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Mr. Lamb

Mr. Lamb

Titel: Mr. Lamb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bonnie Nadzam
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Teppichboden ausgelegte Boden war uneben. Vorne im Laden, hinter einer Glastheke mit einer Auslage von Messern, stand ein Mann mit Brille. Er sah die beiden ausdruckslos und ohne einen Gruß an. Tommie war hinter Lamb, der mit großen Schritten in den hinteren Teil des Ladens ging, ohne zu zögern einen hellen Stiefel mit gelben Schnürsenkeln und blauen Gummisohlen aus dem Regal nahm und ihn vor einem dünnen, pickligen Jungen schwenkte, der eine braune Wollweste und ein Namensschild trug, auf dem CLARE stand.
    »Das ist ein alter Name«, sagte Lamb. »Weißt du das? Diesen Namen hört man nicht mehr oft.«
    Der Junge errötete. »Mein Großvater hieß so.«
    »Wie hübsch. Hör zu, Clare. Meine Tochter braucht ein paar von diesen ausgesprochen schönen Stiefeln in Größe« – er sah auf ihre Füße – »sieben.«
    »Das sind Jungenschuhe.«
    »Ja, und jetzt stell sie dir an ihr vor.«
    Clare hielt den Schuh hoch und sah das Mädchen an. Tommie nickte und zuckte gleichzeitig mit den Schultern. Der Junge stellte den Schuh auf die Theke und verschwand hinter einem orangeroten Vorhang.
    »Bin ich jetzt eigentlich deine Tochter oder deine Nichte?«
    Lamb drehte den Stiefel auf der Theke um und klopfte auf die blaue Sohle. »Das ist ein sehr solider Stiefel.«
    »Bestimmt.«
    »Gefallen sie dir nicht?«
    »Sie sind gut. Sie gefallen mir. Ich hatte noch nie Jungenstiefel.«
    »Jungenschuhe sind besser gemacht.«
    »Oh.«
    Clare kam mit den Stiefeln, und Lamb nahm ihm den Karton ab.
    »Wollen Sie sie nicht anprobieren?«
    »Sie passen. Jetzt braucht sie noch was Warmes, Clare. Was meinen Sie?«
    Clare sah das Mädchen an, das spontan die Arme über der Brust verschränkte. »Frauen und Mädchen«, sagte er und zeigte in den vorderen Teil des Ladens.
    »Jungen?«
    Clare zwinkerte kurz und zeigte nach rechts.
    Lamb ging voraus. »Also gut, Miss Piggy. Such dir eine Jacke aus.«
    »Warum eine Jungenjacke?«
    »Alle Jungensachen sind besser gemacht, besonders diese hier. Macht es dir was aus?«
    Sie zuckte die Achseln. Sie guckte zu, während Lamb zwei gleiche Null-Grad-Mumienschlafsäcke aussuchte, dann Wollsocken, eine lange Jungenunterhose und einen botanischen Führer für nordamerikanische Bäume. Er kaufte ihr Fausthandschuhe mit Fleecefutter, Campinggeschirr, eine Thermoskanne und einen Rucksack. Zeug, das ein Kind in Lombard nicht hatte. Zeug, das ihr zustand.
    »Du hast eine Menge neuer Sachen, wenn du nach Hause kommst.«
    »Ich weiß.«
    »Du hast Glück.«
    »Ich weiß.«
    Er kaufte Patronen für eine 16-Millimeter-Schrotflinte und einen Satz Köderfliegen im Karton. Vorn an der Glastheke stand der dünne grauhaarige Verkäufer mit dem aknenarbigen Gesicht und las eine Zeitschrift, die vor ihm auf der Glasfläche lag. Er sah auf die Fliegen in dem Karton, musterte Lamb von obenbis unten, verweilte auf der Prellung im Gesicht und richtete die Augen mit unveränderter Miene auf das Mädchen. Ohne seinen Blick von ihr abzuwenden, fragte er Lamb, ob er nicht ein Messer kaufen wolle. Seine Zähne waren grau.
    »Messer«, sagte Lamb. »Brauchen wir ein Messer, Em?«
    »Wozu würden wir ein Messer brauchen?«
    Der Mann hinter der Theke sah sie an. »Nimmt dein Daddy dich nicht zum Angeln mit?«
    Sie schüttelte den Kopf und grinste. »Bisher noch nicht.«
    »Zum Jagen?«
    »Nein.«
    Er sah aus dem Fenster zu Lambs Wagen hinüber. »Wenn du aus diesem Auto da aussteigst, und du bist am Fluss oder in den Bergen, dann brauchst du ein Messer.« Der Mann sah Lamb an. »Ist doch so, oder?« Er nahm ein glänzendes Messer mit einer zwölf Zentimeter langen Klinge aus der Vitrine und gab es ihr, den Griff auf sie gerichtet.
    Lamb sah sie an. »Ich weiß nicht. Deine Mutter würde mich bestimmt umbringen.«
    Tommie zuckte die Achseln. »Ihr ist das egal.«
    Lamb sah von dem Mädchen zu dem Mann hinter der Theke und in die Vitrine. »Du hast kein gutes Messer, oder, Em?«
    Der Verkäufer nahm das erste Messer wieder an sich und holte ein anderes heraus. »Vielleicht brauchst du ein Messer zum Häuten.«
    »Eins, das praktisch ist«, sagte Lamb. »Eins, das sie zusammenklappen und in die Münztasche ihrer Jeans stecken kann.«
    »Für einen Notfall vielleicht?«, fragte der Verkäufer und spreizte die Hand auf der Vitrine.
    »Ja«, sagte Lamb, »genau.«
    Der Verkäufer deutete auf das Glas. »Suchen Sie sich eins aus.«
    Lamb sah dem Mann in die Augen. »Zeigen Sie uns einfach das teuerste, das Sie hier haben.« Der Mann schob

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