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Mr. Lamb

Mr. Lamb

Titel: Mr. Lamb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bonnie Nadzam
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Menschen mögen Gutenachtgeschichten.«
    »Ich bin zu alt dafür.«
    »Ich werde dafür sorgen, dass sich deine Einstellung ändert. Du hast Glück, dass du mich getroffen hast. Ich werde dafür sorgen, dass du nicht vom rechten Pfad abweichst.«
    »Klingt langweilig.«
    »Das denken alle. Jetzt komm. Hast du dir das Gesicht gewaschen?«
    »Ja.«
    »Mit Seife?«
    Sie sahen beide zum Waschbecken hinüber, wo drei Stück Hotelseife, in Silberfolie verpackt, auf einem Stapel lagen. Das Mädchen stöhnte und stand auf. »Wer bist du eigentlich? Mein Dad, oder was?«
    »Keine schlechte Idee, das so zu betrachten. Genau so solltest du mich betrachten.«
    * * *
    Es musste auf der mautpflichtigen Ost-West-Verbindungsstraße gewesen sein, bei hellem, weißem Tageslicht über dem Ackerland, dass Lamb am letzten Schild vorbeifuhr, das nach Rock Island, Illinois, wies. Neben ihm saß das Mädchen in ihrem neuen gelben Pullover, den Blick auf die Straße gerichtet, als wäre das Vorbeischnurren der flachen Highway-Markierungen, schnell und weit voraus, wie der Vorspann zu einem Film, den sie entweder gleich sehen würde oder in dem mitzuspielen sie sich bereiterklärt hatte.
    Es war noch dunkel gewesen, als sie das Hotel verlassen hatten, und erst nachdem sie Aurora hinter sich hatten, hielten sieauf einem Rastplatz zum Frühstück an. Weil sie seine Aufpasserin auf dem Beifahrersitz war, sein Kompagnon, kaufte er ihr dickflüssige heiße Schokolade vom Automaten, riss mit theatralischen Gesten und zum Himmel gewandten Augen ein paar Tütchen auf und rührte weiteren Zucker in die Schokolade. Die Aufpasserin, sagte er und rührte den Kakao um, muss wach bleiben und alles mitbekommen, muss Augen und Ohren spitzen.
    »Es sei denn«, sagte er und ließ den Motor an, »du möchtest jetzt umdrehen und wieder nach Hause fahren?«
    »Nein.«
    »Du sagst mir, wenn du das willst, ja?«
    »Ist gut, aber ich will es nicht.«
    »Ich meine es ernst. Du sagst Bescheid.«
    »Mach ich.«
    Als sie eine Weile gefahren waren und die erste Schulstunde angefangen haben musste, stießen sie mit ihren Pappbechern an, und später, als das Mädchen glaubte, Sid und Jenny würden jetzt zum ersten Mal gefragt, was mit ihr sei, wollte sie wieder mit ihm anstoßen.
    »Waren sie wirklich so schrecklich?«, fragte er.
    Sie nickte.
    »Was war das Schlimmste, was sie gemacht haben?«
    Sie wandte sich ab und starrte aus dem Fenster. »Was sie gesagt haben.«
    »Was haben sie denn gesagt?«
    »Das Schlimmste?«
    »Das Schlimmste.«
    »Sie haben so getan, als wäre niemand sonst im Klassenzimmer, und haben sich laut unterhalten, während wir auf die Lehrerin warteten. Sid hat gesagt, es wäre ja kein Wunder, dass wir miteinander rummachen. Und Jenny hat gesagt, ich wäre es ja gewöhnt, denn mein Stiefvater würde abends immer inmein Zimmer kommen. Und die anderen haben mich alle angeguckt.«
    »Bist du rausgegangen?«
    »Er ist gar nicht mein Stiefvater. Sie sind ja nicht mal verheiratet.«
    »Du bist im Klassenzimmer geblieben. Hast du geweint?«
    »Nein.«
    Er sah sie an. »Stimmt das? Das mit Jessie?«
    »Nein. Er geht morgens mit mir schwimmen, und sie machen daraus eine große Geschichte.«
    »Ach so.«
    »Wahrscheinlich klingt es nicht so schlimm, aber es war schlimm.«
    »Doch«, sagte er. »Es klingt ziemlich schlimm.«
    Das Mädchen sah ihn an. »Gary?«
    »Ja, mein Fräulein.«
    »Warum hast du nicht geheiratet?«
    »Wahrscheinlich, weil ich nicht die Richtige gefunden habe.«
    »Oh.«
    »Hast du schon mal einen Freund gehabt? So wie Jenny und Sidney?«
    Sie zog die Schultern hoch und sah aus dem Seitenfenster. »Nicht so. Nichts Ernstes.«
    »Was ist ernst? Warst du nicht verliebt?«
    »Wir haben nichts gemacht.«
    »Wie, nichts gemacht?«
    »Geknutscht und so.«
    »Das hast du noch nie gemacht?«, sagte Lamb.
    Sie verdrehte die Augen.
    »Was meinst du damit?«, sagte Lamb. »Meinst du, es ist nicht so wichtig?«
    Sie zuckte die Achseln.
    Er fuhr langsamer. »Das gefällt mir nicht, Tommie.« Er fuhr auf den Randstreifen und schaltete auf Park.
    »Was machen wir jetzt?«
    »Ich will dir etwas ganz Wichtiges sagen«, sagte er. »Hörst du mir zu?« Er griff in die Hosentasche und holte eine Handvoll Münzen heraus. Er suchte und hielt dann einen Penny hoch. Er drehte ihn in der Hand um. »In welchem Jahr bist du geboren?«
    »Neunzehnhundertsechsundneunzig.«
    »Da war ich vierundvierzig.«
    »Wow!«
    »Sag das nicht. Sag nicht Wow. Sonst denke ich, ich

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