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Mr Nanny

Mr Nanny

Titel: Mr Nanny Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Peterson
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Jahren für NBS, zuerst als Produzent diverser Sonntags-Nachrichtensendungen und später dann für das Top-Rating-Baby, die Goldgrube von NBS, Newsnight mit Joe Goodman .
    Er beendete das Gespräch und starrte mich durchdringend an. Dann legte er los.
    »Sie machen ja ziemlich große Sprüche, Kleine.«
    »Nicht mit Absicht.«
    »Und dann halten Sie nicht, was Sie versprechen.« Er stieß seinen Sessel zurück, schritt um den Schreibtisch herum und bereitete sich auf den Angriff vor. Erik war nicht groß, etwa eins siebzig, besaß aber einen Trommelbauch wie eine Hochschwangere, die ihren Termin um zwei Wochen verschlafen hatte. Er blieb vor mir stehen, gar nicht einmal sehr nahe, und dennoch berührte mich sein Bauch fast. » Sie! Sie... Niete! «
    »Das bin ich nicht!«
    » Und ob! « Er wedelte mit den Armen wie King Kong. Einer seiner Hosenträger riss sich los, und er fuhrwerkte wütend in seinem Rücken herum, um ihn wieder einzufangen. Jetzt war er wirklich am Kochen.
    »Erik, Leon Rosenberg hat mir versichert...«
    »Ist mir scheißegal, was er Ihnen versichert hat! Wie oft waren Sie dort? Was haben Sie eigentlich gemacht? Einen Einkaufsbummel?« Das war fies. Sicher, ich war die einzige Newsnight -Produzentin mit einem reichen Ehemann, aber ich hatte mich seit über zehn Jahren für diesen Mann hier aufgearbeitet und mehr Storys aus dem Hut gezaubert als jeder andere Produzent aus seiner Truppe.
    »Das ist unfair. Sie wissen genau, dass ich mich fast umgebracht habe, um diese Story zu kriegen.«
    Seine Nasenflügel bebten. »Ich hab aber keine Story! Ich hab einen Scheißdreck !«
    »Ich... Es...«
    Er schnaubte verächtlich. Dann fuhr er mit der dicken Pranke in ein großes Glas Geleebonbons und stopfte sich eine Handvoll in den Mund. »Verschwinden Sie«, brummelte er und besprühte mich dabei mit ein paar grünen Speichelfetzen, die sich zu dem braunen Kaffeefleck auf meiner Bluse gesellten.
     
    Die Schlacht war für den Moment vorbei. Morgen würde es weitergehen, morgen würden wir als Team versuchen, die Theresa-Boudreaux-Geschichte von einem anderen Winkel aus zu beleuchten. Es war nicht das erste Mal, dass ich so etwas erlebte. Nicht, dass mich mein Fehlschlag nicht deprimierte, aber ich weigerte mich, mich deswegen aus der Bahn werfen zu lassen. Die allgemeine Gier nach dieser Story, nach Schlagzeilen, war groß, der Druck ebenfalls. Jede Boulevardzeitung im Lande hatte Fotos von Theresa abgedruckt, viele davon mit einem Fragezeichen: »Hartleys heimliche Geliebte?« Konservative Radiostationen bliesen ihre unverrückbare Treue, ihren festen Glauben an Hartley in den Äther, während sie gleichzeitig die »liberale Medienelite« beschimpften.
    Am Ende stellte sich dann heraus, dass Theresa Kathy Seebright nichts weiter verriet, als dass sie und Hartley »einander nahestanden«. Ein Sturm im Wasserglas also, was meine Bosse und ich hier aufführten. Aber viel Lärm um nichts gehört nun einmal dazu, wenn man in der Nachrichtenbranche arbeitet.
    Wieder zurück in meinem Büro zog ich erst einmal sorgfältig meine Lippen nach und versuchte dabei, die Trümmer meines Arbeitstages mental ein wenig zusammenzufegen. Ich blieb einen Moment lang mit dem Puderdöschen in der Hand vor dem Fenster stehen und starrte auf den Hudson River hinaus. Meine Sorgen waren erdrückend: der schwere berufliche Fehlschlag, mein unerträglicher Ehemann, Dylan und seine Probleme. Meine Uhr zeigte elf - Dylan hatte vor der Mittagspause Turnen; vielleicht würde ihn die Bewegung ja ein wenig aufmuntern. Er hatte mich gebeten, all seine Mannschaftsspiele für diese Woche abzusagen. Verständlich, dass er sich nach der schweren Demütigung auf dem Spielfeld in seinem Zimmer verkriechen und in Computerspiele und Legobausätze versenken wollte, aber ich hatte gesagt, es fiele mir nicht ein, irgendetwas abzusagen. Ich war der Meinung, dass das Zusammensein mit seinen Freunden heilsam für ihn wäre. Ansonsten wusste ich auch nicht, was ich mit ihm machen, wie ich ihm helfen sollte, außer auf der Einhaltung der Alltagsroutine zu bestehen und darauf zu achten, dass er sich nicht zu sehr in sich selbst zurückzog. Wenn ich deprimiert bin, dann esse ich KitKats. Als ich gerade eine Packung mit den Zähnen aufriss, klingelte mein Telefon.
    »Ich bin’s, Schatz.« Im Hintergrund hörte ich den Lärm von Hupen und quietschenden Bremsen.
    »Ja?«
    »Ich wollte mich entschuldigen.«
    »Ich bin ganz Ohr.«
    »Tut mir leid, das mit heute

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