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Mr Nanny

Mr Nanny

Titel: Mr Nanny Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Peterson
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ansprechen. Plötzlich war er der Meinung, das wäre peppiger als der Papst. Aber erst, nachdem wir bis vier Uhr morgens Recherche gemacht hatten. Er hat das Wort frisch benutzt. Alles müsse frischer sein. Er wollte, dass ich Papsterwähnungen aus der Bibel raussuche, damit er dem Papst einen Brief schreiben und sie zitieren kann. Ich hab ihm gesagt, es gebe keine, und er hat gebrüllt: ›Er ist der Papst, verdammt noch mal! Natürlich steht was über ihn drin!‹«
    »Also, ich werde das Madonna-Interview nicht machen. Ich mache keine Interviews mit Promis. Steht in meinem Vertrag.«
    »Wer weiß, ob du überhaupt noch einen Vertrag hast, wenn du erst hörst, in was für einer Scheiße du steckst.«
    Ich war sicher, dass sie übertrieb. Abby war die Ruhe selbst, wenn wir auf Sendung waren, aber die restliche Zeit über, so wie jetzt, war sie ein nervöses Wrack. Sie hatte ihre schwarzen Haare mit einem Clip auf dem Kopf befestigt und sah aus wie eine irre Wissenschaftlerin. Dazu trug sie ein lila Kostüm, das an ihr einfach fürchterlich aussah. Sie schubste mich in mein Büro und machte die Tür hinter uns zu.
    »Setz dich«, befahl sie, während sie selbst nervös auf und ab tigerte.
    »Macht es dir was aus, wenn ich zuerst meinen Mantel ausziehe?«
    »Nein, aber mach schnell.«
    »Lass mir zwei Minuten, okay?« Ich hängte meinen Mantel an den Haken an der Tür, setzte mich und holte mein Cranberry-Croissant und meinen Kaffee aus der Papiertüte. »Also gut, Abby. Worüber regst du dich jetzt wieder auf?«
    Sie stützte die Hände auf meinen Schreibtisch und beugte sich zu mir hinüber. Fast Nase an Nase, teilte sie mir die Katastrophe mit, ohne Umschweife, ohne Beschönigungen.
    »Theresa Boudreaux hat beschlossen, sich von Kathy Seebright interviewen zu lassen. Sie haben’s am Montag an einem unbekannten Ort aufgezeichnet. Es wird Donnerstag in der News Hour gezeigt werden. Drudge hat es bereits auf seiner Website.« Sie setzte sich, und ihr Knie zuckte unkontrolliert auf und ab.
    Ich ließ meinen Kopf langsam auf den Schreibtisch sinken.
    »Du bist geliefert, so viel ist sicher. Tut mir echt leid. Goodman ist noch nicht da, aber anscheinend hat ihn unser furchtloser Chef vor eine Viertelstunde angerufen und informiert. Die zwei Oberbosse wissen also bereits Bescheid.«
    Ich richtete mich mühsam auf. »Hat Goodman schon versucht, mich zu erreichen?«
    »Weiß nicht. Ich hab versucht, dich auf dem Handy anzurufen, aber da war nur die Voicemail dran.«
    Ich lokalisierte mein Handy, indem ich es am Kabel des Ohrstöpsels aus meiner Tasche zog. Ich hatte den Klingelton gestern Abend auf »aus« gestellt und vergessen, ihn wieder anzumachen. Sechs Nachrichten. Ich schloss das Handy an die Ladestation an meinem Schreibtisch. Mir war speiübel. Zu allem Überfluss hatte ich heute früh eine Handvoll Vitamintabletten auf nüchternen Magen geschluckt. Ich riss das Cranberry-Croissant auseinander, zupfte ein paar Beeren heraus und reihte sie vor mir auf dem Schreibtisch auf. Dabei überlegte ich, was als Erstes zu tun sei. »Gib mir’ne Minute. Ich muss nachdenken, wie ich vorgehen soll.«
    »Ich warte.« Sie lehnte sich mit verschränkten Armen zurück. Abby war eine ausgesprochen hübsche Frau, die mit zweiundvierzig noch sehr jung aussah, was vor allem an ihrem herrlichen, langen schwarzen Haar und ihrer asiatischen Porzellanhaut lag. Sie war die Chefrechercheurin und saß während der Live-Nachrichtensendungen immer abseits der Kameras, etwa zwei Meter von unserem Moderator Joe Goodman entfernt. Vor sich hatte sie fein säuberlich geordnet Tausende von Indexkarten, in denen alle nur denkbaren Informationen standen, die ein wichtigtuerischer Anchorman eventuell gebrauchen könnte: welcher Panzertyp überwiegend im Irakkrieg benutzt wurde, die Zahl der Toten des Pan-Am-Flugs 103, Biografien wichtiger historischer Persönlichkeiten, wie Kato Kaelin und Robert Kardashian.
    Die Karteikarten waren Abbys Ein und Alles, sie hegte und pflegte sie wie eine liebende Mutter.
    Ich ratterte ein paar Optionen herunter. »Ich könnte mich jetzt gleich bei Goodman entschuldigen, bevor er hier reingestürmt kommt. Prophylaktisches Arschkriechen ist nie schlecht.« Tiefer Atemzug. »Ich könnte meine Nachrichten abhören, um zu sehen, ob dieser Schleimbeutel von Anwalt überhaupt geruht hat, mir mitzuteilen, dass seine Klientin sich einem anderen Sender anvertraut hat. Er hat mir das Interview erst letzten Freitag fest zugesagt.

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