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Mr. Lamb

Mr. Lamb

Titel: Mr. Lamb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bonnie Nadzam
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Dinge hatte sie verdient, er wollte kalte Hände und heißen Kaffee und Spiegeleier, er wollte Linnies Wein, und er wollte Linnie wieder, ihren Körper an seinen gepresst, und die neidvollen Blicke der Männer, wenn ermit ihr einen Raum betrat, er wollte, dass der Schnee im Dezember im kalten Zinngrau vom Lake Michigan versank, und er wollte Kopfschmerzen und schlaflose Nächte, er wollte aufwachen und spüren, dass er ein Herz hatte, weil es wild rasend hinter seinen Rippen klopfte. Und er wollte das alles doppelt: Er wollte das alles, und er wollte die Gewissheit, dass er es bekam.
    Er drehte das Fenster vor dem Sicherheitsmann hoch, bog nach links aus dem Parkplatz, fuhr die Straße entlang und auf der Schnellstraße 90 in die Stadt. Er rief Linnie an, als er vor ihrem schmalen Backstein-Reihenhaus stand, und in weniger als einer Minute erschien sie im goldenen Licht des Eingangs, in Pullover und ihren fabelhaften blauen Jeans, das dunkle Haar um sie herum.
    »Ich kann nicht lange bleiben.«
    »Ich weiß.«
    »Ich verlasse die Stadt für eine Weile, Lin.«
    »Fährst du zur Hütte?«
    »Morgen. Für ein paar Wochen.«
    »Bin ich eingeladen?« Sie nahm seine Jacke. »Komm, setz dich. Wein?«
    »Ich bitte dich, Lin. Du bist immer und überall eingeladen. Können wir dir einen Flug buchen? Übers Wochenende? Würdest du kommen?«
    »Natürlich.« Sie stellte zwei Gläser Wein auf ihren winzigen Küchentisch.
    »Ich wusste es«, sagte er, lehnte sich zurück und sah zu ihr auf.
    »Natürlich wusstest du das.«
    Anderthalb Stunden später war Lamb im Residence Inn, zerwühlte sein Bett, packte seine Sachen und bestellte beim Zimmerserviceetwas zu essen; dann rief er Draper an, von dem er wusste, dass er den ganzen Monat ausgebucht war, und lud ihn zum Essen ein.
    »Keine Zeit, Davy. Nächste Woche vielleicht?«
    »Gut. Nächste Woche. Ruf mich an, wenn du Zeit hast, ja?«
    Anschließend rief er Drapers Frau an. Sprach ihr eine Nachricht aufs Band. Lud sie zur Hütte ein. Er aß den Salat und den halben Heilbutt halb auf und stellte das Tablett vor die Tür. Er verstaute seine Sachen im Wagen und fuhr los.
    In einem menschenleeren K-Mart auf halber Strecke zum weißen Hotel kaufte er Vorräte für die Reise. Etwas Warmes zum Anziehen für das Mädchen, Mineralwasser, Kaugummi, Chips, Limonade, Pappbecher, Apfelsaft, Cracker, Salzstangen, Oreo-Kekse, einen Beutel mit Äpfeln. Er steckte eine Münze in den Spielautomaten, drehte die Kurbel und steckte seinen Gewinn, eine große Plastikkugel mit einem winzigen Plastikring drin, in die Tasche.
    Als er endlich vor der Tür zu ihrem Hotelzimmer stand, atmete er einmal tief durch, fuhr sich mit der Hand durch die Haare und prüfte seinen Hosenschlitz. Er klopfte, bevor er eintrat.
    Sie saß auf dem Bett, die weiße Daunendecke über den Kopf gezogen wie ein Cape. Als wäre sie eine kleine alte Dame, tausend Jahre alt, auf einem Hügel von sechs oder sieben Kissen gebettet. Sie grinste ihn dümmlich an. »Das Bett ist der Wahnsinn.«
    »Was machst du?«
    »Ich sitze hier nur.«
    »Kein Fernsehen?« Er legte die Plastiktüte mit den Sachen für sie auf das Bettende.
    »Ich denke mir Sachen aus.«
    »Was für Sachen?«
    »Na ja. Wie – dass ich anders wäre als im wirklichen Leben. Oder längere Haare hätte. Oder schlauer wäre. Und so.«
    »Und du bist noch hier!«
    »Hallo!«
    »Du bist das beste Mädchen in der Welt, oder?«
    Sie zog eine Grimasse.
    »Ich habe dir einen Pullover gekauft«, sagte er. »Und eine Jeans.«
    »Wirklich?«
    »Ich mache dir ein Angebot: Jedes Mal, wenn die Temperatur um zehn Grad sinkt, kaufe ich dir einen neuen Pullover.«
    »Ist es denn da kalt?«
    »Abends und frühmorgens.« Er machte die Tüte auf und nahm die Einkäufe raus. »Tut mir leid, die Sachen sind alle von K-Mart. Wir kaufen dir was Schönes, wenn wir mehr Zeit haben.«
    »Haben wir es eilig?«
    »Wir wollen keine Zeit verlieren, weißt du?«
    Sie nickte und nahm ihm den Pullover ab und hielt ihn sich an die Wange. »Fühlt sich weich an.«
    »Eine gute Farbe für dich.«
    »Meine Mom findet das nicht.«
    »Na, Mütter wissen auch nicht alles.« Er nahm die Jeans aus der Tüte, entfernte alle Schilder und legte die Sachen für sie auf den Schreibtisch. »Für morgen früh.«
    »Danke.«
    »Hast du Hunger?«
    »Nein.«
    »Möchtest du schlafen?«
    »Ja.«
    »Möchtest du eine Gutenachtgeschichte hören?«
    »Ich bin doch nicht sechs.«
    »Ich weiß, wie alt du bist. Aber alle

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