Mr. Peregrines Geheimnis: Roman (German Edition)
Erde gelandet und hat sich überlegt: Wie kann ich mich denn mal nennen? Oh, ich weiß, ich nenne mich Ada Frumpelstein und werde Englisch unterrichten und dieser hübschen Alexandra O’Connor ganz miese Zensuren geben, weil sie immer als und wie verwechselt.«
»Sie macht einen ziemlich strengen Eindruck«, sagte Darwen.
»Das stimmt«, bemerkte Alexandra und klang dabei so zufrieden, als hätte er damit der ganzen Krebsnebel-Geschichte zugestimmt.
»Aber ich denke, es ist trotzdem eine gute Schule«, meinte Darwen. »Sie ist doch ziemlich teuer, oder? Und dann gibt es diese ganzen Studienfahrten ins Ausland. Außerdem sind die Schüler doch auch alle sehr erfolgreich in den Prüfungen.«
»Prüfungen!« Alexandra machte eine wegwerfende Handbewegung.
»Na, guckt euch das an. Die liebe Alexandra schließt neue Freundschaften«, sagte plötzlich eine Stimme hinter ihnen.
Darwen wandte sich um. Hinter ihm stand ein ziemlich großer Junge, der im Unterricht neben Chip Whittley gesessen hatte. Er lächelte, aber es sah hochmütig und abfällig aus. »Machst du gerade einen Club für Witzfiguren und Ausgegrenzte auf, Alex?«
»Wenn ich mich mit dir unterhalten will, Nathan«, antwortete das Mädchen, das nicht im Geringsten eingeschüchtert wirkte, »dann sag ich dir Bescheid. Kapiert?«
»Wie du meinst, Alex«, sagte der Junge, der immer noch süffisant grinste. »Das ist also der Neue.«
Er musterte Darwen von oben bis unten, wobei es ihm gelang, gleichzeitig belustigt und verächtlich zu wirken.
»Ich heiße Darwen. Darwen Arkwright.«
»Darwen?«, wiederholte der Junge. »Was ist das denn für ein Name?«
»Das ist ein Ort«, erklärte Darwen. »In Nordengland, wo ich herkomme.«
Der Junge war mindestens fünf Zentimeter größer als Darwen, hatte blondes Haar und gebräunte Haut, und seine Augen waren von einem hellen Eisblau. »Du bist aus England«, sagte er.
»Allerdings nicht aus London«, stellte Darwen vorsichtshalber schnell klar.
»Und was ist mit deinen Eltern?«, fragte der Junge.
»Wieso, was soll mit denen sein?«, fragte Darwen misstrauisch zurück.
»Woher sind die?«
»Auch aus England«, sagte Darwen achselzuckend. »Wieso?«
Der Junge kniff die Augen leicht zusammen und ließ einen prüfenden Blick über Darwens Gesicht wandern, dann sah er Alexandra an.
»Wenn du Streuner bei dir aufnehmen willst, O’Connor«, sagte er, »dann solltest du sie erst mal vom Tierarzt durchchecken lassen, ob sie auch keine Flöhe haben oder so.«
Er grinste und wandte sich dann ab, als würde ihn die ganze Unterhaltung langweilen. Darwen hatte eigentlich darauf gewartet, noch etwas entgegnen zu können, aber da lachte der Junge schon über etwas, das an einem anderen Tisch vor sich ging.
»Gut gemacht, Meistens«, rief er einem Schüler zu, der gerade sein Getränk über den Boden verschüttet hatte. Und damit ging er auch schon zu dem Jungen, den er »Meistens« genannt hatte, als hätte er Darwen völ lig vergessen.
» Das war Nathan Cloten«, sagte Alexandra. »Sein Vater ist Senator, und er ist sehr beliebt, aber wenn du mich fragst, dann ist er kein besonders netter Typ. Ich würde dir den Rat geben, ihm aus dem Weg zu gehen.«
»Warum?«, fragte Darwen. »Was habe ich denn gemacht?«
Aber Alexandra zuckte nur die Achseln und stand auf.
»Ich muss noch mal pinkeln, bevor wir Naturkunde haben«, sagte sie trocken. »Tschüss. Bis nachher in der Klasse.«
Darwen lächelte schwach und nickte.
Der Nachmittag begann etwas angenehmer, aber nach der Naturkundestunde wurde es wieder eklig. Erst hatten sie Spanisch, und die anderen Schüler hatten diese Sprache schon mindestens ein Jahr gelernt, manche sogar schon länger. Darwen konnte ein paar Brocken Deutsch, aber das half ihm nichts. Am schlimmsten war aber die Doppelstunde Mathe.
Darwen war in Mathe nie besonders gut gewesen – von den Grundrechenarten mal abgesehen –, und seine Klasse an der Hillside beschäftigte sich bereits mit etwas, das »Prä-Algebra« genannt wurde. Nachdem der Lehrer die ersten zehn Minuten mit Begriffen wie Faktorisierung, Assoziativgesetz und Potenzierung um sich geworfen hatte, begann sich Darwen schon zu fragen, ob er in den nächsten Sprachunterricht geraten war. Der Lehrer, Mr. Sumners, war ein kahlköpfiger Mann mit gerötetem Gesicht und kleinen, tief liegenden Augen, der die Angewohnheit hatte, mitten im Satz den Kopf leicht zurückzulegen und »ahhh« zu machen, wobei er sich wie ein Esel
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