Mr Monk besucht Hawaii
die Schulter und sah, wie er einen Pappbecher unter den Wasserspender hielt, ihn auffüllte und dann den Inhalt in einem Zug austrank, ehe ich etwas sagen konnte.
Ich sprang von meinem Platz auf und lief zu ihm. »Sind Sie wahnsinnig, Mr Monk? Das ist das schlimmste Wasser, das Sie trinken können.«
»Jeden Tag trinken Tausende von Menschen aus einem Wasserspender.«
»Das ist so, als würden Sie aus einer Toilette trinken!«, wandte ich ein.
»Hunde machen das auch, und die haben damit kein Problem«, ließ Monk meine Worte an sich abgleiten. »Gestorben ist davon noch keiner. Nur keine Panik, Süße.«
»Mr Monk«, sagte ich eindringlich und hoffte, seine Aufmerksamkeit auf mich lenken zu können. »Haben Sie irgendetwas geschluckt?«
»Wir waren uns doch einig, dass Sie Chad zu mir sagen.«
»Ja, Sie haben was geschluckt.«
»Dr. Kroger hat mir dieses Medikament verordnet, um unter extremen Umständen meine Symptome zu lindern.«
»Welche Symptome?«
»Alle«, sagte er. »Übrigens, wenn ich schon hier stehe, kann ich auch gleich die Toilette benutzen.«
»Das ist doch nicht Ihr Ernst, oder?«, gab ich zurück. Egal wo wir in San Francisco waren, wenn er zur Toilette wollte, bestand er jedes Mal darauf, dass ich ihn nach Hause fuhr.
»Was schlagen Sie denn sonst vor, wenn ich zur Toilette muss?«
Er zwängte sich an mir vorbei, öffnete die Tür zur Toilette und verschwand in der kleinen Kabine. Ich konnte nicht fassen, was sich da vor meinen Augen abspielte.
Ich ging weiter bis zur Bordküche und bat die Stewardess um einen Drink.
»Was darf ich Ihnen bringen?«, fragte sie.
»Geben Sie mir einen Scotch.«
Kurz darauf kam Monk aus der Toilette und kehrte zu seinem Platz zurück, ohne davon Notiz zu nehmen, dass ein Stück Toilettenpapier unter seinem Schuh klebte.
»Geben Sie mir lieber zwei«, sagte ich zu der Stewardess.
Der Rest des Fluges war die Hölle.
Obwohl Monk sich nicht wie üblich darüber ereiferte, wie geordnet – oder genauer gesagt: wie ungeordnet – alles Mögliche war, und er sich auch nicht über Kleinigkeiten aufregte, die normalen Leuten gar nicht auffielen, machte er mich auf eine völlig andere Art mindestens genauso wahnsinnig. Er war wie ein Kind, das einfach keine Ruhe geben wollte.
Sie wüssten jetzt natürlich zu gerne, was er im Folgenden alles so angestellt hat, richtig? Also gut …
Zuerst summte er allen Passagieren die Titelmelodie von Hawaii 5-0 vor, dann durfte jeder seinen eigenen Text dazu beisteuern. Monks Text ging so:
Ja, wenn du Ärger hast, dann ruf den Monk.
Wenn du 'ne Leiche findest, dann ruf den Monk.
Stopp! Denn ich bin das Gesetz.
Stopp! Ich mache kurzen Prozess.
Ich kriege jeden Mörder, denn ich bin der Monk …
Es gab auch noch eine zweite und dritte Strophe, aber die vergessen wir lieber. Die erste jedoch ging mir für den Rest des Fluges nicht mehr aus dem Sinn. Sie war im wahrsten Sinne ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit, zumal ich eindeutig nicht die Einzige war, die darunter zu leiden hatte. (Selbst jetzt fällt mir der ganze Text wieder ein, und die nächsten Stunden werde ich ihn garantiert nicht mehr los.)
Dann zog er seine Schuhe und Strümpfe aus und lief barfuß durch die Gänge, um nichts ahnende, erschreckte Passagiere in irgendein Gespräch zu verwickeln.
»Hallo, ich bin der Monk«, sagte er zu einer Frau. »Sieht aus, als hätten Sie da ein interessantes Buch. Darf ich mal darin blättern? Oh ja, ich hab eine Idee – ich werde es laut vorlesen.«
Und genau das machte er dann auch.
Danach ging er zur Bordküche und nervte die Flugbegleiterinnen. »Ich brauche unbedingt das Rezept für die Pfannkuchen mit Macadamia-Nüssen«, bettelte er und wollte ihnen kaum glauben, dass Sie keine Ahnung davon hatten.
»Schade, sie schmecken doch so locker und frisch«, sagte er.
Außerdem aß er einundzwanzig Tütchen geröstete Erdnüsse, wobei er die Verpackungen im ganzen Flugzeug verteilte.
»Alles sollte geröstet werden«, erklärte er den Mitreisenden. »Hat jemand von Ihnen schon mal geröstetes Hühnchen probiert? Oder geröstetes Müsli? Die Möglichkeiten sind unbegrenzt!«
Ich fürchtete, der Flug würde nie ein Ende nehmen. Doch dann befanden wir uns endlich im Landeanflug auf Oahu. Und schon beim ersten Blick auf die wunderschöne Insel hatte ich all meinen Ärger wegen Monk mit einem Schlag vergessen.
Vor der Landung auf dem Honolulu International Airport überflogen wir Pearl Harbor,
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