht aus. Er tat das, was jeder Mann tun würde, wenn eine Frau an sein bestes Stück langte. Er stöhnte und entspannte sich. Dann küsste er mich zurück und schlang seine Hand um meine Hüfte. Ein lautes Stöhnen entwich seiner Kehle.
In diesem Augenblick quetschte ich seine Eier so fest, als wollte ich sie ihm abreißen.
Brotskys Stöhnen verwandelte sich in einen gellenden Schrei. Er drückte mir mit einer Hand den Hals zu, bis ich keine Luft mehr bekam. Aber da zwei gequetschte Hoden schlimmer wehtaten als ein zugedrückter Hals, ließ er mich los und versuchte von mir herunterzurollen. Damit auch ich meinen Griff lockerte, schlug er mir auf die Handgelenke.
Ich ließ seine Eier los und wälzte mich auf der anderen Seite aus dem Bett. Sobald ich auf dem Boden landete, grabschte ich mein Kleid und rannte, so schnell es ging, ins Bad, wo ich die Tür hinter mir zuschlug und verschloss. Ich zog mir das Versace-Kleid über. Jetzt, wo ich wieder etwas anhatte, fühlte ich mich nicht mehr so verletzlich, aber ich war mit den Nerven völlig am Ende.
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