Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mr Nanny

Mr Nanny

Titel: Mr Nanny Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Peterson
Vom Netzwerk:
Segeltuchschuhe. »Komm, es eilt. Wir drängeln einfach ein bisschen.«
    Während wir die Marmorstufen erklommen, fuhr ein weißer Cadillac Escalade vor. Man konnte schon von weitem sehen, dass dort drinnen irgendein mächtiger Firmenboss sitzen musste. Als der Schlitten angehalten hatte, stieg ein Chauffeur mit Melone aus und ging um den Wagen herum, um die Tür zu öffnen. Heraus hüpften die vier McAllister-Kinder, jedes an der Hand seiner eigenen philippinischen Nanny. Alle vier Nannys trugen eine weiße Hose, weiße Schuhe mit Gummisohlen und Schwesternkittel mit jeder Menge Taschen. Der Tross aus Kindern und Nannys kroch wie ein Tausendfüßler die Marmortreppe hinauf.
     
    Um genau fünf nach drei öffneten sich die Schulpforten, und die Elternmasse drängte zivilisiert vorwärts. Aus dem dritten Stock, wo die Turnhalle lag, drangen das Geschrei der Jungen und das Quietschen von Schuhsohlen. Die Viertklässlermannschaft von St. Henry’s, in ihren königsblauweißen Trikots, machte sich bereits warm. Ich überflog die Jungenschar auf der Suche nach meinem Dylan, fand ihn aber nicht. Die Tribünen auf der rechten Seite begannen, sich mit Moms und Dads zu füllen, dazwischen jüngere Geschwister mit ihren Nannys aus aller Herren Länder. Kein Dylan. Doch, da war er. Er saß mit hängenden Schultern auf einer Bank neben der Tür zur Umkleide. Er hatte sich noch nicht umgezogen, trug immer noch seine Schuluniform, weißes Hemd und Khakihose; sein königsblauer Blazer lag neben ihm auf der Bank. Als er mich sah, kniff er böse die Augen zusammen und schaute weg. Mein Mann Phillip guckt genauso, wenn ihm was über die Leber gelaufen ist.
    »Dylan! Hier bin ich!«
    »Du kommst zu spät, Mom.«
    »Schätzchen, ich bin doch nicht zu spät.«
    »Viele Mütter waren aber vor dir da.«
    »Ja, aber draußen ist eine Mordsschlange! Hast du eine Ahnung, wie viele noch da draußen stehen! Und ich konnte mich doch nicht vordrängeln, oder?«
    »Egal.« Er schaute erneut weg.
    »Schatz, wo ist dein Trikot?«
    »Noch im Rucksack.« Mein Sohn verströmte Sturheit und Anspannung wie ein Atomkraftwerk Radioaktivität.
    Ich setzte mich neben ihn. »Na, dann wird’s Zeit, dich umzuziehen.«
    »Ich will das blöde Trikot aber nicht anziehen.«
    In diesem Moment kam Coach Robertson auf uns zu. »Wissen Sie was?« Er warf die Arme in die Luft, wie um seine Ohnmacht zu demonstrieren. »Ich hab keine Lust, ihn jedes Mal zum Umziehen zu zwingen. Ich hab ihm gesagt, er versäumt noch das Spiel, aber er will sich einfach nicht umziehen. Wenn Sie’s genau wissen wollen: Ihr Sohn benimmt sich einfach lächerlich...«
    »Und wissen Sie was, Coach? Das ist überhaupt nicht lächerlich, ja?« Dieser Mensch besaß die Sensibilität eines Hackklotzes. Ich zog ihn beiseite. »Wir haben das doch schon besprochen: Er hat Angst vor dem Spiel. Er ist erst neun, Menschenskind. Spielt das erste Mal in einer Mannschaft.« Der Coach zuckte unbeeindruckt mit den Schultern und zog wieder ab. Ich legte meinen Arm um Dylan. »Schatz, Coach Robertson gehört nicht gerade zu meinen Lieblingen, aber er hat recht. Du musst dich jetzt umziehen.«
    »Er kann mich nicht ausstehen.«
    »Natürlich kann er. Er ist halt ein bisschen tough, aber er möchte doch nur, dass du spielst.«
    »Ich will aber nicht.«
    »Nicht mal mir zuliebe?«
    Dylan schaute mich an und schüttelte den Kopf. Er hatte große braune Augen, ausgeprägte Gesichtszüge und dicke dunkle Haare, die immer an irgendeiner Stelle abstanden. Dylans Mund lächelte öfter, als seine Augen es taten.
    »Dylan! Jetzt beeil dich aber mal!« Douglas Wood, ein widerlicher kleiner Kerl mit Sommersprossen, Bürstenhaarschnitt und wabbeligem Hinterteil, watschelte auf uns zu. »Was ist denn?«
    »Nichts.«
    »Und wieso hast du dann dein Trikot noch nicht an?«
    »Weil meine Mom unbedingt mit mir reden wollte. Es ist ihre Schuld.«
    Coach Robertson, sauer auf Douglas, weil er das Warm-up verlassen hatte, und wütend auf Dylan, weil er sich weigerte, überhaupt zu spielen, kam wie eine Dampflok mit pumpenden Armen auf uns zugestakst. »Hopp und los, Junge, Schluss mit dem Unsinn.« Er griff sich Dylans Rucksack, packte ihn bei der Hand und zog ihn mit sich in den Umkleideraum. Dylan blickte zu mir zurück und verdrehte die Augen, ließ sich ansonsten aber widerstandslos abführen; seine königsblaue Uniformjacke schleifte er hinter sich her. Ich selbst machte mich nicht gerade glücklich auf den Weg zu den

Weitere Kostenlose Bücher