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Mr. Peregrines Geheimnis: Roman (German Edition)

Mr. Peregrines Geheimnis: Roman (German Edition)

Titel: Mr. Peregrines Geheimnis: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.J. Hartley
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in den letzten zwei Wochen mit Polynesien beschäftigt. Darwen wusste nicht genau, wo Polynesien lag, und als er fragte, erntete er Gelächter.
    Miss Murray wies die Schüler dafür zwar zurecht, aber die Art, wie sie seine Frage beantwortete – sie deutete auf die Landkarte und sagte sehr langsam »Hawaii, Neuseeland, Polynesien « –, ließ erahnen, dass sie ihn für nicht besonders clever hielt, und ein paar Schüler kicherten hinter vorgehaltener Hand. Darwen holte den altmodischen Füllfederhalter, den er aus England mitgebracht hatte, aus seinem Mäppchen und schrieb seinen Namen vorne auf sein Heft, den Kopf dabei so tief gesenkt, dass niemand sah, wie rot er geworden war.
    Auf Weltkunde folgte Englisch. Darwen war davon ausgegangen, dass ihm das im Vergleich leichter fallen würde, aber die Lehrerin – Mrs. Frumpelstein – erklärte ihm als Erstes, dass viele Worte in Amerika anders geschrieben wurden, als er es gewohnt war, und dass er außerdem anfangen sollte, so zu sprechen, dass es mehr wie »gewöhnliches, normales Englisch« klang, wenn er hierzulande verstanden werden wollte.
    »Die meisten Amerikaner finden den englischen Akzent attraktiv«, sagte sie, »aber von dem speziellen Dialekt, den du hast, kann man das wohl eher nicht sagen.«
    Den Rest der Stunde verbrachte sie damit, die Satzglieder von Sätzen zu bestimmen, und dabei benutzten sie Ausdrücke wie Partizip und Gerundium .
    Das Buch, das die Klasse gerade las, war eine langweilige Beschreibung des Schulsystems in Burundi – wo auch immer das sein mochte –, und es gab keine Monster, Schwertkämpfe oder Raumschiffe darin. Darwen blätterte unglücklich durch die Seiten. Der Junge, der ihn abgeholt hatte – Lawrence, oder wie ihn ein paar andere Jungen genannt hatten, Chip Whittley –, beugte sich zu ihm rüber und raunte: »Suchst du die bunten Bilder, Arkwright?« Er gab ein abfälliges, hohes Kichern von sich, das wie das Klopfen eines Spechts oder ein winziges Maschinengewehr klang.
    Dann war Zeit zum Mittagessen.
    Alle drei Jahrgangsstufen aßen zur selben Zeit, und so befanden sich um die neunzig Schüler in der Mensa, als Darwen dort ankam. In seiner alten Schule hatten sie in einem riesigen Saal gegessen, groß wie ein Flugzeughangar und mit Linoleumfußboden und kunststoffbeschichteten Tischen. Das Essen wurde auf Plastiktabletts ausgegeben und war so schlecht, dass es schon fast lustig war – Hähnchen-Nuggets, Pommes und Bohnen in Tomatensoße, Pasteten mit undefinierbarer Fleischfüllung, grässliche Pizza. Die Kinder hatten all das begeistert heruntergeschlungen und sich darin überboten, Witze über die schlechte Qualität zu machen.
    Die Mensa an der Hillside war eine völlig andere Welt. Die Schüler saßen an Eichenholztischen mit grünen Tischläufern und Leinenservietten. Im Hintergrund lief klassische Musik, auf den Tischen lagen Speisekarten, und sie bestellten ihr Essen bei aufmerksamen Kellnerinnen mit weißen Schürzen. Die Hälfte der Speisekarte war auf Französisch, und die Speisen selbst wurden schön angerichtet auf Porzellantellern serviert. Darwen erkannte mit einem Blick, dass sie lecker und gesund sein würden, und von daher konnte er sich nicht erklären, wieso er sich plötzlich nach Pasteten mit undefinierbarer Fleischfüllung und nach Chips – ach nein, nach Pommes frites – sehnte.
    Das Einzige, was in dieser Mensa genauso war wie in seiner alten, war die Tatsache, dass man sich hinsetzen konnte, wo man wollte und zu wem man wollte. Aber da Darwen niemanden kannte, war das nicht wirklich ein Pluspunkt.
    Er sah sich um und fühlte sich ignoriert und abgelehnt, bis er ein Gesicht entdeckte, das sich ihm zugewandt hatte. Es war das Mädchen aus seiner Klasse. Sie winkte ihm zu, als sei er kilometerweit entfernt. Darwen zuckte innerlich die Achseln und ging zu ihr hinüber – erst im letzten Moment erkannte er, dass sie allein saß, während an allen anderen Tischen ein ziemliches Gedränge herrschte.
    Das Mädchen war groß, schwarz, hatte große Augen, die kaum einmal blinzelten, und geschwungene Brauen, die ihr einen offenen, abschätzenden Ausdruck verliehen. Ihr Haar war zu kleinen Zöpfchen geflochten und am Hinterkopf zu einem Pferdeschwanz gebunden, der von einem rosa Plastikclip gehalten wurde. Sie sah ausgesprochen selbstbewusst aus – als gehörte ihr alles, was sich in ihrer Sichtweite befand.
    »Alles klar?«, fragte Darwen. »Kann ich mich hierher setzen?«
    »Hau dich hin«,

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