Mr Monk besucht Hawaii
einstigen Tempels. Dieser Park war der Geburtsort von Prinz Jonah Kuhio Kalaniana'ole, letzter Erbe des hawaiianischen Throns. Er starb 1922. Ich versuchte mir vorzustellen, wie es hier vor hundert Jahren ausgesehen hatte, aber der schäbige Apartmentkomplex mit den Surfern, die auf ihren Lanais lagen und ihr Bier tranken, ließ keine entsprechende Stimmung aufkommen.
Also machte ich mich auf den Rückweg, wobei ich aber deutlich langsamer war. Meine überschüssige Energie war verflogen, mir war heiß, ich fühlte mich müde, mein Rücken juckte, und meine Füße taten mir weh.
Roxanne Shaw saß auf der Mauer gegenüber dem Whaler's Hideaway und sah in meine Richtung. Mir kam es vor, als hätte sie auf meine Rückkehr gewartet.
Ich ging hinüber und setzte mich zu ihr auf die Mauer. Mir fiel sofort der Zivilwagen der Polizei an der Ecke auf. Ein verschwitzter Officer saß am Steuer und machte sich gar nicht erst die Mühe, so zu tun, als würde er uns nicht beobachten.
»Ich stehe de facto unter Hausarrest«, sagte Roxanne verbittert. Ich möchte wetten, es war das erste Mal, dass sie in einer Unterhaltung den Begriff ›de facto‹ benutzt hatte.
»Es gibt Schlimmeres«, hielt ich dagegen. »Sie könnten sich mit Ihrem Lover eine Zelle teilen.«
»Er hat niemandem etwas getan.«
»Ja, klar, er ist die Unschuld in Person. Er tötet keine Frauen, er heiratet sie nur des Geldes wegen und wartet, bis sie sterben.«
»Na schön, wir sind vielleicht nicht perfekt«, erwiderte sie. »Aber wir sind keine bösen Menschen. Die alten Damen hatten schließlich auch ihren Spaß.«
»Wir haben das alles schon mal durchgekaut. Sie haben hier nicht auf mich gewartet, nur um mir noch einmal zu erzählen, welch edle Samariter Sie beide sind.«
»Monk irrt sich. Lance hat diesen Mord an Helen nicht inszeniert. Dafür ist er nicht intelligent genug.«
»Das ist das erste Mal, dass ich Ihnen glaube. Vielleicht sind Sie das Gehirn hinter dieser Operation.«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich mogele mich durchs Leben, weil ich einen tollen Vorbau und einen perfekten Hintern habe. Intellekt hat damit gar nichts zu tun.«
»Nicht schlecht. Das sollten Sie dem Richter erzählen«, meinte ich. »Ich möchte wetten, das kommt gut rüber. Und denken Sie daran, einen tiefen Ausschnitt zu zeigen, um Ihren Worten Nachdruck zu verleihen.«
»Sie müssen uns helfen«, flehte sie mich an.
»Nennen Sie mir einen guten Grund. Fangen Sie an, indem Sie mir verraten, wer Martin Kamakele umgebracht hat.«
Sie zuckte mit den Schultern. »Den Namen habe ich gestern zum ersten Mal gehört, als die Polizei mich wieder befragte. Ich weiß nur, dass er Helen und Lance Champagner brachte, als sie hier ankamen.«
Ich stand auf. »An Ihrer Stelle würde ich mir einen reichen alten Knacker suchen, ihn heiraten, und mir nebenbei einen jungen Liebhaber zulegen.«
»Ich bin keine Nutte.«
»Stimmt, das sind Sie nicht. Aber Ihr lieber Lance. Und Sie sind seine Zuhälterin.«
Ich wandte mich ab und ging fort. Als ich im Bungalow ankam, waren die Zimmermädchen gegangen, und Monk machte einen sehr zufriedenen Eindruck.
»Haben Sie sich vergnügt?«, fragte ich ihn.
Er nickte. »Ich habe das Gefühl, dass ich diesen Menschen hier wirklich etwas geben kann. Auf meine bescheidene Art schaffe ich damit die Grundlagen für eine Kulturrevolution, die dieses rückständige Land in die Neuzeit bringen wird.«
»Hawaii ist nicht irgendein Land, Mr Monk, sondern ein Teil der Vereinigten Staaten.«
»Ganz sicher?«
»Ja, ganz sicher.«
»Kealoha hat angerufen, während Sie unterwegs waren. Er hat herausgefunden, dass Kamakele hier auf der Insel auf Hahnenkämpfe gewettet hat und hoch verschuldet war. Seine Theorie ist, dass er ermordet wurde, weil er seine Schulden nicht bezahlt hat.«
»Glauben Sie das auch?«
»Ein Toter kann überhaupt keine Schulden mehr bezahlen. Lebend war er für sie viel wertvoller.«
»Also sind die Spielschulden nicht die andere Hälfte des Rätsels, von dem Sie sprachen?«
Monk schüttelte den Kopf.
»Werden Sie mir sagen, was es ist?«
»Sie werden es erfahren, wenn ich den Fall auflöse«, sagte er.
»Warum nicht jetzt? Worauf warten Sie?«
»Auf den richtigen Moment.«
»Und welcher Moment ist der richtige?«
»Der Moment, in dem ich den Fall löse«, erklärte Monk.
25. Mr Monk findet einen Fleck
Auch wenn wir unseren eigenen Pool hatten, wollte ich nicht den Rest des Nachmittags am Bungalow verbringen. Ich
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