Mr. Pattapu und das Geheimnis des alten Hauses
nickte.
„Wir sind vom Geheimdienst Ihrer Majestät. Ihr Gatte und Sie sind auf Befehl der Königin
wegen Hochstapelei und Betruges verhaftet und haben unverzüglich das Land zu verlassen.“
Mary wurde blass. Ein
dicker Kloß saß plötzlich in ihrem Hals. Ohne eine Antwort
abzuwarten, drängten sich die beiden Männer an ihr vorbei. „Bitte packen Sie unverzüglich
Ihre Koffer. Die Polizisten dort unten werden Sie so lange einsperren, bis das nächste Schiff
nach Kanada geht. Außerdem sind Sie des Landes verwiesen und dürfen England auch in
Zukunft nicht mehr betreten.“
„Aber….“ Mary Donut wollte irgendeine Erklärung abgeben, doch sie konnte keinen klaren
Gedanken fassen. Ihr schöner Plan, mit dem Verkauf dieses Hauses zu Geld zu kommen und
ihre Schulden zu bezahlen, war geplatzt! Ebenso geplatzt wie ihr Traum, nach Los Angeles zu
ziehen und ihre Schauspielkarriere wieder aufzunehmen!
„Alternativ können Sie in einem der Arbeitshäuser hier in England
Ihre Schulden bezahlen.
Das könnte allerdings mehrere Jahre dauern“, antwortete der schwarzgekleidete Agent mit
unterkühlter Stimme, als hätte er ihre Gedanken erraten. Dabei verzog er keine Miene.
Das war zu viel für Mary Donut. Sie sank ohnmächtig zu Boden. Einer der Agenten holte ein
Glas Wasser aus der Küche, während der andere sich in den ersten Stock begab, um an jede
der Zimmertüren zu klopfen. „Mr. Donut! Stanley Donut!“, rief er dabei mit lauter Stimme.
Eine der Türen öffnete sich einen Spalt. Stanley hatte die Augen noch halb geschlossen und
hielt sich den Kopf. Sein Brummschädel plagte ihn ebenso wie das Steißbein und er wünschte
sich nichts sehnlicher als seine Ruhe. Doch damit war es nun vorbei. Der Agent grüßte höflich
und stellte sich in gleicher Weise vor wie eben unten an der Haustüre.
Stanley Donut hörte nur etwas von Königin, Geheimdienst und Schiff. Irgendwie war die
Welt ihm heute ziemlich egal. Selbst als der Mann ihn zurück ins Zimmer drängte, seinen
Koffer vom Schrank nahm und ihn zu packen begann, war Stanley immer noch der Meinung,
er würde sich in einem bösen Traum befinden.
„Na los, packen Sie die Koffer Ihrer Frau. Die liegt ohnmächtig im Foyer. Wir haben nicht
ewig Zeit!“ Der Unbekannte gab Stanley einen leichten Schubs und endlich begriff dieser,
dass er nicht mehr schlief. Wie in Trance befolgte er den Befehl des Geheimdienstlers und
packte alle
Kleidungsstücke
und den Schmuck seiner
Gattin zusammen.
Gemeinsam
schleppten sie das Gepäck hinunter in die Eingangshalle, wo Mrs. Donut gerade wieder zu
sich kam. Neben ihren goldenen Armbändern klickten nun die silbernen Handschellen, die
wenige Sekunden später auch Stanleys Handgelenk schmückten.
„Stanley, so tu doch was“, flehte sie mit weinerlicher Stimme. Aber Stanley konnte nichts
mehr tun. Die Geheimagenten führten das Ehepaar gemeinsam hinunter zum Polizeiwagen.
Melody und Lola saßen einträchtig nebeneinander am Küchenfenster und blickten hinter den
Abreisenden her. Noch durch das Fenster konnten sie Mary Donuts schrille, zeternde Stimme
hören, mit der sie ihren Mann beschimpfte, sie ins Unglück gestoßen zu haben. Den ganzen
Weg bis zum Wagen überschüttete sie den armen Stanley mit solchen Vorwürfen, dass sogar
die Agenten ihre Augen verdrehten.
„Die sehen wir nicht wieder! Das Haus gehört uns!“, kicherte das Rattenmädchen und
klatschte vor Begeisterung in die Hände. Auf Melodys Gesicht lag das geheimnisvolle
Lächeln einer Sphinx.
* * *
Der nächste große Wagen, der vor Whitstable Manor hielt, war der königliche Rolls Royce,
der am späten Nachmittag heran rollte. Melody und Lola staunten nicht schlecht, als aus der
Limousine ihre Rosie und Henry mit dem Katzenkorb in der Hand ausstiegen. Wenig später
stieg Mr. P.aus dem Weidenkorb und streckte sich erst einmal ausgiebig. „Kinder, was für
ein Abenteuer! Ich habe euch ja so viel zu erzählen!“, rief er dabei aus.
Für die Menschen klang es nur wie ein erleichtertes Miauen. Henry blickte zu dem Kater
hinunter. „Der Arme ist bestimmt froh, wieder zuhause zu sein.“
Rosie nickte. „Ja, und ich erst! Ich mache uns allen jetzt erst mal was Leckeres zu essen.“
„Ich helfe dir dabei“, schlug Henry vor und während die Menschen sich in die Küche
begaben, lief Pattapu nach oben in SEIN Zimmer. Lola wartete schon auf ihn und lief nervös
auf und ab, begierig darauf, die vielen Neuigkeiten zu erfahren. Melody räkelte sich
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