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Mr. Lamb

Mr. Lamb

Titel: Mr. Lamb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bonnie Nadzam
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verbrennen.«
    »Ich pass schon auf.«
    »Willst du den zweiten Grund hören?«
    »Ja.«
    »Der ist der wichtigere von den beiden, okay?«
    »Gut.«
    »Nämlich, dass du mir hierbei hilfst. Das stimmt doch, oder? Ich vertraue darauf, dass du mir hilfst. Wir machen das halbehalbe.«
    »Ja.«
    »Das haben wir doch mit Handschlag besiegelt, oder?«
    »Ja.«
    »Gut. Also. Deswegen weiß ich das. Deine Mutter und Jessie – auch wenn du ihn nicht magst, Em, tu das nicht. Das ist eine schlechte Angewohnheit. Ich hoffe, du wirst nie die Augen so verdrehen, wenn jemand meinen Namen erwähnt.«
    »Entschuldigung.«
    »Sie haben dich sehr lieb. Wie könnte es anders sein?«
    »Wahrscheinlich.«
    »Du solltest dir nicht zu viele Sorgen darüber machen, denn es wird für alle gut ausgehen. Es tut ihrer Liebe zueinander gut, und es tut ihrer Liebe zu dir gut. Und wenn du wieder in die kleine Wohnung zurückkommst, und wenn du die Mädchen wiedersiehst, Jenny und Sid, dann wirst du in einem neuen Licht erscheinen. Die Stille der Erde wird in dir sein. Du wirst viel mehr wissen als vorher. Du wirst das geheime Herz dieses Landes kennengelernt haben. Du wirst ganz vollgesogen davon sein. Und das wird sich auf alle anderen Menschen ausbreiten.«
    »Oh.«
    »Oh? Klingt das in deinen Ohren nicht gut? Nimm den Teller da. Halt ihn gerade. Hast du ihn? Das hier ist das beste Frühstück aller Zeiten. Hier. Eins, zwei, drei – drei Eier für dich. Ich weiß, was für eine du bist. Sollte ich dir alle vier Eier geben?«
    »Vielleicht.«
    »Ha. Siehst du? Kenn ich dich nicht in- und auswendig?«
    »Ich weiß. Das ist ja das Komische.«
    »Probier mal von den Bohnen. Gut?«
    Nicken. »Scharf.«
    »Nach dem Frühstück könnten wir ein paar Sachen einpacken und ein bisschen in die Berge da gehen. Was meinst du?«
    »Ich kann meine neuen Stiefel anziehen.«
    »Wir müssen sie langsam einlaufen, damit deine perfekten weißen Füße keine Blasen bekommen. Und du kannst deine neue Jacke anziehen. Es sei denn, du willst das Nachthemd anbehalten.«
    »Vielleicht behalte ich das Nachthemd die ganze Woche an.«
    »Das würde mir gut gefallen.«
    * * *
    Das Leben hält man in Ehren, wenn man jede Handlung mit einer gewissen Feierlichkeit ausführt. Mache deine Arbeit nicht nachlässig. Binde dir die Schuhe sorgfältig zu. Kämm dir die Haare ordentlich. »Und jetzt«, sagte er, »erweisen wir dem Leben eine Ehre, wenn wir unsere Sachen sorgfältig für eine Wanderung zusammenpacken.«
    »Aber du packst«, sagte sie, »als würden wir nie mehr zurückkommen.«
    »Ja, und du sprichst immer noch«, sagte er, »als wären wir in einem Film.«
    Jedes Mal, wenn sie auf ihrem Weg über das freie Land, an alten und verlassenen Farmhäusern vorbei und am Fluss entlang, etwas Neues im Gras entdeckten, ging er in die Knie. Winzige blutrote Mooskapseln von dreiblütigem Nelkenwurz, in Tierkotzusammengepresste Tierhaare, die zarten Knochen von Spatzen und Feldmäusen.
    »Siehst du das?«, flüsterte er. »Siehst du die kleinen grünen Herzen da drinnen? Die grüne Mitte? Wie sie alle zu einem Büschel hier oben zusammenkommen?« Mit dem Zeigefinger beschrieb er einen Kreis von den Blütenblättern zu den Staubgefäßen.
    Nicken.
    »Wenn wir die Pflanze ausgraben würden, könnten wir sehen, dass die Wurzeln schuppig und schwarz sind.«
    »Wirklich?«
    »Wie das Fell des Teufels persönlich.«
    Sie schürzte die Lippen.
    »Die Pflanze ist so giftig, dass eine einzige Blüte jemanden von deiner Größe umbringen würde.«
    »Wow!«
    »Du würdest einschlafen wie die Prinzessin im Märchen.«
    »Wie viele braucht man, um dich umzubringen?«
    Er zog die Augenbrauen hoch. »Ich bin ziemlich groß.«
    »Aber wie viele?«
    »Mehr, als du an einem Tag pflücken könntest.«
    »Ich habe nichts gesagt.«
    »Ich auch nicht.«
    »Wie heißt sie?«
    »Ich weiß es nicht mehr. Todes irgendwas. Oder Tödliche irgendwas. Möchtest du eine mitnehmen?«
    »Ist sie giftig, wenn man sie anfasst?«
    Er pflückte das Büschel, und sie hielten beide den Atem an und verfolgten mit großen Augen, wie die Pflanze in einem Bogen in Tommies neuem Buch über nordamerikanische Bäume zwischen zwei Seiten mit amerikanischen Ulmen landete. »Pass gut drauf auf.«
    »Ja.«
    »Ich meine es ernst, Em. Wenn jemand das sieht, wissen sie sofort, dass du im Westen warst.«
    »Ach so.«
    Das Wiesenland zwischen dem Haus und dem Fuß der Berge war breiter, als Lamb gedacht hatte. Als sie den halben Weg

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