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Mr Nanny

Mr Nanny

Titel: Mr Nanny Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Peterson
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Aufwärmphase war vorbei. Beide Mannschaften fanden sich in zwei Gruppen zur Besprechung an den Spielfeldrändern zusammen.
    »Und weißt du, was mich am meisten nervt?«, flüsterte Kathryn mir zu. »Du wirst es mir bestimmt gleich verraten.«
    »Sie können nicht einfach sagen ›Wir fahren übers Wochenende weg‹, was bedeuten könnte, dass sie mit dem Auto oder dem Zug fahren, oder ›Wir fliegen übers Wochenende weg‹, was ja - Gott bewahre - auch bedeuten könnte, dass es ein öffentlicher Flug ist. Nein.« Sie beugte sich näher. »Sie wollen, dass du eins weißt: dass sie das Privatflugzeug nehmen. Also fangen sie auf einmal an, wie ihr Pilot zu reden: ›Wir nehmen den Flieger. Take-off ist auf fünfzehn Uhr festgesetzt.‹« Sie schüttelte grinsend den Kopf. »Als ob es mich auch nur die Bohne interessiert, was die machen.«
    Am Anfang meiner Ehe - ich selbst stamme aus der Mittelklasse und dem Mittleren Westen - haben mich diese Upper-East-Side-Familien natürlich ganz schön eingeschüchtert. Meine Eltern, die immer so vernünftig sind, bei nassem Wetter Gummistiefel anzuziehen, und die ihr Geld in einer Gürteltasche an der Hüfte tragen, haben mir oft genug eingeschärft, Distanz zu diesen Leuten zu wahren - richtig glücklich könne man sowieso nur zu Hause in Minneapolis sein. Und obwohl ich meinem Mann zuliebe versucht habe, mich an diese Kreise anzupassen, werde ich mich doch nie daran gewöhnen, dass man von seinem Piloten redet, als wäre es der Butler oder der Chauffeur. »Ich dachte, wir könnten am Cape zu Abend essen, also habe ich Richard gebeten, den Jet für fünfzehn Uhr fertig zu machen.«
    Dylan saß mit etwa zehn Mannschaftskameraden auf der Bank, als Coach Robertson zum Anpfiff blies. Glücklicherweise schien Dylan das Spiel nun aufgeregt zu verfolgen. Er sagte etwas zu dem neben ihm sitzenden Jungen und deutete aufs Spielfeld. Ich seufzte erleichtert auf und wagte es, mich ein wenig zu entspannen.
    Zwei Minuten später prallte ein nasser Plastikbecher an meiner Schulter ab und landete in Kathryns Schoß.Wir schauten uns gleichzeitig um. »So sorry!«, sagte eine philippinische Nanny mit starkem Akzent. Der McAllister-Tausendfüßler zwängte sich auf die Bank hinter uns. Zwei der jüngeren Kinder machten laut »I-aah! I-aah!« wie zwei Esel. Das war genau das, was Kathryn am meisten aufregte. Sie, die selbst ziemliche Racker hatte, konnte es nicht ausstehen, mit welcher Respektlosigkeit und Unverschämtheit diese reichen Park-Avenue-Blagen ihre Nannys behandelten.
    Sie warf ihnen einen bösen Blick zu und schaute dann mich an. »Diese armen Frauen. Was die alles mitmachen müssen. Pass auf, ich mach’s. Ich geh jetzt da hin und frag sie, welche Uniform für welchen Tag der Woche vorgeschrieben ist. Du weißt schon, wie Montag Sponge Bob, Dienstag Schwesternschule. Mal sehen, was sie sagen.«
    »Nicht, Kathryn, bitte. Wen interessiert denn das?« »Wie bitte? Dich, die passionierte Termin-Listenschreiberin, interessiert das nicht?« Kathryn grinste. »Wenn dein Dylan das nächste Mal zu einer Geburtstagsparty bei den McAllisters eingeladen ist, dann schau doch mal unauffällig in die Küche zu dem Tischchen neben dem Telefon. Dort liegt eine dicke, gebundene Mappe, in der sämtliche Anweisungen fürs Personal stehen. Farbcodiert natürlich. Von der Privatsekretärin des Hausherrn getippt. Da steht alles drin - und ich meine wirklich alles, was man sich vorstellen kann.«
    »Was denn zum Beispiel?«
    »Ich dachte, du wärst nicht interessiert.«
    »Na gut, vielleicht ein bisschen. Jetzt sag schon.«
    »Die Dienstzeiten des Personals, das in sich überschneidenden Schichten arbeitet: erste Schicht, sechs bis vierzehn Uhr, zweite Schicht, neun bis siebzehn Uhr, dritte, sechzehn Uhr bis Mitternacht. Stundenpläne für die Haustiere, für die Tierpfleger und -betreuer, Anweisungen dafür, welche Kleidungsstücke der Kinder zusammengefaltet, welche aufgehängt werden müssen. Wo und wie Schals und Handschuhe für den Herbst, wo für den Winter untergebracht werden müssen und welche wann wie benutzt werden. Wo die Sportkleidung hinkommt. Wie und wo im begehbaren Zedernholzschrank die Prinzessinnenkostüme aufgehängt werden müssen - nachdem sie gebügelt wurden. Ja, du hast richtig gehört: Sie müssen gebügelt werden. Welches Geschirr zum Frühstück verwendet werden soll, welches zu Mittag, welches zu Abend. Natürlich saisonabhängig: Muscheln im Sommer, Herbstblätter zu

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