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Mr. K: Thriller (German Edition)

Mr. K: Thriller (German Edition)

Titel: Mr. K: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.A. Konrath
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Ich stand kurz davor, einen hysterischen Anfall zu bekommen. Am liebsten hätte ich gleichzeitig gelacht und geweint. Ich wunderte mich, dass ich es geschafft hatte, ihn abzuschütteln, empfand Ekel bei dem Gedanken an das bisher Geschehene und hatte gleichzeitig Angst, weil die Sache noch lange nicht vorbei war.
    Ich kämpfte gegen den bevorstehenden Nervenzusammenbruch und riss die Tür des Arzneischränkchens auf, in der Hoffnung, eine Rasierklinge, eine Schere oder sonst irgendeinen scharfen oder spitzen Gegenstand zu finden. Aus dem Schlafzimmer hörte ich, wie Brotsky vor Schmerzen schrie. Als die Schreie lauter wurden, wusste ich, dass er auf dem Weg zu mir war. Im Arzneischränkchen gab es nichts Brauchbares, also drehte ich mich um und hoffte, vielleicht doch noch etwas zu finden. Ich sah Handtücher an einem billigen Halter und Brotskys Unterwäsche und Schuhe, die auf dem Boden herumlagen. In der Ecke stand ein Korb mit einer Bürste und einer Rolle Klopapier.
    Ich trat an die Toilette heran, riss den schweren Porzellandeckel vom Spülkasten und schlug damit auf Brotsky ein, als dieser die Tür einrannte und sich auf mich stürzte.
    Der Deckel traf ihn an der Stirn und zerbrach. Meine Finger schmerzten von der Wucht des Aufpralls. Brotsky taumelterückwärts, ruderte mit den Armen in der Luft und fiel auf den Hintern. Ich nahm Anlauf und sprang über ihn hinweg.
    Einen Sekundenbruchteil später landete ich mit dem Gesicht nach unten auf dem Teppich. Der Aufprall war so heftig, dass ich Sterne vor meinen Augen sah.
    Brotsky hatte mich am Knöchel gepackt und hielt ihn immer noch fest.
    Ich trat mit meinem freien Bein nach ihm und versuchte ihn mit der Ferse an einer empfindlichen Stelle zu treffen. Aber ich traf nur Fett und Fleisch und meine Tritte prallten wirkungslos an ihm ab. Dann drehte Brotsky sich um, klemmte meinen Fuß ein und brachte ihn durch sein Gewicht in eine unnatürliche Stellung.
    Es machte
KNACK!
, und zwar so laut, dass wir beide es hören konnten. Der Schmerz war das Schlimmste, was ich je erlebt hatte.

Heute
10. August 2010
    »Wissen Sie noch, wie es sich anfühlt, wenn man sich einen Knochen bricht, Jack?«
    Ich blinzelte, konnte John Dalton aber nur verschwommen sehen. Er war älter und gebräunter, aber die eiskalten Augen und das ausdruckslose Gesicht hatten sich nicht verändert.
    Ich schluckte. Meine Handgelenke brannten immer noch und mein Kiefer tat mir weh. Der Ballknebel war weg, aber ich hatte ihn so lange im Mund gehabt, dass ich ihn immer noch spürte.
    »Kommen Sie sich jetzt wie der Held in Ihrem eigenen Film vor, John?«
    Meine Stimme klang seltsam, ich konnte mein eigenes Echo hören. Vermutlich kam das von den Drogen.
    »Ach ja, jetzt erinnere ich mich wieder an unser Gespräch von damals. Damit wollte ich nur sagen, dass wir alle sehr gut darin sind, unser Tun zu rechtfertigen. Aber was Helden angeht … ich fürchte, die gibt es nicht. Sie sind das perfekte Beispiel dafür. Sie haben es sich zur Lebensaufgabe gemacht, verabscheuungswürdige Schurken zu fangen. Alles haben Sie für Ihre endlose Jagd nach dem Bösen aufgegeben. Und was hat es Ihnen gebracht? Sie werden jetzt unter furchtbaren Qualen sterben.«
    Dalton kam näher, bis wir uns fast berührten. »Sie sind kein Held, Jack. Sie sind ein unglückliches Ende, eine griechische Tragödie, ein Beispiel dafür, was passiert, wenn jemand versucht, sein Leben in den Dienst anderer zu stellen.«
    »Wollen Sie’s nicht endlich hinter sich bringen, Dalton?«, zischte ich zwischen zusammengepressten Zähnen hervor. »Oder haben Sie vor, mich zu Tode zu labern?«
    Dalton trat einen Schritt zurück und hob den Vorschlaghammer.
    »Ich glaub, ich fang mit dem Bein an«, sagte er. »Welches hat Victor Brotsky damals gebrochen? Das rechte, oder?«
    Ich konnte nichts dagegen machen, also versuchte ich es erst gar nicht.
    Als der Hammer mein Schienbein traf und den Knochen zertrümmerte, war der Schmerz so furchtbar, dass ich in Ohnmacht fiel.

Einundzwanzig Jahre vorher
17. August 1989
    Die klischeehafte Redewendung
stechender Schmerz
hatte ich bestimmt schon hundertmal in meinem Leben gehört. Aber genauso fühlte es sich an, als Brotsky mir das Bein brach – als ob mir jemand einen Bratspieß in den Knochen rammte.
    Ich fuhr blitzartig herum und krallte mit den Fingernägeln nach seinen Augen, worauf er mich losließ. Dann kroch ich wie eine Verrückte auf allen vieren in Richtung Schlafzimmer. Jedes Mal, wenn mein

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