Mr. Pattapu und das Geheimnis des alten Hauses
mächtigen Knall bei seinem Aufschlag. Die Tiere blickten erschrocken auf.
Hatte Rosie sie etwa gehört? Nein, es blieb alles ruhig in dem Haus. Der Kater sprang auf den
Boden und blätterte in dem Bildband herum. Melody und Lola kamen gelaufen und schauten
ihm dabei zu.
„Tolle Fotos“, gab die Ratte vorlaut von sich, als sie gemeinsam in das Buch sahen. „Aber
bringt uns das jetzt irgendwie weiter?“
Pattapu antwortete nicht, sondern blätterte weiter die schweren Seiten um,
bis… ja, bis ein
zusammen gefaltetes Pergamentpapier heraus und den drei Tieren vor die Pfoten fiel. Der
Kater faltete es auseinander und eine Art Landkarte entstand vor ihren Augen.
„Was ist das?“, staunte Melody.
„Keine Ahnung, sieht aus wie…“
„…eine Schatzkarte, eine Schatzkarte“, jubelte Lola und drehte sich begeistert um sich selbst.
„Du spinnst ja“, zischte Melody sie an.
Lola verschränkte die Vorderpfoten und wandte sich beleidigt ab, nicht ohne noch einen
kleinen Blick überihre Schulter auf die Karte zu riskieren. „Wohleine Schatzkarte“, beharrte
sie fast unhörbar leise und streckte Melody die Zunge heraus, was diese jedoch nicht sah.
Derweil fuhr Pattapu mit einer seiner vorderen Krallen die Linien und verblassten Zeichen auf
dem Pergament nach. Die wenigen Worte darauf waren sehr verschnörkelt und kaum mehr zu
lesen. Er schien völlig konzentriert und geistesabwesend, so dass Melody neben ihm kaum zu
atmen wagte, um ihn nicht zu stören.
„Lola har gar nicht so unrecht“, sa
gte er plötzlich und diesmal streckte die Ratte der grauen
Katze ihre Zunge ganz offen heraus. Neugierig beugten sie sich wieder alle drei über das alte
Dokument.
„Das hier…“, murmelte er und wies auf eines der Worte, „…könnte Whitstable heißen.“
„Aahaa“, meinte die Ratte altklug, obwohl sie rein gar nichts daraus entziffern konnte.
Es blieb wieder ein oder zwei Minuten still. Melody hielt die Anspannung kaum noch aus und
wäre am liebsten zu ihrem Katzenklo in der Küche gegenüber gesaust, doch sie wollte nichts
verpassen.
„Es sieht so aus…“
Melody verdrehte die Augen zur Decke. „Und? Sag schon“, drängelte sie und trat nervös von
einem Hinterbein auf das andere.
„Es sieht so aus, als ob ein Gang von unserem Haus direkt
zurKirche von Whitstable führt“,
verkündete Pattapu voller Stolz und blickte sich Beifall heischend um. Lola klatschte
tatsächlich wild in die Vorderpfötchen.
„OKAY!“, rief Melody aus und raste wie vom Floh gestochen aus dem Zimmer und
schlinderte halb über die glatten Fliesen des Foyers direkt in die Küche.
Pattapu und Lola blickten sich an.
„Weiber!“, riefen sie fast gleichzeitig aus, ungeachtet
dessen, dass auch Lola weiblichen Geschlechts war. Aber Rattenmädchen schienen da ganz
anders zu sein.
* * *
Als die Donuts aus der Stadt zurückkamen, war Rosie gerade dabei, das Haus zu verlassen.
Sie brauchte unbedingt frische Luft und wollte einen Spaziergang unten am Strand machen.
Die Sonne brannte am frühen Abend nicht mehr so heiß. Rosie hatte endlich ihre Tränen
abgewischt und die Haare frisch aufgesteckt. Jetzt nahm sie ihre Handtasche und einen
kleinen Sonnenschirm aus weißer Spitze, der hervorragend zu ihrem lachsrosa Kleid und den
flachen Strandschuhen passte und schritt durch das Foyer zum Portal.
Die Haushälterin sah auf einen Blick, warum das kanadische Ehepaar in die Stadt gefahren
war. Sie hatten sich einen Wagen besorgt, was darauf schließen ließ, dass sie wohl mit einem
längeren Aufenthalt hier rechneten.
Mary
Donut sah wieder aus wie
eine wandelnde
Blumenreklame, nur waren die Blumen diesmal andere. Rosie seufzte innerlich, als sie die
Haustür hinter sich ins Schloss zog und die Stufen hinunter ging. Die Donuts kamen ihr auf
halber Strecke entgegen.
„Wo wollen Sie denn jetzt hin?“, fauchte Mary Donut
im Vorübergehen und kippte ihre
Sonnenbrille auf der Nase, um vorwurfsvoll über deren Rand hinweg zu sehen. Rosie hielt
kurz inne, blickte die unhöfliche Dame unerschrocken an und meinte nur: „Zwischen uns ist
alles gesagt. Ich mache einen Spaziergang. Sie finden alles nötige in der Küche.“
Dann ließ sie Mary ohne weitere Worte stehen und ging mit hoch erhobenem Kopf an dem
ebenso verdutzten Stanley vorbei. Der wischte sich gerade mit einem ehemals weißen
Taschentuch den Schweiß von Nacken und Stirn.
Mary
Donut war also
gezwungen, in der
nächsten Stunde eine Art von
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