Mr. Pattapu und das Geheimnis des alten Hauses
einer
Sackgasse befanden.„Und was nun?“, fauchte Melody enttäuscht. Sie wollte zurück auf ihr
bequemes Sofa. Ihr Fell fühlte sich schmutzig an und ihr Magen knurrte. Der rote Kater
tastete mit den Vorderpfoten das Hindernis vor ihnen ab. Das hier war keine Steinmauer! Es
schien sogar leicht biegsam zu sein. Okay , dachte Pattapu , jetzt oder nie.
Er stemmte sich mit aller Kraft gegen die Wand vor ihnen und sie gab tatsächlich nach. Die
Täfelung in der Sakristei der Kirche von Whitstable öffnete sich hinter einem Wandteppich
und die Tiere schlüpften nacheinander hindurch. Es war ganz still hier. Ein paar Kerzen
erhellten den Raum, in dem der Pfarrer die Messen vorbereitete und es roch nach Weihrauch.
Draußen am Fenster konnten sie sehen, dass die Sonne schon ziemlich tief stand.
„
Wir könnten unmöglich die gesamte Kirche durchsuchen. Wenn wir nicht pünktlich beim
Abendessen sind, wird Rosie uns vermissen“, sagte Melody furchtsam. Sie hatte gar keine
Lust mehr, hier noch weitere Stunden zu verbringen. Keine Ahnung, wie lange sie gelaufen
waren, doch es mussten schon etwa zwei Stunden gewesen sein.
Mr. P. dachte nach. Melody hatte recht. Andererseits waren sie vielleicht ihrem Ziel viel
näher gekommen als bisher gedacht. Aber wo sollte man in einer Kirche nach einem Ring
suchen? Er konnte sich auch nicht daran erinnern, dass Major Fowley jemals sehr gläubig
gewesen war. Seit dem Tod seiner Frau war er nie wieder in die Kirche gegangen. Warum
sollte der Ring also überhaupt hier sein? Pattapu wollte jede Chance nutzen. Er wandte sich
an Lola: „Sagtest du nicht, dass dein Onkel und deine Cousins hier in der Stadt wohnen?“
Lola nickte eifrig.
„Dann benachrichtige sie, dass wir heute nach Mitternacht noch einmal hierher kommen
werden. Sie müssen uns unbedingt beim Suchen helfen. Zu dritt werden wir es nicht in einer
Nacht schaffen!“
Wieder nickte Lola begeistert. Auch wenn ihr Onkel Bert ihre Begeisterung, den beiden
Katzen zu helfen, bestimmt nicht teilte. Da war ihre Überredungskunst gefragt. Aber Bert
hatte ein gutes Herz, das sie rühren konnte. In Gedanken legte sie sich bereits einen Plan
zurecht. Etwa so: Diese beiden Katzen hatten noch niemals eine Maus oder gar eine Ratte
gefressen. Das würde aber nur so bleiben, solange sie weiterhin in dem großen Haus so gut
versorgt und nicht auf die Straße geworfen würden. Ja, Lola würde ihren Onkel schon zu
überzeugen wissen. Das Rattenmädchen machte sich sogleich auf den Weg, während die
beiden Katzen durch den Gang zurück nach Whitstable Manor liefen. Jede von ihnen hing
dabei ihren eigenen Gedanken nach. Ob sie wirklich den wertvollen Saphir der Königin in
dieser einfachen Kirche finden würden? Zumindest war Hilfe unterwegs.
* * *
Kurz vor Rosies Rückkehr erreichten sie den Keller, schlossen die Falltür und versteckten sie
wieder unter den Kartons. Dann liefen die Katzen in die Küche, um vor ihren leeren Näpfen
auf
Rosie zu warten, die diese morgens und abends füllte. Ein köstlicher Geruch kam ihnen
in die Nase: Mr. Donut hatte sich die Zeit mit Angeln vertrieben und einen ziemlich großen
Fisch gefangen. Dieser wartete, bereits ausgenommen, auf einem Blatt Zeitungspapier auf die
Köchin. Besser gesagt: Mr. Donut hoffte auf ein leckeres Abendessen. Vielleicht würde Rosie
sich beim Anblick dieses Prachtkerls erweichen lassen und ihn zubereiten? Seine Frau würde
dieses glitschige Etwas – wie sie es nannte – nicht einmal anrühren. Das kanadische Ehepaar
saß auf der Terrasse und genoss den Sonnenuntergang. Mr. Donut hatte sich einen Whiskey
auf seinen erfolgreichen Fang gegönnt und döste vor sich hin, während seine Frau beim Lesen
eines Modemagazins fest eingeschlafen war. Es war immer noch sehr heiß und auch der
leichte Seewind verschaffte nur eine vorübergehende Kühlung.
Mr. P. konnte dem Duft des frischen Seefisches nicht widerstehen. Er sprang auf die Spüle
und schnupperte. Das war doch mal was ganz anderes als dieses ewige Dosenfutter, das von
draußen appetitlicher aussah als es innen roch! Ja, das war der Duft der großen weiten Welt.
Vorsichtig stieß der Kater den Fisch an. Er war sehr groß und sehr glatt. Wie in Zeitlupe
rutschte er über den Küchenschrank auf den Boden und noch ein paar Zentimeter weiter.
Hoffentlich kam Rosie jetzt nicht!Pattapus erster Gedanke war, die soeben „erjagte“ Beute in
SEIN Zimmer zu bringen. Er gab dem Fisch, der ihn vorwurfsvoll aus glasigen
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